13. April 2007

Stephan Lochner – Ein zuverlässiger Spendensammler

PEK (070412) – Auch 556 Jahre nach seinem Tod macht sich Stephan Lochner um den Kölner Dom verdient. Als einer der Hauptvertreter der Kölner Malerschule schuf er den „Altar der Stadtpatrone“, der als der so genannte Lochner-Altar zu den wichtigsten Kunstschätzen des Doms zählt. Für werbetreibende Unternehmen scheint er jedoch vor allem als potenzieller Kunde interessant.

Im Jahre 2005 offerierte American Express dem Künstler eine Kreditkarte und eine Mitgliedschaft im »American Express Gold Card Club«. Auf das Antwortschreiben von Dompropst Dr. Norbert Feldhoff, der American Express die Lebensdaten des Malers mitteilte, reagierte das Unternehmen mit einer Spende von 555,- Euro, welche zum damaligen Zeitpunkt exakt den Jahren entsprachen, die Stephan Lochner schon nicht mehr auf Erden weilte. Kürzlich geriet er erneut ins Blickfeld der Dienstleistungsbranche. Die Deutsche Post AG bot ihm ein so genanntes Vorzugspaket und eine regelmäßige Vorabansicht der neu erscheinenden Briefmarken an. Adressiert war das Schreiben an den Dom, in dem Lochners berühmtestes Werk hängt.

Durch die Erfahrungen mit American Express geschult, antwortete Dompropst Feldhoff mit einem launigen Schreiben an Dr. Klaus Zumwinkel, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post AG. Darin versicherte er, infolge der Adresse des Postangebots sei er als „rechtlicher Vertreter des Metropolitankapitels der Hohen Domkirche“ berechtigt , in Stephan Lochners Namen zu antworten, und er nannte es „fast schon tragisch, dass Herr Stephan Lochner in seinem derzeitigen Zustand weder Ihr Vorzugspaket noch den besonderen Service, alle deutschen Briefmarken-Neuerscheinungen vier mal im Jahr automatisch zur Ansicht nach Hause zu bekommen“ entgegen nehmen könne. Er bedaure, die Großzügigkeit der Post in der angebotenen Weise nicht wahrnehmen zu können, zumal man ja auch in der Vergangenheit – etwa beim Weltjugendtag 2005 – gut zusammengearbeitet habe.

Seine Anregung, stattdessen den Dom mit einer Spende zu bedenken, fiel bei der Post auf fruchtbaren Boden. Zumwinkels Büro antwortete im entsprechenden Stil auf den Brief des Dompropstes und sagte zu, künftig von Herrn Lochner abzulassen, soweit die zahlreichen Adressendateien, in denen sein Namen womöglich gespeichert sei, dies zuließen. Seit je her habe es ja die Kirche als eine Aufgabe angesehen, Verfolgten und Gesuchten Unterschlupf zu gewähren. Darum verstehe man auch, dass der Dompropst die aktuelle Adresse von Stephan Lochner nicht preisgeben wolle. Der Wunsch nach Neukundengewinnung müsse dahinter zurückstehen. Trotzdem kam die Deutsche Post AG dem Wunsch nach einer Spende für den Dom nach. Die 1111,11 Euro sollen dem so genannten Richter-Fenster im südlichen Querschiff zugute kommen.

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