3. April 2008

Natalia Dallapiccola gestorben

Portrait Natalia DallapiccolaRom (ZENIT.org) – Natalia Dallapiccola, erste Gefährtin der Fokolar-Gründerin Chiara Lubich und Wegbereiterin der Fokolare in Ostdeutschland und Osteuropa, ist am 1. April im Alter von 83 Jahren in ihrem Haus in Rocca di Papa bei Rom gestorben.

»Im Leben und im Tod werde ich stets bei Dir sein«, hatte sie ihrer Gründergefährtin Chiara Lubich 1943 versprochen. Nun erlag sie rund zwei Wochen nach dem Tod Lubichs einem Kreislauf- und Lungenleiden, erklärte die Fokolar-Bewegung.

Dallapiccola koordinierte seit 1959 den Aufbau von Fokolar-Gemeinschaften in West-Berlin, seit 1962 auch in Leipzig sowie in weiteren Ostblockstaaten. Bereits nach einigen Jahren hatte sich die Fokolar-Bewegung unter der Leitung von Natalia Dallapiccola in allen Regionen der DDR verbreitet, in erster Linie in der katholischen, aber auch in der evangelischen Kirche. Von hier aus gelangte sie in andere Ostblockländer, vor allem nach Polen und in die damalige Tschechoslowakei.

Natalia Dallapicocola wurde am 27. Juni 1927 in dem Dörfchen Fornace in den Trienter Bergen geboren. Der frühe Tod ihres Vaters und der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stürzten sie in eine tiefe Krise. Die Begegnung mit Chiara Lubich im Juni 1943 veränderte ihr Leben. Mit ihr lebte Natalia im ersten Fokolar in Trient am Kapuzinerplatz und ging einige Jahre später mit nach Rom.

1959 sollte sie bei der Eröffnung des Fokolars in Westberlin eine wichtige Rolle spielen. Auch gehörte sie zur ersten Gruppe von italienischen Fokolaren, die 1962 freiwillig auf die andere Seite der Mauer wechselten. Bischof Otto Spülbeck von Leipzig hatte Chiara Lubich um Unterstützung gebeten, weil das katholische Krankenhaus nach der Flucht vieler Akademiker dringend ärztliches Personal benötigte. Der Ärztemangel in der DDR machte die Einreise von Ausländern mit medizinischer Ausbildung relativ einfach. Acht Ärztinnen und Ärzte „schleuste“ die Fokolar-Bewegung ingesamt ein.

Natalia Dallapiccola war keine Ärztin. Sie reiste Anfang 1962 offiziell als Putzhilfe der westfälischen Allgemeinmedizinerin Margreth Frisch ein, die auch zur Fokolar-Bewegung gehörte. Große Versammlungen wie die Sommertreffen unter dem Namen Mariapoli oder Familienexerzitien waren in den Ostblockländern undenkbar. Die Begegnungen waren deshalb meist als Urlaubsreisen deklariert. Natalia Dallapiccola organisierte Treffen in kleinen Gruppen in der Tatra oder in anderen Berg- und Waldgegenden. Jahrelang fanden die Mariapolis der Ostdeutschen, Tschechen und Slowaken mit Hunderten von Teilnehmern zeitgleich im Erfurter Dom und der Severi-Kirche statt. Nach der Wende fasste die Bewegung unter der Leitung von Natalia Dallapiccola auch in der ehemaligen Sowjetunion Fuß, bis nach Sibirien und die Mongolei.

1976 musste Natalia Dallapiccola aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden nach Italien zurückkehren. Ein Jahr später wurde sie dort von Chiara Lubich, die in London den Templeton-Preis für ihre Bemühungen zur Förderung des interreligiösen Dialogs entgegennahm, fortan mit der Entwicklung interreligiöser Kontakte betraut. 2005 war es Natalia Dallapiccola, die beim ersten Forum von Christen und Muslimen in Rom eine Ansprache hielt und ihre Erfahrung in die von Papst Benedikt XVI. geförderte Begegnung einbrachte.

Die Fokolar-Bewegungt zählt heute nach eigener Darstellung über 140.000 Mitglieder in 182 Ländern. Die Mitglieder engagieren sich besonders für menschliche Verständigung und Dialog. In den neuen Bundesländern fühlen sich heute einige hundert Menschen den Fokolaren zugehörig. Seit 1998 hat die Bewegung ein eigenes Begegnungszentrum für Ostdeutschland, das Mariapolizentrum „Einheit“ in Zwochau.

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