2. Mai 2008

Hirtenbrief bei Youtube

Die australischen Bischöfe warnen in einem Hirtenbrief vor Gefahren im Internet. Aber nicht nur auf dem Papier, auch bei Youtube kann man sich von Peter Ingham, der sich gleich zu Beginn des Filmchen als Internet-Newbie outet, über das Böse im Netz aufklären lassen. Ich bin beeindruckt.

Mal davon abgesehen, dass ich bei Bischöfen und Angela Merkel immer das Gefühl habe, da reden Blinde von der Farbe…glauben die wirklich, auf diese Weise irgendetwas zu erreichen? Indem sie »Hirtenbriefe« verfassen oder – man muss ja mit der Zeit gehen – im Internet verkünden? Nicht schwer zu erkennen, was da für ein Menschenbild dahinter steckt. Schon 2006 haben die australischen Bischöfe die Nutzung der „neuen Kanzeln“ (ja, damit ist das Internet gemeint!) bei der Evangelisierung gefordert. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Die »neuen Kanzeln«. »Hirtenbriefe« und »Kanzeln« im Internet sind wirklich das Letzte, was diese Welt gebraucht hat. Damit kann man vielleicht Schafe beglücken, aber keine Menschen. Vor allem keine, die mehr vom Internet verstehen als Bischof Peter und seine Kollegen.

Das Internet ist weder ein Prospektständer noch eine Lehrkanzel für Amtsträger, sondern ein Kommunikationsmedium. Von Mensch zu Mensch. Grassroots. Und Kommunikation besteht zu 50 % aus Zuhören. Mindestens. Mit den Menschen sprechen, nicht zu den Menschen. Das ist das ganze Geheimnis dieses Mediums. Die Zeit der obrigkeitlichen Verkündigung ist vorbei.

Das selbe könnte man auch Erzbischof Claudio Maria Celli, Vorsitzender des Päpstlichen Rates für die Sozialen Kommunikationsmittel (sic!), sagen, der neulich bei einem Vortrag (!) darüber lamentiert hat, wie die Kirche »von den anderen wahrgenommen und von den Medien präsentiert wird.«

Wenn die Kirche von den Medien nicht richtig präsentiert wird, dann heult man nicht auf Summits rum, sondern nimmt die Sache selbst in die Hand. Dazu braucht man keine Presse und keinen Rundfunk. Kommunizieren, auf Augenhöhe, kann man auch, wenn man in seinem marmorgetäfelten Büro im vatikanischen Palast sitzt. Es kostet nicht einmal was und erfordert keine besonderen Anstrengungen, außer natürlich eine Stunde Zeit am Tag. Aber daran wird es doch sicher nicht scheitern, wenn es einem wirklich ernst ist mit der Kommunikation.

Irgendeiner wird sich doch finden in Australien oder im Vatikan, der in der Lage ist, ein WordPress oder S9Y auf einen der vielen Server zu packen und los gehts mit dem Bloggen. Einarbeitungszeit zehn Minuten und man erreicht Millionen – Menschen, nicht Schafe. Sofort und unmittelbar, ohne Umweg. Ein bloggender Erzbischof spricht sich sicher rum wie ein Lauffeuer. Man muss es nur richtig machen. Verlautbarungen und Predigten liest auch im Blog keiner. Aufs Zuhören und Antworten kommt’s an. Persönlich, höchstselbst, nicht abgeschirmt von schalldichten Türen, Sekretären und Monsignores. Selbst den Diskurs bestimmen, nicht zur Presse predigen und hoffen, dass die es schon machen werden.

Aber ob das der Erzbischof wirklich will?

Bruder Sean macht es vor. Und der ist immerhin Kardinal.

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