16. Mai 2008

Welche Wappen verwenden die Dominikaner?

Wer sich ein wenig im dominikanischen Umfeld bewegt hat, dem wird aufgefallen sein, dass der Dominikanerorden zwei verschiedenen Wappen verwendet: das Mantelwappen und das Lilienkreuz. Aber woher kommen sie und wann wird welche Form verwendet?

Dazu hat der Dominikanerpater Wolfram Hoyer aus Augsburg in der Provinzzeitung 6/7 2006 eine Antwort gegeben. Er stellt zunächst die Frage, wieso Kirchenmänner, die weder schlacht- noch turnierfähig waren, überhaupt ein Wappen brauchten. Die Antwort ist, dass sie es nicht als Wappen auf ihrem Turnierschild verwendeten, sondern als Siegelzeichen auf Urkunden. Dazu dienten aber während des gesamten Mittelalters vor allem figürliche Darstellungen, wie z.B. eine Muttergottes mit Kind oder ein betender Mönch. Die Ordenssatzungen schrieben nur vor, daß die Siegel nichts „Kurioses“
zu zeigen und die Ordensmeister ein Kruzifix, also den Gekreuzigten, im Siegelbild zu führen hatten
(Generalkapitel von Bologna 1240, ord. 24).

Die beiden Wappen

Das Mantelwappen der DominikanerDas heute bekannte Mantelwappen kam erst im ausgehenden Mittelalter auf. Seine Herkunft liegt im Dunkeln. Es wurde dem Orden weder verliehen, noch hat er es sich selber gegeben. Die älteste nachweisbare Darstellung ist auf einem Venediger Processionarium von 1494 zu sehen. Es setzte sich ab etwa 1500 in ganz Europa durch.

In der Fachsprache der Heraldiker als silberne eingebogene Spitze auf schwarzem Grund beschrieben, ist es leicht als stilisierte Darstellung der schwarzen Ordenskappa über dem weißen Habit zu erkennen. In einer spirituellen Deutung liegt über dem weißen Gewand der Freude der schwarze Mantel der Buße als Zeichen der Demut und Bereitschaft zur Umkehr.

Das zweite Wappen der Dominikaner zeigt ein schwarzweiß geständertes Lilienkreuz auf zumeist ebenfalls schwarzweiß geständertem Schild. Diese Wappenform ist älter als das Mantelwappen. Sie ist seit etwa 1400 nachgewiesen, allerdings im Kontext der Inquisition, die im Mittelalter den Dominikanern übertragen war. Das Lilienkreuz war also Wappen oder Wappensbestandteil von Inquisitoren. Es findet sich auf Inquisitorengrabsteinen, auf Darstellungen der Inquisition oder Autodafés, v.a. auf der iberischen Halbinsel und den spanischen Kolonien, aber auch in Italien. Allgemeine Verwendung im Dominikanerorden fand es erst im 17. Jahrhundert.

Wann wird welches Wappen verwendet?

Lilienkreuz Wappen der DominikanerBis zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Mantelwappen das allgemein verbreitete Ordensabzeichen der Dominikaner. Seitdem setzte sich das Lilienkreuz immer mehr durch. Seit 1890 wurde es als Buchstempel auf allen liturgischen Büchern des Ordens verwendet und kam 1892 auch auf das offizielle Organ des Ordens, die Analecta Ordinis. Danach kam es auf die Generalkapitelsakten und die großen dominikanischen Zeitschriften wie die Revue Biblique, die Revue Thomiste, das Année Dominicaine und die Ciencia Tomista. Trotzdem blieb danaben auch noch das Mantelwappen in Gebrauch.

Erst 1961 wurde auf dem Generalkapitel in Bologna das Mantelwappen zum verbindlichen Abzeichen des Dominikanerordens erklärt, der Beschluss vom Generalkapitel in Bogotá 1965 aber wieder aufgehoben und die Verwendung freigestellt.

Heute verwendet die Dominikanerprovinz Teutonia in Köln das Mantelwappen und die süddeutsch-österreichische Provinz in Augsburg das Lilienkreuz.

Weiterführende Literatur: Walz, Angelus: Das Wappen des Predigerordens, in: Römische Quartalsschrift für christliche Altertumskunde und für Kirchengeschichte XLVII (1939) S. 111–147.

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