16. Juni 2008

Kloster Oberzell fit für das 21. Jahrhundert

Zell a. M. (POW) – Nach sechs Jahren Bauzeit sind die umfangreichen Sanierungsarbeiten im Kloster Oberzell abgeschlossen: Klosterkirche, Konventbau und angeschlossener Nordflügel sowie die Außenanlagen wurden grundlegend überarbeitet und fit gemacht fürs 21. Jahrhundert. Rund 15 Millionen Euro kosteten die Maßnahmen.

Freuen sich über die erfolgreiche Generalsanierung (von links): Friedrich Staib, Alfred Wiener, Schwester Reginarda Holzer, Schwester Katharina Ganz und Rainer Kriebl.»Wir Oberzeller Franziskanerinnen freuen uns mit vielen Menschen über ein gelungenes Werk und hoffen, dass durch die Sanierung ein Grundstein für die kommenden 100 Jahre gelegte wurde – wer immer dann hier leben wird«, sagte Schwester Reginarda Holzer, Baubeauftragte des Klosters, am Dienstag, 10. Juni, bei einer Pressekonferenz im Kloster Oberzell. Mit der äußerlichen sei auch eine innerliche Umgestaltung im Kloster einhergegangen – eine spirituelle Neuorientierung und Rückbesinnung. Derzeit gehören rund 250 Schwestern der Gemeinschaft an, von denen 43 im Konventbau leben.

Erste Vorüberlegungen zu den Baumaßnahmen datieren ins Jahr 1991 zurück. 1999 wurde dann das endgültige Nutzungskonzept von Schwestern und beteiligten Architekten entworfen. „Das Konventgebäude wurde von Balthasar Neumann errichtet und hat seit der Grundsteinlegung im Jahr 1744 eine äußerst wechselvolle Nutzung hinter sich“, erklärte Architekt Alfred Wiener. Nachdem in der Säkularisation die Prämonstratenser das Kloster verlassen hatten, diente es während der Napoleonischen Kriege als Lazarett und verfiel nahezu. 1817 richteten Friedrich Koenig und Andreas Friedrich Bauer im Kloster eine Fabrik ein, in der bis 1903 rund 6000 Rotationsdruckmaschinen gebaut wurden.

»Es waren zahlreiche statische Umlastungen notwendig, um das Gebäude langfristig zu sichern«, erklärte Wiener. Bauleiter Friedrich Staib berichtete unter anderem von einem fast acht Meter langem Stahlträger von 60 Zentimetern Stärke, der von außen in das Gebäude eingepresst werden musste, um die Decke über dem Speisesaal zu entlasten. Mehrfach mussten die jetzt wieder im Konventbau untergebrachten Schwestern während der Bauphase umziehen. Die gesamte Infrastruktur des Gebäudes wurde auf den aktuellen Stand gebracht. Damit bei zukünftigen Anpassungen keine allzu großen Bauarbeiten erforderlich sind, wurden Strom-, Heizungs-, Wasser- und Abwasserleitungen in speziellen, leicht zugänglichen Kanälen verlegt. Außerdem wurden im gesamten Gebäude Brandschutzverglasungen eingebaut.

Lädt zum Verweilen ein: Blick in den Innenhof des Konventbaus von Kloster Oberzell.Im Außenbereich wurde das historische Entwässerungssystem entwirrt und als Trennsystem mit separaten Leitungen für Regen- und Schmutzwasser neu verlegt. »Die raumbildenden Grünflächen wie zum Beispiel vor dem Südflügel wurden auf die Wertigkeit der baulichen Anlage abgestimmt und mit den im Barock üblichen Magnolienbäumen symmetrisch bepflanzt«, erläuterte Gernot Meyer, der für das Architekturbüro Wiener die Neugestaltung der Freianlagen betreute.

Architekt Rainer Kriebel, der mit seinen Kollegen die Sanierung der Klosterkirche begleitete, hob die herausragende Lage des Klosters hervor. Die Nähe zu Main und den Zeller Quellen sei ein Segen und verleihe dem Ort eine besondere Ausstrahlung. Sie habe aber auch zur Ausmergelung der Fundamente unter dem Portal der Kirche geführt. Dank einer unsichtbaren Verspannung sei eine weitere Neigung des Eingangsbereichs in Zukunft verhindert. Neben der Neugestaltung des Altarraums nach den Entwürfen von Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen hob Kriebel die neue, im Sims versteckte, hochvariable Beleuchtung hervor. Diese erlaube neben allen Helligkeitsstufen auch eine gezielte Hervorhebung einzelner Elemente im Gotteshaus. »Die Schwestern haben eine große Offenheit für eine zeitgenössische und dennoch einfache Gestaltung gezeigt«, attestierte der Architekt. Ganz bewusst seien an verschiedenen Stellen in der Kirche Bauteile aus den verschiedenen Epochen hervorgehoben, um die geschichtliche Entwicklung zu zeigen.

Von den Gesamtkosten in Höhe von 15 Millionen Euro trägt die Diözese Würzburg rund 2,14 Millionen Euro. Weitere Zuschüsse in Höhe von 890.000 Euro kamen von der Bayerischen Landesstiftung, das Landesamt für Denkmalpflege gab rund 75.000 Euro. Mit 680.000 Euro unterstützte der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien das Projekt, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich mit 350.000 Euro. Von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken kamen 185.000 Euro, vom Kulturförderkreis des Landkreises Würzburg 50.000 Euro. Die Gemeinde Zell unterstützte das Kloster mit über 95.000 Euro. »Rund 60 Prozent der Kosten finanziert die Gemeinschaft selbst«, betonte Schwester Reginarda, wenngleich durch verschiedene Aktionen Spenden in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro eingingen.

Beim Tag der Offenen Tür am Samstag, 14. Juni, konnten sich alle Interessierten selbst ein Bild vom generalsanierten Kloster Oberzell machen.

Fotos: Markus Hauck (POW)

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