1. Juli 2008

Ordensleute sind Dritte-Welt-Experten

Bonn – Mit 118 Millionen Euro unterstützen deutsche Ordensgemeinschaften 2007 Krankenhäuser, Schulen, Sozialstationen, Flüchtlingslager, usw. in den armen Ländern des Südens. Dies geht aus dem Finanzbericht der Arbeitsgemeinschaft deutscher Missionsprokuren (AGMP) hervor, der gestern in Bonn veröffentlicht wurde.

Die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, Sr. Aloisia Höing SMMP, äußerte sich erfreut über die Solidarität und Spendenbereitschaft in Deutschland: „Über die finanzielle Hilfe hinaus werden vielfach Kontakte geknüpft, die von Ordensleuten vermittelt werden. So entstehen in unserer globalisierten Welt Gebets- und Glaubensgemeinschaften.“

Der Leiter der AGMP, Jean Paul Muller SDB, wertete das Ergebnis der Erhebung als eindrucksvollen Beitrag der Ordensgemeinschaften für eine menschlichere Welt: „Hinter den 118 Millionen stehen Tausende von Ordensleuten, die durch ihre Arbeit als einfache Krankenschwestern, Landwirtschaftsexperten, Seelsorger und Sozialarbeiter Nächstenliebe sichtbar und fühlbar machen. Sie sind so etwas wie die Anker in einer Welt, die ständig im Fluss ist.“

99 Ordensgemeinschaften haben an der diesjährigen Erhebung teilgenommen. Im Vergleich zum Vorjahr weisen die Einnahmen einen leichten Zuwachs von zwei Millionen auf 117,1 Mio. Euro auf. Der Großteil der Gelder (34%) floss nach Afrika, gefolgt von Asien (26%) und Lateinamerika (24%). Vier Prozent wurden nach Osteuropa, in die ehemals kommunistischen Staaten transferiert.

Muller verwies darauf, dass viele Orden nahezu ohne jede Bürokratie und mit wenig bezahlten Helfern auskommen: „Es gibt bei uns Gemeinschaften, die mit drei oder vier Schwestern mehrere Millionen Euro im Jahr mobilisieren.“ Es sei bedauerlich, dass solche Leistungen in der Beurteilung der Kirche oft übersehen würden. Ähnlich sei es mit dem Einsatz der Orden bei Not- und Katastrophenfällen und in der Entwicklungshilfe. Vielfach seien es Ordensleute, die die berühmte Nachhaltigkeit von Projekten sicherstellten. Muller bedauerte, dass in der Öffentlichkeit eher reißerische Randthemen wie die kirchliche Disziplin oder die Sexualität vorherrschten. Neben Fragen wie der Nutzung von Kondomen, der Stellung zum Zölibat und der Bestrafung pädophilen Priester gebe es noch andere wichtige und drängende Themen.

Jean-Paul Muller und Schwester Aloisia Höing wünschen sich eine stärkere Vertretung von Ordensleuten in deutschen Fachgremien. „Viele Ordensleute arbeiten an den Brennpunkten dieser Erde und sind dort gefragte Experten. Als kompetente Gesprächspartner sollten sie in der Beratung von Erziehungsfragen, der Jugend- und Sozialarbeit, der Altenpflege und anderen relevanten Gesellschaftsthemen stärker hinzugezogen werden.“ (DOK)

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