8. September 2008

„Den Müll von der Seele schieben“

Augsburg (IBA) – Eine Projektreise nach Albanien hat Domkapitular Dr. Bertram Meier unternommen. Der Weltkirchen- und Ordensreferent der Diözese Augsburg wurde begleitet von der Provinzoberin der Dillinger Franziskanerinnen in den Regens-Wagner-Stiftungen, Schwester Regitta Michel.

Prälat Dr. Bertram Meier (r.) und Schwester Regitta Michel (l.) informierten sich bei Erzbischof Angelo Massafrain Albanien über die Situation der katholischen Kirche.

Prälat Dr. Bertram Meier (r.) und Schwester Regitta Michel (l.) informierten sich bei Erzbischof Angelo Massafrain Albanien über die Situation der katholischen Kirche.

Kurz nach der Wende waren Dillinger Franziskanerinnen nach Albanien aufgebrochen, um „mitten unter dem Volk zu leben und den armen Menschen zu helfen“, sagt Schwester Juditha Heidel, die seit 16 Jahren in Albanien wirkt. Zusammen mit einer Gruppe junger Frauen lebt sie in Velipoje, einer kleinen aufstrebenden Stadt an der Adria. Vor knapp fünf Jahren hat der zuständige Erzbischof von Shkodra die Gemeinschaft auf Probe errichtet. Erzbischof Angelo Massafra, Franziskaner und gebürtiger Italiener, empfing Prälat Meier und Schwester Regitta, um die Zukunft der jungen Gemeinschaft zu sondieren. Die Pfarrei Velipoje hat in den vergangenen Jahren gute bauliche Strukturen erhalten, nicht zuletzt mit Hilfe der Dillinger Franziskanerinnen, des Referates Weltkirche des Bistums Augsburg und anderer Sponsoren. Dazu zählen Pfarrkirche mit Kindergarten und Gemeindezentrum sowie ein Kloster mit Garten.

Zur Wende im Jahr 1990 hatten kaum zwei Dutzend Priester den Kommunismus in Albanien überlebt. Trotz der Wiederzulassung der Religionsgemeinschaften ist das Land ein Missionsland. Die Muslime stellen rund zwei Drittel der Bevölkerung, die Orthodoxie etwa 20 Prozent und die Katholiken nur zehn Prozent (rund 400.000). „Die Christen dürfen nicht schlafen“, meint Prälat Meier mit Sorge. Der größte Teil der im Land tätigen Priester und Ordensleute stammt aus dem Ausland. Ganz oben auf der Tagesordnung der Missionsarbeit steht neben der Evangelisierung das soziale Engagement.

Auf caritativer Ebene setzt sich auch die „Spirituelle Weggemeinschaft“ ein, eine junge Ordensgemeinschaft, die vor zehn Jahren die Anerkennung aus Rom bekam. Während das Mutterhaus in Rheinau in der Schweiz liegt, leben drei Schwestern in Dobrac, einem Vorort von Shkodra, um das Leben mit den Armen zu teilen. Zu dieser jungen Gemeinschaft zählt auch die aus Donauwörth stammende Schwester Christina Färber. Seit Jahren ist die gelernte Krankenschwester und Therapeutin in Albanien tätig. Nach der Wende arbeitete sie in einem „Friedensdorf“, um die Kulturen, Religionen und Generationen im Land versöhnen zu helfen. Jetzt lebt sie in Dobrac und hilft der Jugend, ihre Existenz aufzubauen. Große Hoffnung hängt am Kinder- und Jugendzentrum, zu dessen Finanzierung auch das Bistum Augsburg beiträgt. Es soll die junge Generation auffangen: Sport und Spiel, Kurse und Therapien, Beratung und Erste Hilfe werden angeboten, aber auch ein eigenes Bistro (selbstverständlich ohne Alkoholausschank) ist geplant.

Die pastorale Arbeitsaufteilung in Dobrac ist bemerkenswert: Die Spirituelle Weggemeinschaft versteht sich als Wegbegleiterin, damit die Menschen in Würde leben können, während eine Gruppe von Mutter-Theresa-Schwestern ihren Schwerpunkt in der Katechese hat. Was beide Wege verbindet, ist das christliche Gottes- und Menschenbild.

Auch beim Straßenbau oder bei der Müllabfuhr wirken die Schwestern mit. Davon zeigte sich Prälat Meier tief beeindruckt: „Wer den Müll von der Straße wegbringt, dem nimmt man leichter ab, dass unser Gott auch den Müll von der Seele schieben kann.“ Der Dienst der Schwestern ist religionsübergreifend: Nicht nur Christen kommen zu ihnen, sondern auch Muslime. „Das ist eine gute Visitenkarte für das Evangelium“, meint Domkapitular Meier: „Wer auf die Schwestern der Spirituellen Weggemeinschaft trifft, kann sicher sein, dass er eine gute Adresse hat.“

Bistum Augsburg

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