8. September 2008

Nuntius Dr. Martin Krebs wollte eigentlich Arzt werden

Essen – Einen Studienplatz in Medizin hatte der neue Erzbischof und Nuntius Dr. Martin Krebs schon sicher. Und auch der Zivildienst im St. Joseph-Krankenhaus in Bochum schien anzudeuten, wohin der berufliche Weg führen sollte. Doch der anfängliche Berufswunsch, einmal Arzt zu werden, war nur von kurzer Dauer.

Prälat Dr. Martin Krebs vertritt Vatikan in Guinea und Mali (Foto: Nicole Cronauge)

Prälat Dr. Martin Krebs vertritt Vatikan in Guinea und Mali (Foto: Nicole Cronauge)

„Bei der Tätigkeit als Zivi im OP-Saal wurde mir klar, dass das nicht meine Welt ist“, sagt Martin Krebs. Und plötzlich gab es für den gebürtigen Essener nur noch einen Wunsch, nämlich Priester zu werden. Überrascht waren nicht nur seine Eltern und vier Geschwister, sondern auch Freunde, Bekannte und Wegbegleiter. Aber sie stützten ihn auf diesem neuen Weg. „Vor allem meinem Religionslehrer auf dem Gymnasium am Stoppenberg habe ich diesbezüglich viel zu verdanken“, so Martin Krebs.

Dass ihn sein Weg als Priester einmal auf das diplomatische Parkett führen würde, konnte der heute 51-Jährige damals noch nicht ahnen. Ob sich schon 1979 mit dem Wechsel des Studienortes von Bochum nach Rom andeutete, dass er einmal für „höhere Aufgaben“ vorgesehen ist, sei dahingestellt. Zunächst lief doch alles ganz normal. Nach der Priesterweihe begann für Martin Krebs die praktische Seelsorge, und zwar als Kaplan in der Pfarrgemeinde St. Joseph in Duisburg-Mitte, drei Jahre lang. Anschließend der Wechsel in eine andere Gemeinde, später das Pfarrerexamen und die Übernahme der Leitung einer Gemeinde als Pfarrer? Nein, sein Weg sollte anders verlaufen. Er wurde zum Studium an der Päpstlichen Diplomaten-Akademie in Rom freigestellt. Dass er nebenbei auch im Kirchenrecht promovierte, das erwähnt Martin Krebs nur beiläufig, ja bescheiden.

Kein Traumjob, sondern ein entbehrungsreicher Dienst

Es waren Jahre des Lernens, in Rom genauso wie in den Nuntiaturen in Burundi, Japan, Österreich, der Tschechischen Republik, bei der Europäischen Union oder in den USA. 25 Jahre ist Dr. Martin Krebs nun Priester. Am 10. Oktober kann er sein Silbernes Priesterjubiläum feiern. Allein 22 Jahre war er im Ausland tätig, in der Welt der Diplomaten. Ein Traumjob?

Dr. Martin Krebs würde diese Wortwahl wohl ablehnen. Für ihn ist die diplomatische Tätigkeit ein „Dienst“ und nichts anderes. Er versteht sich – ganz so wie die Bedeutung des lateinischen Wortes „nuntius“ – als „Bote“ und „Gesandter“ des „Heiligen Stuhls“, im Auftrag des Papstes, des „Pontifex“, des „Brückenbauers“. Dr. Martin Krebs bringt es auf den Punkt: „So versuchen wir als Boten des Papstes in dem jeweiligen Land Brücken zu bauen. Ein Dienst also und kein „Traumjob“. „Und dieser Dienst fordert, verlangt Verzicht“, betont der zukünftige Nuntius von Guinea und Mali.

Wer wie er überwiegend im Ausland tätig ist, genießt natürlich die wenigen Wochen pro Jahr in der „alten Heimat“, um Familie, Freunde und Bekannte zu treffen. „Das Bistum Essen bleibt meine Heimat“, betont Dr. Martin Krebs. Dass ihn die zurückliegenden Jahre geformt, ihn auf das Diplomatenleben vorbereitet haben, ist zu spüren. Hellwach sind seine Augen. Er hört geduldig zu, beherrscht die Gesprächskultur, sucht immer den Augenkontakt mit seinem Gesprächspartner. Er wählt seine Worte sorgfältig. Seine Antworten verraten ein breites und fundiertes Wissen. Seinem Gegenüber begegnet er auf Augenhöhe. Es ist Freundlichkeit und Aufmerksamkeit, die er ausstrahlt und durch die immer eines hindurchscheint: Bescheidenheit.

Auf seine neue Aufgabe als Nuntius in Guinea und Mali freut sich der Musikliebhaber, der in jungen Jahren als nebenamtlicher Kirchenmusiker mit C-Examen in so manchem Gottesdienst die Orgel spielte. Doch Dr. Martin Krebs sieht auch klar die Herausforderung: „Guinea ist ein mehrheitlich islamisches Land, in dem der Islam jedoch nicht fanatisch gelebt wird.“ Aber auch das sagt er mit einer tiefen inneren Ruhe und Gelassenheit: „Ich werde sehen, was mich dort erwartet.“ (do)

Bistum Essen

Lesermeinungen

Was sagen Sie dazu?