16. September 2008

Benediktbeuern – Ein Kloster mit jugendlichem Charme

Augsburg (IBA) – Unweit der 1.800 Meter hohen „Benediktenwand“ erhebt sich im Alpenvorland die Kulisse jenes Klosters, das in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts in benediktinischem Geist gegründet wurde, heute dem Orden der Salesianer Don Boscos gehört und dem Ort seinen Namen gegeben hat: Benediktbeuern.

Das Kloster Benediktbeuern verbindet Tradition und moderne Jugendpastoral.

Das Kloster Benediktbeuern verbindet Tradition und moderne Jugendpastoral.

Die beschauliche Bergidylle ist jedoch nicht so ruhig, wie es auf den ersten Blick erscheint: Neben 49 Ordensmitgliedern aus 13 Nationen, die sich besonders der Jugendarbeit widmen, studieren rund 300 Studenten an der ordenseigenen Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) sowie mehr als 400 Studenten an der ebenfalls im Klosterbereich untergebrachten Katholischen Stiftungsfachhochschule (KSFH). Aber nicht nur das: Zehntausende Schüler besuchen jährlich für Tage oder Wochen das „Aktionszentrum Benediktbeuern“, die Jugendherberge oder das „Zentrum für Umwelt und Kultur“ (ZUK).

1803 wurde das Kloster säkularisiert und teilte bis 1930 das Schicksal vieler Klöster. „Seit 1930, als der Orden die Klostergebäude erwarb, sind wir Salesianer Don Boscos hier und widmen uns besonders der Jugendarbeit“, erläutert Pater Claudius Amann, der Direktor. Das Ergebnis des Engagements der Salesianer kann sich sehen lassen, der Zulauf ist riesengroß. „Wir fragen uns, was junge Menschen beschäftigt. Das ist eine Herausforderung für uns. Daher bieten wir vom ‚Zentrum für Umwelt und Kultur’ vielfältige erlebnispädagogische Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche an wie Floßfahrten, Fischen, Wanderungen und vieles mehr. Es geht bei uns um Erlebnisvermittlung, durch die ethisches Verhalten initiiert werden soll“, beschreibt der Leiter des ZUK, Pater Karl Geißinger die Arbeitsweise des ZUK. Dabei wird das Zentrum wissenschaftlich von der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer in umweltethischen Fragen und von der Katholischen Stiftungsfachhochschule in umweltpädagogischen Fragen unterstützt. Rund 30 Prozent der Teilnehmer kommen aus Bayern, 60 Prozent aus den anderen Bundesländern, aus Österreich und Italien.

Professor Dr. Egon Endres, Präsident der KSFH, ist nicht nur stolz auf das Profil der Hochschule, die die neuen Studienabschlüsse „B.A.“ und „M.A.“ in den Fächern Soziale Arbeit, Pflegemanagement, Pflegepädagogik, Bildung und Erziehung im Kindesalter sowie ein Weiterbildungsstudium „Master of Social Work“ anbietet, sondern auf die enge Vernetzung mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer vor Ort. „Rund 50 Prozent unserer Studenten nehmen die Gelegenheit wahr, eine theologische Zusatzausbildung an der PTH zu machen, mit der sie als Religionspädagogen auch die Lehrbefähigung erhalten können“, so Endres.

Auch Klettern gehört zu den Aktivitäten, denen die Jugendlichen nachgehen können.

Auch Klettern gehört zu den Aktivitäten, denen die Jugendlichen nachgehen können.

Von der KSFH führen nur wenige Schritte zur PTH. Professor Pater Dr. Norbert Wolff, Prorektor der Hochschule, Lehrstuhlinhaber für Kirchengeschichte und gleichzeitig Pressesprecher der Hochschule, erklärt: „Nach einem Umfrageergebnis kommen die Studenten aus zwei Gründen nach Benediktbeuern: Die Hochschule ist durch ihren spirituellen Charakter geprägt und bietet die Möglichkeit eines Doppelstudiums“, erklärt Wolff den Zulauf. Die Hochschule verleiht staatlich und kirchlich anerkannte Grade, inklusive der theologischen Promotion und Habilitation. Benediktbeuern hat aber noch mehr zu bieten: Die Jugendbildungsstätte „Aktionszentrum“ (AZ), das „Institut für salesianische Spiritualität“ und das „Jugendpastoralinstitut“ unter Leitung von Professor Dr. Martin Lechner, der den in Deutschland einzigartigen Lehrstuhl für Jugendpastoral inne hat. Dabei hat gerade das seit 25 Jahren existierende Institut für salesianische Spiritualität die besondere Aufgabe, das geistliche Erbe Don Boscos wach zu halten, erklärt dessen Leiter Pater Reinhard Gesing. Die Zielgruppe des Instituts seien vor allem Multiplikatoren.

Jugendarbeit im Geist des heiligen Don Bosco wird groß geschrieben. Die Vernetzung zwischen den verschiedenen Institutionen des Ordens aber auch zu den staatlichen Einrichtungen ist das herausragende Kennzeichen. Die Jugendbildungsstätte „Aktionszentrum“ steht an einer solchen Schnittstelle zwischen kirchlicher und staatlicher Jugendarbeit. Pro Jahr nehmen rund 600 Gruppen mit insgesamt 28.000 Teilnehmern die Angebote des Aktionszentrums wahr.

„Ein Kloster mit jugendlichem Charme“ sei Benediktbeuern, charakterisiert Professor Dr. Martin Lechner seine Wirkungsstätte. Daher sieht sich der jugendpastorale Begegnungs- und Bildungsort Benediktbeuern durch die Zeichen der Zeit herausgefordert, betont Lechner mit Hinweis auf Auslandspraktika der KSFH oder die begonnene Partnerschaft zwischen der PTH und den chilenischen Hochschulen „Universidad Católica Cardenal Raúl Silva Henríquez“ und „Universidad Católica del Norte“.

Lernen, leben und Gott loben: Die Salesianer verbinden in Benediktbeuern erfolgreich das Erbe der benediktinischen Tradition mit der offenen Art der Jugendarbeit ihres Ordensgründers Don Bosco. Vernetzung als Profil – dieses Programm der Zukunft kommt an.

Bistum Augsburg

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