21. Oktober 2008

Sr. Emmanuelle gestorben

Rom (ZENIT.org) – Schwester Emmanuelle von Kairo, bekannte 99-jährige Ordensschwester der Kongregation Unserer Lieben Frau vom Sion, ist in der Nacht zum Montag in Callian im Altersheim ihres Ordens in Südfrankreich verstorben, teilte der Orden mit. Die Beisetzung werde im kleinsten Kreis stattfinden, wie Sr. Emmanuelle es gewünscht habe.

Sr. Emmanuelle (Foto: kreuzgang.org)

Sr. Emmanuelle Cinquin (Foto: kreuzgang.org)

Die als »Mutter der Müllmenschen« von Kairo bekannte Schwester Emmanuelle hätte am 16. November ihr 100. Lebensjahr vollendet. Sr. Emmanuelle, Angehörige des Ordens von „Notre Dame de Sion“, hatte 1971, nach ihrer Pensionierung als Lehrerin, in den Slums von Kairo ein neues Leben begonnen. Sie lebte dort mit den „Müllmenschen“, den zumeist koptischen Abfallsammlern und -verwertern der ägyptischen Hauptstadt, und baute mehrere „Sozialzentren“ mit Krankenhäusern und Schulen auf. Seit 1985 half sie auch im Sudan, seit 1987 im Libanon.

Sr. Emmanuelle wurde 1908 als Madeleine Cinquin, so ihr bürgerlicher Name, in Brüssel als Tochter einer belgischen Mutter und eines französischen Vaters geboren. Schon sehr früh wurde sie Waise. Mit 20 Jahren trat sie 1931 in die Ordensgemeinschaft „Notre Dame de Sion“ ein und nahm den Namen Schwester Emmanuelle an. Sie studierte französische Literatur, Philosophie und Theologie in Istanbul und an der Sorbonne in Paris. Anschließend unterrichtete sie in den Schulen ihres Ordens in der Türkei, in Tunesien und Ägypten 40 Jahre Kinder vor allem begüterter Eltern. Ihr Apostolat begann mit Philosophie- und Literaturunterricht in der Türkei, Tunesien und Ägypten. 1971 beendete sie ihre Unterrichtstätigkeit und übersiedelte in die Müllsiedlung „Ezbeth-El-Nakhl“, in einen Ziegenstall, um dort das Leben der „Müllmenschen“ zu teilen.

Schwester Emmanuelle lebte während zwölf Jahren mit den Ärmsten der Not leidenden Bevölkerung Ägyptens, in einem armen Vorort von Kairo, zwischen Abfall- und Lumpensammlern. Diese leben am Rande der Gesellschaft und vom Abfall, den sie jeden Tag in der Stadt sammeln. Es ist eine furchtbare Barackensiedlung, in die sich kein Polizist hineintraut. An diesem Ort vereint sich all das Elend der Welt: Einheimische Krankheiten, Verbrechen, Unwissenheit und Aberglaube scheinen zusammenzukommen, um es zu einem Platz des Grauens und Verzweifelns zu machen.

1979 begann sie eine Welttournee, um ihre erste Million Dollar für ihre ägyptischen Schützlinge zu sammeln. 1993 kehrte sie auf Geheiß der Oberin nach Paris zurück, um ihre Gesundheit zu schonen. Ihre Bücher und Interviews spielen in der öffentlichen Meinung ihrer Heimat Frankreich bis heute eine nicht unbedeutende Rolle. Hier gehörte Schwester Emmanuelle seit vielen Jahren zu den beliebtesten Persönlichkeiten. Nur der Armenpriester Abbé Pierre und der Fußballer Zinedine Zidane waren ähnlich populär wie die „Mutter der Müllmenschen“. 2002 erhielt sie den Orden der Ehrenlegion.

Sr. Emmanuelles Mission wird heute von verschiedenen Hilfswerken weitergeführt. Die Schweizerische Vereinigung der Freunde von Schwester Emmanuelle (ASASE) ist als öffentliche Wohlfahrtsorganisation anerkannt, stützt sich nur auf Freiwilligenarbeit und ist keine religiöse Vereinigung. Gegründet wurde sie 1979, um Schwester Emmanuelles Arbeit in Kairos Slums zu unterstützen. Seit 1986 kümmert sich die Organisation fast nur noch um den Sudan, besonders um die Straßenkinder. In den letzten Jahren ihres Lebens schrieb Schwester Emmanuelle einige Bücher mit autobiographischem Inhalt, aber auch, um ihre Botschaft zu vermitteln. Im Jahr 2005 erschien ihr Werk „Schwester Emmanuelle, Wofür es sich zu leben lohnt. Die Mutter der Müllmenschen von Kairo“, im Pattloch-Verlag.

(Angela Reddemann)

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