25. November 2008

Generalvikar Hillenbrand profaniert Klosterkirche Sankt Kilian in Lebenhan

Bad Neustadt-Lebenhan (POW)– Nach einer letzten Messe in der Kosterkirche der Missionare von der hl. Familie in Lebenhan hat Generalvikar Karl Hillenbrand am Christkönigssonntag die Kirche profaniert. Das Gotteshaus ist jetzt kein liturgischer Raum mehr.

Klosterkirche Lebenhan (Foto: B. Schweßinger, POW)

Klosterkirche Lebenhan (Foto: B. Schweßinger, POW)

Mucksmäuschenstill war es zum Abschluss der Feier im Gotteshaus. Die Altarkerzen sind gelöscht, die Blumen entfernt, die Altardecken abgenommen. Ein Loch klafft in der Altarplatte; dort, wo über Jahrzehnte die Reliquien von Heiligen ruhten. Der Tabernakel steht offen – leer. Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand steht mit dem Allerheiligsten im Chorraum. Von 17 Patres und Priestern, einem Diakon und den Gläubigen der Rhön-Gemeinde Lebenhan begleitet, trägt er den Kelch mit dem eucharistischen Brot aus der weihrauchgeschwängerten Klosterkirche Sankt Kilian durch die dunklen Dorfstraßen der 400-Seelen-Gemeinde zur Kuratiekirche Mariä Geburt.

Rund 90 Jahre diente das Gotteshaus den Missionaren von der Heiligen Familie als spiritueller Ort inmitten ihrer Klosteranlage. 1919 erwarb der Orden das Schloss. 1921 wurde die Klosterkirche eingeweiht. Klosteranlage, Missionsschule und Internat entstanden neu. 1938/39 hoben die Nationalsozialisten die Missionsschule auf, 1946 wurde sie wieder eröffnet. Bis 1978 kamen Kinder und Jugendliche in die Ordensschule und wohnten im Internat. Mangelnde Auslastung zwang zur Schließung. Anfang des 21. Jahrhunderts drängte der massive Nachwuchsmangel die Missionare zum Verkauf der Klosteranlage. Zum 1. Dezember 2008 gehört sie der Stiftung Weltkulturerbe der Weisheitslehren.

„Gewiss ist der heutige Tag mit Wehmut verbunden. Die Schließung tut weh, aber wir gehen im Glauben“, sagt der Provinzial der Missionare von der Heiligen Familie, Pater Egon Färber beim Gottesdienst.

In den 90 Jahren Kloster Lebenhan gab es aber auch die dunkle Seite, den sexuellen Missbrauch Minderjähriger in den 1970er Jahren, der in diesen Tagen neu ins Licht rückte. „Es wurde hier auch jungen Menschen viel Leid zugefügt und ihnen der Weg in ein unbeschwertes Leben erschwert. Gottes heilende Kraft ist größer als alles Leid“, betet der Provinzial. Auch Generalvikar Hillenbrand griff die Missbrauchsfälle in seiner Predigt auf.

Zum Abschluss der letzten festlichen Eucharistiefeier in der Klosterkirche verlas Hillenbrand das Profanierungsdekret des Bischofs von Würzburg. Betroffenheit, Nachdenklichkeit, Stille in der Klosterkirche. Die Altäre werden abgeräumt. Bald werden sie im Kloster in Betzdorf stehen, teils in Kirchen des Bistums Würzburg eine neue Heimat finden. Die Kirchenbänke werden die Malteser nach Rumänien bringen.

Schweigend zog die Gläubigenschar mit dem Allerheiligsten aus dem profanierten Gotteshaus. Die Tür der Klosterkirche wurde verschlossen. Von Fackeln und Blasmusik begleitet, schritt die Prozession durch den dunklen Ort. „Dieser Vorgang ist nicht einfach Zeichen für den Abbruch einer wichtigen Phase in ihrer Ortsgeschichte. Sie können diese Handlung im Gegenteil als Signal des Aufbruchs verstehen, als Ausdruck der Gewissheit, dass Jesus mit seiner ganzen Kirche und mit jedem Einzelnen von uns auf dem Weg ist und uns seine liebende Nähe niemals entzieht.“ Die Gedanken des Generalvikars am Schluss seiner Predigt dürften manchen Gläubigen und besonders die Missionare von der Heiligen Familie beim Zug durch die dunklen Ortsstraßen begleitet haben.

Weblink: Bilderserie von der Profanierung der Klosterkirche Lebenhan

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