2. Dezember 2008

Jesuiten entschuldigen sich für Antisemitismus P. Heinrich Abels

Wien – Die Jesuiten in Österreich stellen sich ihrer Geschichte und arbeiten das Vermächtnis von P. Heinrich Abel SJ (1843–1926) auf. Heute wurde beim Denkmal Heinrich Abels in der Augustinerkirche eine Zusatztafel enthüllt, die auf den Antisemitismus des Jesuiten Bezug nimmt und diesen verurteilt. Zugleich bekennen sich die Jesuiten zu aufrichtigen und respektvollen Beziehungen zum Judentum.

v.l.: P. Albin Scheuch, Provinzial P. Gernot Wisser (Foto: Henning Klingen/katholisch.at)

v.l.: P. Albin Scheuch, Provinzial P. Gernot Wisser (Foto: Henning Klingen/katholisch.at)

»Wir können die Geschichte nicht ändern, aber wir können die Gegenwart gestalten«, betonte der Pfarrer der Augustinerkirche, Pater Albin Scheuch OSA bei der Enthüllung der neuen Zusatz-Gedenktafel für den Jesuiten Pater Heinrich Abel (1844-1926). Die Tafel dürfe daher keinen Endpunkt einer Aufarbeitung der eigenen Geschichte darstellen, sondern müsse als Mahnung verstanden werden, Zukunft neu zu gestalten.

»Auch Worte können verletzen und töten«

Mit dieser Tafel entschuldigen sich die Jesuiten für die judenfeindlichen Aussagen des Jesuitenpaters, der sich aber als »begnadeter Männerseelsorger« Verdienste erworben hat, wie Jesuitenprovinzial Pater Gernot Wisser SJ betonte. »Er war ein Jesuit, der positiv nach Außen gewirkt hat, der aber auch Aussagen getätigt hat, die durch nichts erklärbar und durch nichts entschuldbar sind. Wir wollen auch ein Zeichen setzen, dass diese Aussagen niemals gültig sein können, weil sie immer verletzen und töten«, sagte Gernot Wisser.

Ausdrücklich warnte Pater Wisser davor, »Sünde historisch zu relativieren«. »Man kann sich nicht mit dem Hinweis auf historische Umstände oder auf einen angeblichen damaligen Konsens in der Bevölkerung herausreden. Die Aussagen Pater Abels sind damals wie heute falsch gewesen und bleiben eine Sünde.« Darum sei es wichtig, beim Gedenkort für Pater Abel diese Zusatztafel anzubringen, betonte Pater Wisser.

Das Wirken des Jesuiten Heinrich Abel

Die neue Hinweistafel

Die neue Hinweistafel

Die Inschrift der neuen Tafel an der Augustinerkirche lautet wörtlich:

»Der Einsatz von Pater Heinrich Abel SJ für die Menschen hat seine Zeitgenossen dazu bewogen, ihm dieses Denkmal zu errichten. Seine Äußerungen über die Juden aber waren oft verständnislos, abwertend oder verachtend. Das Zweite Vatikanische Konzil hat erklärt: ‚Im Bewusstsein des Erbes, das sie mit den Juden gemeinsam hat, beklagt die Kirche … alle Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von irgendjemandem gegen die Juden gerichtet haben‘. Wir bedauern Pater Abels antijüdische Äußerungen und bitten Gott und die Juden um Vergebung. Für die Gegenwart und die Zukunft ist es uns wichtig, eine aufrichtige und respektvolle Beziehung mit dem Volk des Ersten Bundes zu pflegen.«

Der charismatische Wiener Jesuitenpater Heinrich Abel organisierte seit 1893 von Wien aus Männerwallfahrten nach Mariazell, die dem Wallfahrtswesen im steirischen Marienheiligtum neue Impulse gaben. Pater Abel galt als hervorragender Redner, zugleich aber auch als lautstarker Antisemit.

Bis 1890 wirkte Abel als Professor für Geschichte am Gymnasium in Kalksburg. Im Oktober 1890 kam es zur Gründung der Kaufleutekongregation zu St. Augustin, deren Präses Pater Abel wurde. Von da an verlagerte sich sein Wirken auf die Männerseelsorge in Wien. Seine Predigten fanden großen Anklang. Er gründete bald weitere Kongregationen und begann 1893 mit den Männerwallfahrten nach Mariazell. Auf Grund seiner Aktivitäten, seiner volkstümlichen Sprache und seiner Erfolge galt er als „Männerapostel von Wien“. Pater Abel starb am 23. November 1926 in Wien.

In seinen Predigten – in Wien wie in Mariazell – zeigte Pater Abel offenen Antisemitismus. Während des Predigtzyklus „Christus und sein Volk“, gehalten in der Wiener Augustinerkirche, beschuldigte Pater Abel die Juden, »im Bunde mit den Freimaurern« schuld an den »trostlosen Zuständen« in Ungarn, Frankreich, Italien und Österreich zu sein. Pater Abel forderte, die Juden »auszurotten«, weil sie, im Gegensatz zu den anderen Nationen der Monarchie, ihrer »Pflicht im Kriege« nicht nachkämen.

Erinnerung in Mariazell

Hinter der Mariazeller Kirche, in der Parkanlage des Pater Heinrich Abel- Platzes steht ein Denkmal für Pater Abel, errichtet im Jahr 1928 „von seinen dankbaren Männern“. Der Jesuitenorden wünscht sich, dass auch beim Mariazeller Denkmal eine Tafel mit identischem Inhalt wie in der Augustinerkirche angebracht wird. Eine diesbezügliche Entscheidung des Mariazeller Gemeinderats steht aber noch aus.

(stephanscom.at)

Lesermeinungen

Ein Kommentar zu “Jesuiten entschuldigen sich für Antisemitismus P. Heinrich Abels”

  1. Bonaventura Harald
    2. Dezember 2008 19:52

    Liebe Claretiner,
    lieber Pater Alllinger,

    ich habe leider schon s e h r l a n g e n i c h t s mehr von Euch gehört.

    Habe ich gefehlt, gesündigt oder etwas falsch gemacht.
    Ich vermisse Eure Broschüre aus Würzburg sowie die Briefe von Pater Allinger.
    Bitte meldet Euch brieflich bei mir.
    HARALD BONAVENTURA
    iM Grünen Winkel 14
    66450 Bexbach

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