7. Dezember 2008

Kloster Einsiedeln: Millionenspende eines unbekannten Gönners

Einsiedeln – Mit 1,8 Millionen Franken eines unbekannten Stifters wurde am 3. Dezember 2008 die »Stiftung zur Förderung der Einsiedler Marstallzucht« gegründet. Die Stiftung will die tausendjährige Tradition der Pferdezucht im Marstall des Klosters Einsiedeln erhalten und fördern.

Wer der unbekannte Gönner ist, ist selbst dem Stiftungsrat unbekannt. »Möglicherweise handelt es sich um einen oder mehrere ›Pferdenarren«, so der Präsident des Stiftungsrates Egon Bruhin gegenüber dem Einsiedler Anzeiger. Auch der dreiköpfige Stiftungsrat habe Fragen nach der Herkunft des Geldes gestellt, aber man habe sich über die den Transfer vermittelnde Bank vergewissert, dass es sich um ›sauberes‹ Kapital handle, so der Stiftungspräsident weiter. Das Stiftungskapital soll jährlich etwa 30.000 Franken Zinserträge erbringen, die für den Stiftungszweck zur Verfügung stünden.

Der Marstall des Klosters Einsiedeln

Der Marstall des Klosters Einsiedeln gilt als ältestes, noch bestehendes Gestüt Europas. Die Pferdezucht im Kloster Einsiedeln ist etwa tausend Jahre alt. Schon eine Urkunde vom Februar 1064 lässt indirekt auf Pferde im Kloster Einsiedeln schließen. Als Abt Konrad von Hohenrechberg am 10. Januar 1503 das hinter Euthal gelegene Sihltal kaufte und vorzugsweise als Pferdeweide verwendete, begann damit die Pferdezucht des Klosters Einsiedeln in größerem Umfang. Um 1900 standen im klösterlichen Marstall nur noch 28 Klosterpferde. Seit 1922 züchtet das Stift fast ausschließlich mit Anglonormänner-Hengsten, einer nordfranzösischen Rasse passt, die am besten zum Einsiedler-Schlag passt.

Am 7. Juli 2001 stimmte die Klostergemeinschaft unter ihrem damaligen Abt Dr. Georg Holzherr neuen Marstall-Konzept und seiner Finanzierungsplanung mit Kapitelbeschluss mehrheitlich zu. Mit dem »Ja« zum Marstall hat sich die Klostergemeinschaft aber auch eine große und kostspielige Aufgabe aufgebürdet: Die barocken Gebäude müssen zwar ohnehin restauriert werden. Die Anpassungen an die heutigen Vorschriften der Tierhaltung und die Technisierung bedingen aber einen zusätzlichen Aufwand. Zudem muss eine Infrastruktur geschaffen werden, die es erlaubt, die Pferde in jenem Bereich einzusetzen, der heute für sie noch übrig geblieben ist, nämlich im Freizeitsport. Zu diesem Zweck wurde bereits die neue Reithalle ausserhalb der Klostermauern erstellt.

Da im klösterlichen Marstall, dem ältesten noch bestehenden Gestüt Europas – abgesehen von
den Pensionspferden – nicht irgendwelche Pferde stehen, sondern Einsiedler, ein spezieller
Pferdeschlag, ist auch die Zucht Thema und Aufgabe geblieben. Mit drei bis vier Stuten lässt sich allerdings für die Zukunft nicht sehr viel machen. Deshalb ist geplant, weitere Züchter, die im Besitz einer Einsiedler Stute sind, in einer Interessengemeinschaft zu vereinigen, um gemeinsam die noch vorhandenen zwei historischen Stutenlinien Quarta und Klima zu erhalten.

Weblink: Marstall Einsiedeln

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