9. Januar 2009

»Auch die reformierte Liturgie hat ihr Recht« – ein Leserbrief

Dieser Beitrag wurde als Leserkommentar zum Artikel »Überlebt Kloster Mariawald durch Strenge?« geposted. Mit Einverständnis des Autors wird er hier als separater Artikel wiedergegeben.

»Mit Interesse verfolge ich die Diskussion. Als 1967 geborener und getaufter Katholik bin ich ja Kind des Konzils. Ich kenne aus eigenem Erleben im Grunde nur die Liturgie der “Neuen Messe” und ich glaube, mit Herz und Seele, nach wie vor. Die Hl. Messe, die kath. Liturgie ist die Form, in der ich mit Gott in Kontakt komme. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass er darin zu mir spricht, dass er im Brot des Lebens, im Opfermahl der Eucharistie präsent ist, dass er sich hierin zu mir neigt, mit mir im tiefsten kommuniziert und ich spüre immer wieder, dass dies wahrhaft so ist.

Wie kann eine Liturgie schlecht sein, die nach wie vor Millionen von Katholiken Lebenskraft und Glauben schenkt. Ich erlebe dies Tag für Tag in der Gemeinde, in der ich lebe und mitarbeite. Mich erschreckt diese bösartige Polemik, die immer wieder anzutreffen ist wenn es um “Neue” und “Alte” Messe geht. Ich bin kein schlechterer Katholik, diesen Verdacht möchte ich von mir weisen. Letztlich richtet sie sich doch gegen zahllose Konzilsväter und einige Päpste und kann doch niemals unter dem Deckmantel der Kirchentreue geäußert werden. Auch die reformierte Liturgie hat ihr Recht.

Dennoch unterstütze ich inzwischen (nachdem ich die Diskussion schon länger verfolge) den Wunsch unseres Hl. Vaters Benedikt. Es stimmt, was sich über fast 1.900 Jahre liturgisch entwickelt hat kann ja nicht schlecht sein und ist es auch nicht. Bei allem was ich weiß: es handelt sich doch nicht um eine Liturgie, die sich im Laufe dieser Jahre nicht gewandelt hat. Auch die neue Liturgie wurzelt in der Tradition.

Aber: die alte Liturgie kann nur dann wahrhaftig sein, wenn sie in gewisser Achtung vor der neuen Liturgie gefeiert wird. Sie verliert ihre Würde, ihren Rang, ihre tiefe Spiritualität, wo sie als allein richtig und seligmachend verzweckt (und gegen andere liturgische Traditionen gewendet) wird. Liturgie ist reiner Gottesdienst. Gott hat Geduld mit uns Sündern. Er kämpft nicht im Mantel von Gebet und Gottesdienst. Ich bin dankbar für das Experiment “Mariawald”.

Aber ich habe auch Sorgen. Das II. Vat. Konzil hat doch eindeutig festgestellt, dass die “Alte Messe” einer weiteren Entwicklung bedürfe. Ganz bestimmt ist man häufig hier über das Ziel hinweg geschossen, fehlte bei mancher Reform die notwendige Behutsamkeit. Für mich ist die “Alte Messe” auch ein Stück über Jahrzehnte konserviert worden, transportiert theologische Einsichten, die neuer sprachlicher Fassung und gedanklicher Durchdringung bedürfen. Wir haben das ja auch an der Diskussion über die Karfreitagsfürbitte gesehen. Ich würde mir eine sensible Reform im Sinne von Weiterentwicklung der “Alten Messe” und ihr dann mehr Raum in den Riten der Kirche (von denen es ja noch einige mehr gibt) wünschen.

Die Krise der Kirche, der Orden ist eine Folge gesellschaftlicher Entwicklung im Westen. Es ist dieselbe Krise, die schon in den 60er Jahren zu den Reformen des Konzils geführt hat. Sie ist nur tiefer geworden, die Reformen haben sie nicht bremsen können. Die reine Rückkehr in die Vergangenheit wird diese gesellschaftliche Krise nicht mindern. Im Gegenteil. Ich bin sicher, dass Mariawald einen gewissen, begrenzten Aufschwung nehmen wird. Hoffentlich mißt der Abt “Erfolg” nicht an Zahlen. Ich war gern in Mariawald. Der Orden, seine Regel, seine geistlichen Schriften haben meinen Glauben sehr bereichert. Sie haben durchaus erfolgreich gewirkt, nicht nur bei mir persönlich, die Trappisten.

Trappist zu sein, das erfordert eine tiefe geistliche Berufung. Da reicht die Freude an der “Alten Liturgie” nicht aus. Im Grunde ist es daher gut, dass auch die strengeren Bräuche wieder kehren, da werden evtl. Kandidaten gleich in die ganze Breite der Berufung der Berufung der Trappisten geführt. Der Aufschwung der Abtei wird aber nur begrenzt sein.

Die Liturgie allein macht es nicht. Meines Wissens blühen andere Trappistenabteien trotz reformierter Liturgie (siehe Sept Fons und Novy Dvur). Ich denke wegen der Eindeutigkeit, Strenge und Treue zur Berufung. Ich weiß nur wenig, aber dass Mariawald davon nicht profitieren konnte hat mit vielen Bedingungen in diesem Kloster zu tun. Soweit ich weiß ist auch der Kartäuserorden eine schrumpfende Gemeinschaft, trotz der Treue zur kartusianischen Liturgie, die die Reform des Konzils nicht nachvollzogen hat. Die so offensichtlich von einigen Schreibern vermutete Erfolgsorientierung der Klöster mit überlieferter Liturgie ist kein Selbstläufer. Möglicherweise war der Schritt von Abt Josef ein richtiger Schritt.

Ich würde mir wünschen, dass Mariawald wieder aufblüht und Bestand hat, als Insel des Glaubens in dieser Welt. Ich hoffe sehr, dass die Abtei sich nicht als Insel im Meer des Unglaubens präsentiert sondern als lebendiger Teil der einen heiligen römischen katholischen und apostolischen Kirche, die auch in Schleiden und Heimbach, in Abenden und Wolfgarten, in Aachen und Monschau lebendig ist. Und nach wie vor auch in meiner Stadt Voerde am Niederrhein. Allen Diskutanten wünschen ich Gottes Segen und seinen Frieden im Herzen. Ihr Markus Gehling«

Lesermeinungen

25 Kommentare zu “»Auch die reformierte Liturgie hat ihr Recht« – ein Leserbrief”

  1. albert
    11. Januar 2009 06:46

    Danke

  2. 23. März 2009 00:00

    Ein sehr guter Artikel!
    Zurecht sollte man sich nicht in liturgische Grabenkämpfe á la „Neu“ und „Alt“ hineinwerfen, aber ich denke gerade die Liturgie der Alten Messe hat eine Strahlkraft, die nicht nur in den Pfarreien, sondern auch in Orden neue Interessenten anziehen kann.

  3. abcd
    4. März 2012 21:49

    Ein sehr schwacher Artikel!
    Jede stichhaltige Begründung, wieso der NO ein „Recht“ hat fehlt. Der NO hat größte Defizite und ist in seinen landessprachlichen Ausformungen sogar Häresie begünstigend, wenn nicht sogar ungültig (falsche Ãœbersetzungen ecc.).

  4. Br_Tuck
    6. März 2012 15:13

    Zunächst einmal hat der Schreiber recht in seiner Aussage, dass man auch im sog.
    „novus ordo“ Gott finden und Ihm dienen kann. Ich selbst bin Jahrgang 12/65, wurde also wenige Tage nach dem Abschluss des Vat.II geboren und bin also, nur
    unwesentlich älter, auch komplett in die nachkonziliare Zeit hineingeboren, ohne
    meinen Glauben dabei verloren zu haben. Soweit, so gut.
    Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der NO auch wirklich korrekt zelebriert und
    nicht zur Spielwiese protestantisierender (und somit letztlich zerstörerischer) Ten-
    denzen innerhalb der kath. Kirche wird. Wo ist z. B. in den Konzilsdokumenten
    die Drehung des Altars bzw. die Abschaffung des lateinischen Choralgesanges
    vorgeschrieben? Gewiss, dies sind zunächst nur Nuancen, die auf lange Sicht je-
    doch eine fatale Bewusseinsverschiebung hin zum protestantischen Mahl gefördert haben. Diese Liste könnte fast beliebig fortgesetzt werden. Statt über
    Jahrzehnte herumzuexperimentieren, wäre es sinnvoller gewesen, den Gläu-
    bigen zusammen mit der Liturgiereform eine echte liturgische Bildung zukom-
    men zu lassen – etwas, was zuvor bei der „alten“ Messe sicher unnötig verpasst
    wurde, um nun erneut darin gnadenlos zu versagen. Die immer noch frappieren-
    de Unkenntnis der Gläubigen in liturgischen Dingen ist Beweis dafür genug.
    Ich selbst habe erst vor einigen Jahren die „alte“ Messe für mich kennen- und
    lieben gelernt. Was ich persönlich daran schätze, ist deren (wenn auch recht an-
    spruchsvolle) theologische Dichte und schlichte, ungeschnörkelte Eleganz.
    Hier richten sich die Gebete auch in der Realität „versus Deum“, und nicht in
    Richtung des zelebrierenden Priesters. Hier handelt der Zelebrant wirklich „in
    persona Christi“, und nicht als -wie es leider allzu oft im NO vorkommt- als eine
    Art geistlicher Vorturner. Sicher, eine behutsame Weiterentwicklung ständ auch
    der „alten“ Messe zu, aber nicht in diesem radikalen und oft unüberlegten Bruch,
    wie dies bei Einführung des NO geschehen ist.

  5. Bonifer
    6. März 2012 16:23

    @ abcd Der Novus Ordo gründet sich auf das von Paul VI. promulgierte Römische Messbuch 1970 und ist die ordentliche Ausdrucksform der „Lex orandi“ der katholischen Kirche des lateinischen Ritus. Das vom hl. Pius V. promulgierte und vom sel. Johannes XXIII. neu herausgegebene Römische Messbuch 1962 hat hingegen als außerordentliche Ausdrucksform zu gelten.

  6. abcd
    6. März 2012 19:04

    @Bonifer.

    Na und? Etwas anderes habe ich nie behauptet. Der Papst hat mit seinem Motu proprio dies so festgelegt. Trotzdem bleibt fest zu halten, dass der NO in höchstem Maße Defizite aufweist, in seinen volkssprachlichen Ausformungen oft sogar ungültig gefeiert wird. Nichts von dem was, die Konzilsväter unter Reform einst verstanden wurde im bei der Schaffung im NO umgesetzt. Er ist ein reines Schreibtischprodukt, das in Gänze mit der Tradition der Kirche bricht.

  7. Br_Tuck
    7. März 2012 12:01

    @Bonifer: Wie es jedoch in Art. 6 der Instruktion „Universae Ecclesiae“ heißt,
    sind beide „die zwei Gebrauchsweisen des einen römischen Ritus, die neben-
    einander stehen. Beide Formen sind Ausdruck derselben lex orandi der Kirche.
    Wegen ihres langen und ehrwürdigen Gebrauchs muss die außerordentliche
    Form mit gebührender Achtung bewahrt werden.“ (Zitat Ende)
    Schon dieses kurze Zitat zeigt klar, dass die sog. a.o. Form wieder gleichberech-
    tigt neben der sog. ordentlichen Form steht, eine begriffliche Unterscheidung
    in „ordentlich“ und „außerordentlich“ also letztlich irreführend und nicht korrekt ist.
    Das verleiht der „a.o.“ Form somit einen Rang, der weit über eine museale Kon-
    servierung aus nostalgischen Gründen hinaus geht, wie dies manche Gegner
    dieser Messform vielleicht gerne sehen würden. Was stände also dem entge-
    gegen, wenn auch wieder offizielle Pfarrmessen in der „a.o.“ Form gefeiert
    würden, falls die betreffenden Pfarrgemeinden dies wünschen?

  8. P. Landolf
    7. März 2012 12:48

    Wie können beide Formen Ausdruck derselben lex orandi der römischen Katholischen Kirche sein, wenn diese doch unüberwindliche Gegensätze in ihrer lex credendi aufweisen? Wer noch die recta fides catholica besitzt, weiss nur zu gut, dass der Novus Ordo mit dem depositum fidei der Kirche unvereinbar ist. Aus diesem Grunde ist es, eine Augenwischerei und absichtliche Irreführung vom derzeitigen kirchlichen Lehramt behaupten zu wollen, beide Formen seien Audruck derselben lex orandi! Es zeigt nur, wie ohnmächtig die Ratzinger Theologie ist und wie tief die Zäsur in der liturgischen Praxis verläuft, die nur dadurch bereinigt werden könnte, wenn sich Papst Benedikt XVI endlich mutig dazu entschliesst, den Novus Ordo aus der römischen Katholischen Liturgie ein für alle mal zu tilgen. Bitten wir die allerseligste Gottesmutter Maria, um ihren gnadenreichen Gaben, damit Papst Benedikt durch die Führung des Heiligen Geistes gestärkt diese Schritt vollziehen kann.

  9. Br_Tuck
    8. März 2012 15:06

    @P. Landolf: Dass der Novus Ordo in Manchem fehlerhaft die katholische Theologie
    wiedergibt (dies ist schon ersichtlich in dem sich hartnäckig wider besseres Wissen
    haltenden „für alle“ statt „für viele“ im Messkanon, von den vielen theologisch mehr
    als zweifelhaften Inhalten mancher „moderner“ Hochgebete ganz zu schweigen),
    ist unbestreitbar. Doch dass zwischen etwas erreichen wollen und dies in der Praxis
    auch erreichen zu können bisweilen Welten liegen können, ist wohl auch im Falle
    der „a.o.“ Liturgie ein unbestreitbarer Allgemeinplatz.
    Um die vorkonziliare Liturgie wieder flächendeckend und allgemein einführen zu
    können, bedürfte es m. E. zuerst eines flächendeckenden Bewusstseinswandels
    sowohl beim Episkopat als auch beim Kirchenvolk hin zur traditionellen katholischen
    Messtheologie. Und genau darin liegt m. E. der „casus knacktus“ der ganzen
    Sache! Denn heute beginnen die Früchte von über 40 Jahren der theologischen
    und liturgischen Wilderei endgültig zu reifen und ihrerseits Früchte zu tragen.
    Um besagten Wandel hin zu wieder katholischem Denken zu bewirken, wäre
    eine breite, u.a. liturgische Bildung unabdingbar (siehe auch mein vorletzter
    Beitrag). Doch habe ich meine berechtigten Zweifel, ob dies (aus naheliegenden
    Gründen) von den leider allzu einflussreichen modernistischen Kreisen bis in
    den Vatikan hinein überhaupt gewollt ist… Daher sind in dieser Hinsicht auch von
    Papst Benedikt XVI. keine Wunder zu erwarten. Im Gegenteil: Es war seiner-
    seits schon ein mutiger Schritt, den traditionellen Ritus wieder allgemein und für die ganze Kirche freizugeben. Ich möchte nicht wissen, welche Widerstände es
    schon da, auch aus einflussreichen Vatikankreisen, gegeben hat bzw. es bei der konkreten Umsetzung seitens des Episkopats immer noch gibt. Vielleicht ist es
    für uns „einfache Gläubige“ auch besser, wenn wir da nicht so genau hinter die Kulissen des Vatikans schauen können… Aber immerhin: wir haben ja mittler- weile wenigstens eine kleine Chance, die Sache zum Besseren zu wenden. Also nutzen wir wenigstens dies.

  10. abcd
    9. März 2012 18:53

    @ Br_Tuck.

    Herzlichen Dank für diesen Beitrag! Sie sprechen genau das Problem an.

    „Das Grundproblem scheint mir darin zu bestehen, eine theologische und ekklesiologische Sicht zurückzugewinnen, die in der Dimension des Transzendenten und des „Sacrum“ gründet. Das bedeutet, dass es notwendig ist, die Grundprinzipien der katholischen Theologie zurückzuerobern, angefangen bei einer exakten Konzeption des Heiligen Messopfers.
    Darüber hinaus ist es notwendig, dass die Idee des Opfers die Gesellschaft in der heute weitgehend aufgegebenen Form des Geistes für das Opfer und die Buße durchdringt. Das und nichts anderes ist die „Erfahrung des Sacrum“, deren unsere Gesellschaft dringlich bedarf. Ohne sie ist es schwer, sich eine Rückkehr zur authentischen Liturgie vorzustellen, in deren Mittelpunkt die dem einzig wahren Gott gebührende Anbetung steht. “ Roberto de Mattei

    Aber woher soll denn dieses Verständnis wieder kommen, wenn man sieht, wie selbst in nicht als modernistisch geltenden Seminaren und Ausbildungsstätten mit dem Alten Ritus umgegangen wird und der Wunsch des Hl. Vater ignoriert wird und seine Worte bewusst verächtlich bei Seite geschoben werden: http://www.summorum-pontificum.de/vorort/bericht_17.shtml

  11. Dr. theol. M. Lehndorf
    11. März 2012 18:39

    Ich danke sehr dem Autor des o. g. Artikels, dass auch die reformierte Liturgie ihr Recht habe, was wohl auch nicht sinnvoll bestritten werden kann, wer römischen katholischen Glaubens ist. Jedoch ist zu beachten, dass der Novus Ordo der ordentliche Ritus der römischen Katholischen Kirche ist und auch bleibt. Es gibt kein Zurück hinter das Vaticanum II! Wer jedoch das Pastoralkonzil anzweifelt, sollte sich ernsthaft Fragen, ob er noch katholisch sei, da er Papst und Konzil in Frage stellt, was zutiefst unkatholisch ist. Auch ist es unfair, Vatikanum II für all die Probleme verantwortlich zu machen, die Ausdruck des heutigen Zeitgeistest sind. Gerade das II.Vaticanum hat in „Gaudium et spes“ eine Antwort zu geben versucht, die sich den Menschen in ihrer Zeit mit all ihren Sorgen und Hoffnungen, anzunehmen versucht. Die Verdienste des Pastoralkonzils sind unbestreitbar! Die Notwendigkeit eines Religionsdialogs und der Ökumene als wesentlicher Beitrag zu Frieden und Versöhnung im globalen Zeitalter. Auch die Liturgiereform hat den Menschen den eucharistischen Christus näher gebracht als das lateinische Salbadern der Priester mit ihrem ewigen geisttötenden Gemurmel, welches die meisten von ihnen selbst nicht recht verstanden haben. Die Kirche bedarf keiner Frömmler, sondern muss in der Welt von heute ein sichtbares und lebendiges Zeugnis vom Evangelium Jesu Christi ablegen. Aus diesem Grund wird auch die Trappistenabtei keine Zukunft haben, wenn sie sich weltvergessen im lateinischen Ritus abzuschotten versucht. Glaube muss sichtbar und erfahrbar werden, denn nur auf diese Weise kann die Zeugenschaft Jesu lebendig werden.

  12. abcd
    11. März 2012 19:28

    Alles falsch.
    1) Wieso wird der NO immer der ordentliche Ritus bleiben? Was verleitet Sie zu dieser völlig abstrusen Behauptung? (Nicht einmal Quo primum konnte verhindern, dass der VO praktisch verboten, wenn, wie der Hl. Vater zum Glück fest gestellt hat, ein solches Verbot unmöglich ist.

    2) Was soll hinter das II. Vaticanum zurück gehen heißen? V2 kein Dogma verkündet. Es ist ein pastorales Konzil und gerade deswegen kann es kritisiert werden (Und das Kritk berechtigt ist, ist aus der Präambel an die FSSPX klar ersichtlich) .Wie Ihnen als theol. bekannt sein dürfte, hat nicht jede Aussage, jedes Dokument den gleichen Grad an Verbindlichkeit hat.

    3) Am nachkonziliaren Zusammenbruch ist wesentlich das V2 Schuld.

    4) Doch Mariawald wird überleben. Die Zahlen in der ganzen Welt sprechen dafür, siehe nur das jüngste Beispiel: http://rorate-caeli.blogspot.com/2012/03/in-france-lowest-number-of-seminarians.html

  13. Br_Tuck
    11. März 2012 20:48

    @Dr. Lehnhard: Ich kann abcd da nur zustimmen: Was hat denn das Vat.II be-
    schlossen, welches bei Nichtanerkennung einem die Zugehörigkeit zur katho-
    lischen Kirche absprechen würde? Richtig: Nichts! Denn es war (und bleibt) ein
    reines Pastoralkonzil. Als solches sind seine Beschlüsse folglich auch disku-
    tierbar. Jedoch scheint es (eigentlich schon makaber) einfacher zu sein, die
    Dreifaltigkeit oder die Gottheit Jesu Christi zu leugnen, um noch als katholisch
    zu gelten, als manche Beschlüsse des Vat.II zu hinterfragen. Welche von beiden
    Seiten hat da eigentlich den Schuss noch nicht gehört? Ich für meine Person je-
    denfalls erachte z.B. das Glaubensbekenntnis als Maßstab dafür ein, ob jemand
    noch katholisch ist – und nicht die Beschlüsse eines Pastoralkonzils, so sinnvoll
    diese vielleicht auch sein (gewesen) mögen.

  14. Pfr. Ludwig Wissel
    12. März 2012 16:50

    Als katholischer Priester sage ich Ihnen aus meiner pastoralen Praxis als Pfarrer, dass die alte Messe kein Allheilmittel ist! Es bedarf heutzutage mehr als einen Priesterrock zu tragen, lateinische Worthülsen zum Besten zu geben und einem Klerikalismus zu huldigen, der mehr als suspekt bei den Menschen ist. Auch ist es völlig unangemessen und auch anmassend, dem II.Vatikanum alle Probleme anzulasten, weil ja gerade das Pastoralkonzil eine Antwort auf die vielfältigen Probleme der Krise in Kirche und Gesellschaft geben wollte. Der Glaubensschwund in Europa ist ja nicht nur bei den Katholiken zu beobachten, sondern hat vielmehr etwas mit der Sinn- und Gotteskrise im Abendland zu tun. Auch ist es richtig, was Herr Dr. Lehndorf sagt, wenn er darauf hinweist, dass die Verdienste des Pastoralkonzils im Hinblick auf Religionsdialog und Ökumene ein wesentlicher Beitrag zu Frieden und Versöhnung seien. Kirche heisst unterwegssein, so wie Lumen gentium es formulierte. Wir dürfen nicht verzagen und meinen, dass die alte Messe und der Traditionalismus ein Allheilmittel sei, weil er nur wenige anspricht und zu den Problemen der Gegenwart keine Antworten zu geben vermag. Kirche muss im Vertrauen auf den Heiligen Geist wieder mutiger voranschreiten und sich für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzen. Auch die Abschaffung des Pflichtzölibats, Zulassung von verheirateten Männer und Frauen zum Priestertum, Zulassung von Geschiedenen zur Kommunion und Demokratisierung herrschaftlicher Strukturen innerhalb der Kirche sind unverzichtbare Aufgaben der Kirche von heute, die sich wieder mehr dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen muss.

  15. Br_Tuck
    12. März 2012 18:03

    @ Pfarrer Wissel: All das, was Sie in Ihrem obigen Beitrag genannt haben, ist
    bei den Protestanten bereits verwirklicht, also alles was des „mündigen“ Christen Herz begehrt. Demnach müssten deren Kirchen jeden Sonntag brechend voll sein und ein Pfarrleben in ungeahnter Fülle existieren.
    Doch wie sieht die Realität aus? Deren Kirchen sind noch gähnend leerer als die unseren, mittlerweile gibt es auch bei den Kirchen der Reformation vielerorts
    einen Pfarrersmangel, von blühendem Gemeindeleben keine Spur und noch mehr Kirchenaustritte als bei uns Katholiken. Ob dies wohl an den dort so eifrig
    praktizierten vorsintflutlichen Messen liegt…?
    Sicher, eine auf Latein gehaltene Messe allein hat noch kein blühendes Gemeindeleben erzeugt. Aber ob eine kritiklose Anbiederung an den Zeitgeist
    die Probleme lösen wird, wie man uns dies nunmehr über mehr als 40 Jahre
    weiszumachen versucht hat, braucht eigentlich nicht erörtert zu werden.
    „Ihr seid in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt.“ So heißt es doch im Evange-
    lium, oder?

  16. abcd
    12. März 2012 19:45

    @ Pfarrer Wissel.

    1) Dass der VO ein Allheilmittel sei, hat auch niemand in der Form behauptet. Natürlich reicht der VO alleine nicht, es muss vieles geschehen, v. a. in der Katechese und der Glaubensverkündigung. Dass aber der Zirkus, der nach der Liturgiereform vielerorts Einzug gehalten hat, die Kirchen mehr leert als füllt, haben Sie wohl versäumt.

    2) Sie schreiben, der „Traditionalismus“ habe keine Antworten auf die Gegenwart. a) Was ist der „Traditionalismus“? Diesen Begriff müssen Sie erst einmal erklären. b) Wieso sollte die Wahrheit keine Antwort auf die Fragen der Gegenwart sein? c) Wenn das V2 angeblich diese Antworten hat, wieso gab es dann gerade in den Jahrzehnten danach diesen katastrophalen Zusammenbruch? d) Einige Dokumente des V2 sind höchst problematisch und nur schwerlich mit der katholischen Lehre in Einklang zu bringen. Dass eine Kritik an den entsprechenden Stellen möglich und nötig ist, hat erst kürzlich der Hl. Vater in der Präambel an die FSSPX klar gestellt.

    3) Der letzte Abschnitt Ihres Beitrages enthält nur mehr, verzeihen Sie den Ausdruck, Schwachsinn. Mit Ausnahme des Zölibats hat die Kirche zu allem endgültig gesprochen und das gehört zur Lehre der Kirche. Eine Änderung ist aso nicht möglich (wenn Sie schon die FO ansprechen, dann studieren Sie einmal sorgfältig Ordinatio Sacerdotalis, dort werden alle Ihre Fragen beantwortet, zum übrigen sollten Sie sich wieder einmal Ihren Katechismus zu Gemüte führen).

  17. Pfr. Ludwig Wissel
    13. März 2012 10:32

    Lieber Herr Br Tuck und Herr abcd,

    die Kirche ist wie in allen Zeiten eine Kirche im Umbruch und es wäre fatal, wenn man versuchen würde, sie auf eine bestimmte Tradition oder gar auf eine von Ihnen favorisierte Wahrheit festzuzementieren, da sie lebendiges Volk Gottes ist und im Vertrauen auf den Heiligen Geist voranschreitet, dem wir uns als gläubige Christen vorbehaltlos anvertrauen dürfen. Es ist ja der Geist Christi selbst, der uns eint, auch mit unseren evangelischen Brüdern und Schwestern. Aus diesem Grunde rufe ich sie eindringlich auf, sich zu öffnen für das Reich Gottes und aus ihrem Kleinmut und Verzagtheit herauszutreten, um die Kirche zu erneuern durch die Kraft des Heiligen Geistes. Der Geist Christi möge Euch frei machen von allen Ängsten und neue Kraft schenken am Aufbau des Reiches Gottes mitzuwirken. Denn dazu seid ihr als Kinder Gottes berufen!

  18. abcd
    13. März 2012 13:02

    @ Pfr. Wissel.

    Falsch. Es geht hier nicht um eine von uns favorisierten Wahrheit, sondern um DIE Wahrheit, die Lehre der Hl. Kirche, so wie sie seit altersher immer gelehrt wurde. Da die Protestanten ja wesentliche Teile dieser Wahrheit ablehnen, ist eine Einheit mit ihnen nicht möglich, bis sie sich wieder zur Lehre der Kirche bekehren.

  19. Br_Tuck
    13. März 2012 13:08

    Lieber Pfarrer Wissel,
    Ihnen recht herzlichen Dank für Ihre engagierte Antwort u.a. auf meine Beiträge!
    Genau dieser Hl. Geist, den Sie anrufen und mir und Herrn abcd wünschen, ist
    es, dem ich mich zu öffnen versuche und dem ich mich auf meinem Glaubensweg
    anvertraue! Und genau dieser Hl. Geist ist es, der mich ermutigt, auf meinem
    Glaubensweg voranzuschreiten und mich dabei von Christus und der Lehre der
    Apostel leiten zu lassen.
    Dazu zwei konkrete Fragen an Sie: Aus welchem vernünftigen Grund nehmen Sie
    an, dass der Hl. Geist ausschließlich bei den Vertretern der sog. nachkonziliaren
    „Erneuerung“ wohnt – und nicht etwa auch bei Anhängern der kirchlichen Tradition?
    Auch letztere sind ja schließlich getaufte und gefirmte Christen, also Glieder des
    lebendigen Leibes Christi, deren Sorge ebenfalls dem Erhalt und Aufbau der
    Kirche gilt. Sollten diese, nur weil sie manche zweifelsohne auch fragwürdige
    nachkonziliare Entwicklungen zu kritisieren „wagen“, der mündigen Gottes-
    kindschaft und damit aller Rechte verlustig sein? Das wäre mehr als vermessen!
    Und weiter: Aus welchem vernünftigen Grund sollte das Vat.II, und zwar einzig
    und allein, der einzige Maßstab dafür sein, ob jemand (noch) katholisch ist oder
    nicht? Demzufolge müssten die fast 2000 Jahre zuvor sich alle katholisch ge-
    nannten Christen im Irrtum befunden haben, oder? Und ist es nicht leider oft so,
    dass heutzutage so mancher Pfarrer schon den höchstpersönlichen Vogel für
    den Hl. Geist hält?
    So halte ich mich einstweilen persönlich lieber an das Vorbild der frühen Chris-
    ten in der Apostelgeschichte: „Sie verharrten einmütig im Brechen des Brotes
    und in der Lehre der Apostel“, mag heutzutage von diesem Vorbild auch nicht
    mehr allzu viel übrig geblieben sein.
    So wünsche ich auch Ihnen von Herzen die Führung des Hl. Geistes – und die
    Gabe der Unterscheidung zwischen notwendiger Erneuerung und fataler An-
    biederung an den Zeitgeist!
    Ihr Bruder in Christo, Br_Tuck

  20. Pfr. Ludwig Wissel
    16. März 2012 14:09

    Lieber Herr Bruder Tuck,

    ich habe nie behauptet, dass der Heilige Geist nur bei den Nachkonziliaren anzutreffen sei. Der Heilige Geist weht, wo er will und ist wirksam in seiner heiligen Kirche, in der Christus selbst am Wirken ist. Kirche bedeutet nach „Lumen Gentium“ auf dem Weg zu sein und sich vom Heiligen Geist führen zu lassen. Sie haben den präkonziliaren Geist nicht mehr erlebt, und wissen darum auch nicht, dass es damals auch viele Misstände gab. Auch weiss ich nicht, ob sie wissen, dass sie nach dem präkonziliaren Verständnis als Laie gar nicht liturgiefähig gewesen wären, weil sie nicht zum Klerus gehören. Der Geist des II. Vatikanums war ja gerade zurück zum Ursprung, zur Kirche Jesu zu finden. Diese Rückbesinnung auf die Urkirche Jesu war es ja, die das II. Vatikanische Konzil veranlasste, dringende Reformen einzuleiten, die auch das allgemeine Priestertum aller Christgläubigen stärken sollten. Ich denke, dass niemand sich ernsthaft einen Klerikalismus zurück wünscht, der mehr dem Pharisäertum enstprach und die Botschaft Jesu pervertierte. Wir sind alle Brüder in Christus und im Brechen des Brotes Ihm nahe. Die Geschichte des Christentums bzw. der Kirche ist auch immer eine Geschichte der Sünder, eine ecclessia peccatorum – eine Kirche der Sünder. Aus diesem Grunde sollten wir mehr auf das Wirken des Heiligen Geistes in uns hören und die Tore in unserem Herzen weit öffnen für Christus und die Kirche in seinem Geist stets erneuern. In Christo per Mariam !Ihr Pfr.L. Wissel

    PS @abcd Bitte seien Sie nicht päpstlicher als der Papst und richten sie nicht, damit sie nicht gerichtet werden! Propter caritatem Christi rufe ich Ihnen zu, üben Sie sich ein in die Liebe Christi, denn sie ist die Wahrheit des Evangeliums und die Richtschnur unseres Glaubens! Ich hoffe, sie verstehen diesen brüderlichen Rat als eine correctio fraterna. In Christo per Mariam! Ihr Pfr. L.Wissel

  21. abcd
    16. März 2012 19:50

    @ Wissel.

    Bitte seien Sie katholisch. Viele Ihrer Forderungen und Behauptungen (etwa die Forderung Frauen zum Priestertum zu zu lassen) stehen im Gegensatz zur Lehre der Kirche.

  22. Br_Tuck
    17. März 2012 20:52

    Sehr geehrter Pfarrer Wissel,
    Ihnen herzlichen Dank für Ihre detaillierte Anwort auf meine Fragen. Ja, ich habe
    die „alte“ Liturgie nicht mehr persönlich erlebt und stimme Ihnen zu, dass es
    sicher auch Misstände gab. Wenn Laien noch nicht mal „ofiziell“ den Kreuzweg
    beten durften, war das sicher kleinkariert und änderungwürdig. Wenn, wie mir viele ältere Männer berichtet haben, diese als Ministranten einfach die Gebete auswendig lernen, oder (wie meine Mutter vielfach berichtet hat) der Religions-
    unterricht vielerorts aus dem Auswendiglernen des Katechismus bestand, ohne
    dass ihnen etwas erklärt wurde, dann konnte das so sicher nicht weitergehen.
    Aber, sind wir doch mal ehrlich, sind da die Verhältnisse heute -trotz deutscher
    Litugiesprache und „flexibleren“ Möglichkeiten bei der Feier der Liturgie- wirklich
    besser??? Wenn ich da an meine eigenen, ganz von der nachkonziliaren Zeit
    geprägten Erfahrungen denke, muss ich das entschieden verneinen. Von einer
    allenfalls bescheidenen Sakramentenpastoral zur Erstkommunionvorbereitung
    mal abgesehen, haben wir uns z.B. im schulischen Religionsunterricht ab der
    5. Klasse im Gymnasium mehr z.B. mit anderen Religionen, Weltanschauungen,
    sogar den Wolfsforschungen eines Herrn Konrad Lorenz usw., nur nicht mit den
    Inhalten der katholischen Lehre beschäftigt. Und solcher (Entschuldigung!)
    Dünnpfiff soll nun junge Menschen zu überzeugten und standfesten Christen,
    geschweige denn Katholiken formen? Und in meiner Heimatpfarrei, in der ich
    immerhin insgesamt fast 20 (!) Jahre Ministrant war, ebenso Tote Hose auf
    breiter Front. Ich habe es in all den Jahren als Ministrant nicht ein einziges Mal
    erlebt, das wir Ministranten (abgesehen vom Ãœben vor Feiertagen) mit dem Ab-
    lauf und Inhalt der Messe, Fragen des Kirchenjahres, Sakramente usw. von
    unseren Pfarrern eingeführt worden wären, bis auf einige Versuche als Selbst-
    hilfe, die ich als Oberministrant unternommen habe. Soweit, so schlecht. Die
    Beispiele solch kollektiven Versagens könnten fast beliebig fortgesetzt werden.
    Man mag meinetwegen von den Petrus- und Piusbrüdern und auch von den
    Legionären Christi halten, was man mag: Ihre Katechesen und Jugendpastoral
    sind jedenfalls vorbildlich und verdienen auch diesen Namen. Sicher ist es
    dringend an der Zeit, auf diesem Weg dem zunehmenden (und verständlichen)
    Glaubensverfall entgegenzuwirken. Fragen, wie die Zulassung der Frau zum
    Priesteramt, Aufhebung des Zölibates, Demokratisierung der Kirche usw. sind
    in diesem Zusammenhang nur allenfalls periphäre Nebenkriegsschauplätze
    und für den Fortbestand der Kirche nicht wichtiger als (Entschuldigung für den
    Vergleich!) die Stechmücke am Hinterteil des Pferdes.
    Ihnen viele Grüße und einen gesegneten Sonntag, Ihr Br. Tuck

  23. Pfr. L. Wissel
    18. März 2012 12:24

    Lieber Herr Bruder Tuck,

    haben Sie herzlichen Dank für Ihren offenen Brief, den ich mit grossem Interesse gelesen habe. Ihre Kritik an der pastoralen Praxis seit dem II.Vatikanum kann ich nachvollziehen, wenn ich diese auch nicht zu teilen vermag. Ich denke, dass junge Christen im Religionsunterricht und auch bei der Katechese nicht autoritär und dogmatisch indoktriniert werden sollten, weil dies letztlich abschreckend und nur kontraproduktiv sein würde. Die Theologie des II.Vatikanums setzt bei den existenziellen Grunderfahrungen unseres Menschseins an, die durch die Erfahrungen von Liebe, Wahrheit, Freiheit und Sittlichkeit auf ein Letztes und Absolutes verweisen, was wir Christen mit Gott bezeichnen. Der Mensch ist in seinem Wesen prinzipiell auf Gott verwiesen, wenn er wahrhaft Mensch sein will und ist. Es ist also keine Theologie mehr , die einfach Gott als ein Gegebenes (lateinisch: datum) dogmatisch setzt und davon alles ableitet, wie dies die klassische Theologie lehrte, sondern sie setzt beim Menschen in all seinen Grunderfahrungen an, um den transzendentalen Sinnhorizont einer möglichen Gotteserfahrung, die immer schon gegeben ist, bewusst werden läßt. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll und ratsam, den Religionsunterricht auf diese Weise pastoraltheologisch so zu gestalten, dass junge Menschen respektive Christen, diese fundamentale Dimension unseres Menschseins als ein auf Transzendens angelegtes Menschenwesen erfahren und auch reflektieren können. Diese Grunderfahrung wird gerade dadurch sichtbar, wenn junge Christen auch andere Religionen und Weltanschauung thematisieren, so dass jenseits aller dogmatischen Differenzen das gemeinsame Fundament des allgemeinen Menschseins in seiner Verantwortung gegenüber Gott und seiner Schöpfung zum Ausdruck gelangt. Auch der Ministrantenunterricht sollte die Erfahrung von brüderlicher bzw. geschwisterlicher Gemeinschaft in Chriso stärken, so dass die Ministranten selbst aufgerufen sind, sich als Teil der lebendigen Kirche zu erfahren und im liturgischen Spiel einzubringen. (Der Ausdruck „liturgisches Spiel“ soll verdeutlichen, dass wahrhaftiger Gottesdienst nicht zweckgebunden und instrumentalisiert werden darf, sondern vielmehr das freie Spiel der Begegnung mit dem Göttlichen hervortreten lässt.) Bitte bedenken Sie, dass wir in einem sogenannten postmodernen Zeitalter mit all seinen Brüchen und Zäsuren leben, welches für uns Christen neue Herausforderungen darstellt. Sie wissen doch nur allzu gut wie ich, dass heute die wenigsten Katholiken noch dem Papst in viele Fragen, wie z.B. der katholischer Sexualmoral folgen und darum ist es auch aus pastoraltheologischer Sicht nicht ratsam, autoritär und dogmatisch Positionen der katholischen Kirchen vermitteln zu wollen, die nur Unverständnis und Abwehr beim Kirchenvolk hervorrufen. Selbst Theologen und Geistliche haben ja ihre berechtigten Schwierigkeiten, die Positionen Roms nachzuvollziehen und zu befolgen. Die Piusbruderschaft ist doch nur eine kleine Gruppe innerhalb der Katholischen Kirche und überhaupt nicht repräsentativ. Es ist heute leider ein Trend zum Fundamentalismus in allen Religionen zu beobachten, der eine Folge der pathologischen Erscheinungen der Moderne ist, denen viele Gläubige und Religionsvertreter zum Opfer gefallen sind, und die nun meinen, wenn sie an eine fatale Lehrdogmatik favorisieren , die Probleme sich in Luft auflösen würden, was aber so nicht der Fall ist. Wichtig für unsere Zeit ist es, den Religionsdialog zu suchen. Denn ohne Religionsdialog keinen Relgionsfrieden und ohne Religionsfrieden keinen Weltfrieden, wie es der verdienstvolle Theologe und Priester Hans Küng formulierte.

    Wir sollten lernen, dies gilt besonders für Herrn abcd, den Glauben an Christus jenseits einer autoritären Dogmatik zu verkünden und zu bezeugen. Der Glaube lebt von der Hoffnung auf ein besseres Morgen in Christo.

  24. abcd
    18. März 2012 14:05

    Sie sollten lieber den Katechismus und die Dogmatik genau studieren und die Lehre der Kirche verkünden, anstatt dieses in Frage zu stellen, die Autorität der Kirche und des Papstes zu untergraben und protestantisches, sich dem Zeitgeist anbiederndes Gesülze los zu lassen.

  25. Br_Tuck
    19. März 2012 15:25

    Sehr geehrter Pfarrer Wissel,
    ich gebe Ihnen Recht in Ihrer Aussage, dass junge Mensche nicht autoritär
    indoktriniert werden sollen, auch nicht in Glaubensdingen. Ich gebe Ihnen
    ebenfalls völlig Recht darin, dass es gerade in unserer heutigen, durch moderne
    Kommunikationsmittel klein und auch unübersichtlich gewordenen Welt sehr
    wichtig ist, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Doch gerade da setzt
    letzlich auch der Kern meiner Kritik an der sich bis heute hartnäckig haltenden
    pastoralen Praxis an: In besagtem Teller, um es bildlich auszudrücken, über
    dessen Rand wir hinaus blicken sollten, muss auch etwas drin sein! Früher, zur Zeit meiner Eltern, wurde (um beim Bild zu bleiben) versucht, den Leuten den In-
    halt (sprich: das Essen) ohne Teller in die Hand zu geben – und sie haben sich
    daran verbrüht, weil sie damit nicht umzugehen wussten. Heute, im Zeitalter
    des Entertainements, steht oft schon der Teller im Vordergrund – jedoch leider
    allzu oft ohne Essen darin… Um sich mit anderen Religionen, Weltanschauung-
    en, ja anderen Konfessionen auseinander setzen zu können, muss man doch
    zunächst einmal solide Kenntnis des eigenen Glaubens haben. Mit was will ich
    großartig vergleichen, wenn ich das zu Vergleichende letzlich überhaupt nicht
    kenne? Dass es in unseren Pfarrgemeinden auf breiter Front schon an elemen-
    tarstem Glaubenswissen fehlt, ist aus meiner (mittlerweile auch langjährigen)
    Erfahrung eine schlichte Binsenweisheit. Wie soll z.B. jemand eine Fremspra-
    che lernen, wenn er schon die eigene Muttersprache nur allenfalls mangelhaft
    beherrscht? Und genau in diesem Punkt der Katechese sehe ich für die nächsten
    Jahre und Jahrzehnte die eigentliche Herausforderung für uns (gemeinsam!) als
    Kirche!!! Und nicht in irgendwelchen peripheren Psudoproblemen, die uns von
    innerkirchlichen Lobbygruppen vorgegaukelt werden.
    Sehr geehrter Pfarrer Wissel, ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest und
    verbleibe mit herzlichen Grüßen, Ihr Br. Tuck

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