9. Februar 2009

Der Selige Titus Brandsma verlässt Essen

Essen/Mainz – Am Sonntag, 8. Februar, wechseln die sterblichen Überreste des 1985 von Papst Johannes Paul II. in Rom selig gesprochenen Märtyrers Titus Brandma OCarm aus der Essener Kirche St. Mariä Geburt in ein Mainzer Kloster. Damit verlässt der letzte Selige das Essener Stadtgebiet.

Titus Brandmsa (Foto: mik)

Titus Brandmsa (Foto: mik)

Mitten in der Debatte um Holocaust-Leugner in der katholischen Kirche geht am Wochenende ein besonderer Seligen-Schrein auf die Reise: Der des 1942 im Konzentrationslager Dachau ermordeten Paters Titus Brandsma OCarm. Mit einer Andacht verabschiedet sich die Gemeinde St. Mariä Geburt, Liebigstraße/Ecke Margaretenstraße, von dem Seligen Pater Titus. Mehr als 20 Jahre wurden seine sterblichen Ãœberreste hier verehrt. Jetzt wird die Kirche im Zuge der diözesanen Umstrukturierung aufgegeben. „Wir haben eine gute Lösung gefunden“, ist sich Pfarrer Ludger Blasius sicher. Denn Karmeliter-Pater aus Mainz werden den Schrein am Sonntag in Empfang nehmen – und den Seligen Titus damit in ihre Gemeinschaft zurückholen.

Williamson verhöhnt auch Martyrium

Der 1881 geborene Titus Brandsma war holländischer Karmelit. Als Priester, Professor und Journalist trat er nicht nur in seiner Heimatstadt Nimwegen entschieden gegen die nationalsozialistische Weltanschauung ein. Er war einer der kompromisslosesten NS-Kritiker in Holland, geißelte den dort schon früh bekannt gewordenen Holocaust, heißt es in einer Kurzbiografie. Das kostete ihn das Leben. Im Januar 1942 verhaftete ihn die Gestapo und verschleppte den Ordensmann im Juni nach Dachau. Am 26. Juli 1942 starb Titus Brandsma dort durch eine Giftspritze.

Gerade in der Debatte um die Rückkehr eines Holocaust-Leugners in die katholische Kirche habe der Selige eine hochaktuelle Aussage, so Pfarrer Ludger Blasius. „Er war einer, der sich aus seiner Liebe für Gott für Freiheit und für die Menschen einsetzte. Personen wie er verdienen mehr Beachtung, als die derzeit in der Kritik stehenden“, meint Blasius. „Die Aussagen von Bischof Williamson verhöhnen nicht nur die Millionen von jüdischen Opfern sondern auch das Martyrium dieses Seligen.“

Wegen dieses Martyriums sprach Papst Johannes Paul II. Pater Titus am 3. November 1985 in Rom selig. Schon dort waren Gemeindemitglieder von St. Mariä Geburt dabei. Der damals in der Gemeinde tätige Karmeliter-Pater Floribert Schwering setzte sich dafür ein, dass der Selige nach Essen kam. Am 13. September 1987 konnte er mit der Gemeinde eine kleine Gedenkstätte eröffnen. Seit dem steht der Schrein – mit Szenen aus dem Leben des Seligen verziert und mit Bekleidungsresten sowie mit Erde aus dem KZ Dachau gefüllt – in der Frohnhauser Kirche.

Diese musste jetzt im Zuge der Bistumsreform aufgegeben und geschlossen werden. Dazu kommt, dass mit Pater Floribert im vergangenen Jahr der letzte der seit 1953 in der Gemeinde lebenden Karmeliter starb. Die Ordensgemeinschaft holt den Seligen Pater Titus nun zurück in ihre Mitte. „Da er sich bis 1923 in Mainz um den Erhalt unseres Kloster und unserer Kirche hier verdient gemacht hat, freuen wir uns, dass er zu uns kommt“, so Prior Martin aus dem Mainzer Karmel. „Auch hier werden die Menschen ihm und seinen Taten würdig gedenken.“ (mik)

(Bistum Essen)

Lesermeinungen

4 Kommentare zu “Der Selige Titus Brandsma verlässt Essen”

  1. Elli
    9. Februar 2009 19:27

    Danke für diesen Bericht.

  2. Elisabeth Prégardier
    15. Februar 2009 23:26

    Die Überschrift des Artikelss ist irreführend!
    Titus Brandsma wurde 1985 in Rom seliggesprochen, Nikolaus Groß 2001.
    Meines Wissens gibt es auch keine sterblichen Überreste von Titus Brandsma. Wie Nikolaus Groß gehört er zu den Märtyrern ohne Grab.
    Der von Egino Weinert gestaltete Schrein enthält keine sterblichen Überreste, sondern wie an anderer Stelle im Artikel richtig vermerkt, Bekleidungsreste und Erde aus Dachau.
    Die eigentliche Gedenkirche von Pater Brandsma befindet sich in Nijmegen. Ein Blick in dese Kirche übers Internet am besten aber durch einen Besuch zeugt von der großen Verehrung in den Niederlanden und einem reichen geistlichen Angebot.
    Paster TItus starb an dem Tag, an dem die niederländischen Bischöfe in allen Kirchen ihren mutigen Hirtenbrief in den Kirchen verlesen lesen. Es war der 26. Juli 1942. Am Sonntag darauf , am 2. August, wurden alle katholisch getauften Juden verhaftet darunter Edith Stein mit ihren Gefährtinnen und Gefährten. Am 9. August wurden sie in Auschwitz ermordet.
    Diese Zusammenhänge sind für das Verständnis von Titus Brandsma sehr wichtig. Erwähnt werden sollte auch sein tiefes Verständnis für die Mystik.

  3. Elli
    15. Februar 2009 23:35

    Danke für diese Informationen Frau Prégardier.

    Zum Thema Gdenkkirche fand im dies im net:
    http://www.titusbrandsmamemorial.nl/index.php/gedachteniskerk.html

  4. Elli
    25. Februar 2009 21:36

    Sehr geehrte Frau Prégardier,
    im Ruhr Wort (Bistum Essen), 14. Febr. 2009, ein Artikel zum Thema Titus Brandsma:

    Ãœberschrift:

    „Der letzte Selige verlässt Essen.
    Sterbliche Ãœberreste des Märtyrers Titus Brandsma wechselten in…“

    Ebenso auf den net-Seiten des Bistums.

    Da Sie sich ja so gut auskennen (siehe Ihr Kommentar), könnten Sie ja vielleicht das Bistum Essen mit den entsprechenden Informationen versorgen.

    Mfg

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