3. März 2010

Kloster Ettal: Benediktiner bitten Papst um Visitation

Ettal – Die Benediktiner der Abtei Ettal haben Papst Benedikt XVI. um eine Apostolische Visitation des Klosters gebeten.

Die Kuppel der Klosterkirche Ettal

Kloster Ettal setzt auf Neuanfang (Foto: Furfur)

Die Visitation solle dem Kloster zu einem Neuanfang verhelfen, heißt es in einer gemeinsamen „persönlichen Erklärung“ des zurückgetretenen Ettaler Abtes Barnabas Bögle und des ebenfalls zurückgetretenen Priors und Schulleiters Maurus Kraß.

»Mit tiefer Beschämung wissen wir, dass Ettaler Mönche zu Tätern und Mitwissern wurden und in unverantwortlicher Weise zu den Vorgängen geschwiegen haben. Die Schuld, die dadurch auf uns lastet, verlangt nach einer grundlegenden geistlichen Neuorientierung unserer Gemeinschaft,« heißt es in der heute veröffentlichten Erklärung. Die ganze Aufmerksamkeit müsse jetzt den Missbrauchsopfern und der umfassenden Klärung der Vorfälle gelten. »Angesichts der Kinder und jungen Menschen, die in unserem Haus mißbraucht und mißhandelt wurden, bitten wir Sie herzlich, uns eine Zeit der inneren Einkehr und Selbstbesinnung zu gönnen, um zu einer Neuorientierung finden zu können. Eine Apostolische Visitation, die wir bereits beim Heiligen Vater Papst Benedikt XVI. erbeten haben, soll uns dabei helfen.«

Vier Benediktinerpatres, von denen einer bereits verstorben ist, werden verdächtigt, Übergriffe auf Kinder begangen zu haben. Die meisten Vorfälle sollen sich in den 70er und 80er Jahren ereignet haben. Bei einem Fall von 2005 soll es sich um einen »handfesten sexuellen Missbrauch« handeln. Der damals in das Kloster Wechselburg versetzte Pater wurde inzwischen von allen außerklösterlichen Aufgaben entbunden.

Eine Apostolische Visitation ist ein Instrument zur Klärung von Missständen in Einrichtungen der katholischen Kirche. Die Initiative dazu kann von den Betroffenen, anderen kirchlichen Autoritäten wie Diözesanbischöfen oder auch vom Papst selbst ausgehen. Auch die Legionäre Christi hatten im März 2009 nach Vorwürfen gegen ihren Gründer Marcial Maciel eine Visitation beantragt.

Wann die Vistitation stattfinden wird und wer die Visitatoren sein werden, ist noch nicht bekannt.

Lesermeinungen

9 Kommentare zu “Kloster Ettal: Benediktiner bitten Papst um Visitation”

  1. Elli
    3. März 2010 21:14

    Wie wird das noch alles enden?
    Vielleicht so, wie ich es gerade auf den dt. Seiten von Radio Vatikan las. In Irland
    bittet der Bischof von Ferns die Gemeinden seiner Diözese, sich an den Kosten für die Entschädigung kirchlicher Missbrauchsopfer zu beteiligen. Der Vatikan ist m.E. gut beraten, sich darüber Gedanken zu machen, welche Auswirkungen das wohl in Deutschland haben würde. Ich vermute, keine pos. Auswirkungen.

    Und bei Radio Vatikan (Meldg. von heute) ist auch von Missbrauchfällen in den Niederlanden die Rede.

    Rom hat alle Hände voll zu tun – nicht nur mit Ettal …

  2. Elli
    3. März 2010 21:19

    p.s.: Belfast Telegraph berichtet, dass Missbrauchsopfer über den Vorschlag des Bischofs (Gemeinden sollen sich an den Entschädigungen beteiligen) empört sind. Sie sind der Ansicht, dass die Kirche auf ihre Vermögenswerte zurückgreifen solle (genau das war auch meine Reaktion, als ich über den Vorschlag dieses im Vorkommentar erwähnten Bischofs auf den Seiten von Radio Vatikan, 3.März, las).

  3. 3. März 2010 21:50

    Kardinal Sean hat damals das erzbischöfliche Palais von Boston verkauft, um die Kosten tragen zu können. Und sich damit einen Platz im Lexikon dieser unvergleichlichen Website verdient. Ob auch im Himmel, weiß ich nicht. Der läuft auf einem anderen Server. 😉

  4. charles
    3. März 2010 22:06

    Elli hat wohl wieder Langeweile? Schweift mal hierhin, mal dahin,
    ach, Elli, du hast doch zu Hause einen Spiegel, ich meine zum Reinschauen, oder?
    Heute schon reingeschaut? Dann tu es doch vielleicht mal. Und, was entdeckt Du da so …..

  5. Elli
    3. März 2010 22:11

    Langeweile ist ein Fremdwort für mich, Charles. Schöne Grüße an Camilla …

  6. housestudentin2
    5. März 2010 15:59

    hab heute die pressekonferenz in einem live-stream verfolgt. der herr cellerar hat also noch in den achzigern brutal geprügelt, sieht aber freilich keinerlei anlass für einen rücktritt…. der derzeitige schulleiter versucht vor laufender kamera zu beschwichtigen, der sonderermittler kontert…. nach der komplet und dem äbtlichen segen mit der ettaler madonna ziehen sich also dieses herrschaften auf ihre zellen zurück, üben sich im silentium und schmeissen den laptop an… einer hat ja jetzt zugegeben, auf welchen internetseiten er sich da so bewegt hat. die staatsanwaltschaft ermittelt in sachen kinderporno. auch hat er fotos seiner halbnackten zöglinge auf homo-seiten hochgeladen. leute, was geht denn hier ab? wer überlässt denn nach dieser pressekonferenz solchen herrschaften seine kinder noch zur erziehung? und wer kauft bei manufactum oder sonst wo noch sog. klosterprodukte? wer liesst noch diese esoterischen ergüsse von notker wolf und anselm grün? ich hoffe doch niemand mehr… irgendwann muss schluss sein mit diesem monastischen theater! diese pressekonferenz markiert ganz deutlich die grenze!

  7. Elli
    8. März 2010 10:36

    Diese sonntägliche Solidaritätsveranstaltung der Ehemaligen in Ettal war ja wohl mehr als peinlich. Es trat überdeutlich zutage, um was es diesen Ehemaligen geht.

  8. housestudentin2
    12. März 2010 13:26

    ein klares wort vom Osservatore Romano:

    http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=363327

    es bewegt sich was, gott sei dank….

  9. housestudentin2
    25. März 2010 18:20

    der visitator war schon da:

    http://www.merkur-online.de/lokales/nachrichten/visitator-schon-kloster-ettal-690301.html

    in nur einer woche alles aufgeklärt, unglaublich…

Was sagen Sie dazu?