15. März 2013

Papst Franziskus: Leise Stimme – Große Wirkung

Als am Mittwoch der neue Papst den Balkon des Apostolischen Palastes betrat, fragten sich viele Menschen „Wer ist dieser Mann?“. Auch Steyler Missionar Bruder Victor Hirch saß um 16.22 Uhr Ortszeit in Buenos Aires vor dem Fernseher. Er erkannte Jorge Mario Bergoglio aber sofort – Schließlich arbeitete er jahrelang mit ihm zusammen. Severina Bartonitschek hat mit ihm gesprochen.

Papst Franziskus

Papst Franziskus (Foto: Aibdescalzo, cc-by-sa-3.0)

Bruder Hirch, als Verantwortlicher für die Caritas in der Region Buenos Aires haben Sie Erzbischof Jorge Bergoglio oft getroffen. Nach seiner Wahl zum Papst interessiert sich nun fast die ganze Welt für ihn. Wie haben Sie ihn erlebt?

Anfangs überraschend. Er hat eine sehr ruhige Art: Wenn er spricht, ist auch seine Stimme leise – Trotzdem hört ihm jeder zu. Ich habe mich sehr oft mit ihm über viele Dinge ausgetauscht und war jedes Mal wieder beeindruckt von der Ausstrahlung dieses bescheidenen, ruhigen Mannes. Aber gerade das begeistert die Menschen – Er ist offen für sie, hört ihnen zu, ist ihnen nah. Und obwohl er einen eher stillen Eindruck macht, ist seine Energie und Entscheidungskraft nicht zu unterschätzen. Damit hat er allgemein wesentlich mehr Nähe im kirchlichen Leben von Buenos Aires geschaffen.

Wie zeigte sich denn diese Nähe?

Oh, die zeigte sich in ganz unterschiedlichen Dingen. Persönlich hat er erst einmal für ein komplett anderes Bild des Erzbischofes gesorgt: Direkt nach seiner Ernennung zog er, statt in das schicke Palais, in das einfache Gebäude der Verwaltung. Limousinen und Chauffeur lehnte er ab und fuhr stattdessen mit Bus und Bahn. Aber er verzichtete nicht nur, er hat auch von Anfang an angepackt. Er kümmerte sich darum, dass auch die Armen in den Favelas von Buenos Aires Seelsorge erhalten, genauso wie Gefangene und brachte unzählige weitere Initiativen zum Wohl der Menschen ins Rollen.

Nun ist Jorge Bergoglio nicht mehr Erzbischof von Buenos Aires, sondern Papst Franziskus. Wie haben das die Menschen in Argentinien aufgenommen?

Natürlich haben sich im ersten Moment alle riesig gefreut. Aber das schlug relativ schnell in eine gemäßigte Stimmung um. Nicht, weil Bergoglio jetzt nicht mehr in Argentinien ist, sondern weil wir wissen, vor welchen Herausforderung die Kirche heute steht. Die muss er jetzt meistern – Viele Schulen und Gemeinden haben direkt nach seiner Wahl Gebetszeiten eingerichtet.

Trotzdem ist seine Wahl aber auch ein gutes Zeichen, dass sich die Kirche dem Glauben öffnet, der einfach von so vielen Menschen auf der Welt gelebt wird. Ein Papst aus Lateinamerika macht Hoffnung auf Veränderung.

Wenn Sie von Veränderung sprechen, dabei an seine Persönlichkeit und sein bisheriges Wirken denken, welche Erwartungen haben Sie dann an sein Papstamt?

Es wäre toll, wenn er es schafft, etwas von unserer südamerikanische Offen- und Schlichtheit, die Frische, mit der er und wir den Glauben leben, mit nach Rom zu bringen. Es sollte wieder eine Kirche entstehen, die bescheiden ist und den Menschen dient, statt andersherum. Wenn er das hinbekommt, kann er das Bild einer verschlossenen, dekadenten und als krank empfundenen Kirche positiv verändern.

Steyler Missionare

Lesermeinungen

7 Kommentare zu “Papst Franziskus: Leise Stimme – Große Wirkung”

  1. Dobernudler
    17. März 2013 10:48

    Unsere wohlgeordnete Bürgerlichkeit muss sich wohl oder übel in das Abenteuer Franziskus einlassen,Ausgang ungewiss.Es wird mit dem Irrtum aufgeräumt die Armen sind auf die Reichen angewiesen.

  2. Cistotante
    19. März 2013 18:31

    Arm sein ist keine Schande genauso wenig wie reich sein. Der Herr preist die Armen selig. Schändlich ist nur Elend.
    Dobernudler, wären die Armen ohne Reiche arm?

  3. Br_Tuck
    19. März 2013 20:40

    Dass es unserer deutschen -boshaft ausgedrückt- etablierten „Pfründnerkirche“
    sicher gut tun wird, dass ein Südamerikaner nun erstmals Papst ist, sei unbe- stritten. Oder um es mit dem Kommentator der ARD auszudrücken: „Mit dem neuen Papst muss die deutsche katholische Kirche lernen, dass sie nur 24 Millionen von insgesamt 1,2 Milliarden Katholiken weltweit umfasst…“ Besser hätte man es nicht ausdrücken können…
    Ob Papst Franzi 1 seine erfrischend ungezwungene Art auch wird durchhalten können und ob er es -fast noch wichtiger- schafft, sich gegen die alten unfähigen Seilschaften der Kurie durchzusetzen und aufzuräumen, wird sich zeigen. Zu hoffen bleibt es jedenfalls.
    Und es wird wohl niemand ernsthaft behaupten, dass die Armen auf die Reichen angewiesen sind. Dies wäre mehr als zynisch. Jedoch im Umkehr- schluss das Evangelium auf reine Sozialtätigkeit und Gutmenschentum zu reduzieren, ginge ebenfalls an der Sache vorbei. Denn das tun die Freimaurer und die Rotarier ja auch. Um es mit dem neuen Papst in seiner 1. Predigt auszudrücken: Christus muss das Zentrum unseres Glaubens sein, wollen wir nicht auf eine wohltätige Nichtregierungsorganisation reduziert werden. Dem ist nichts hinzu zu fürgen!

  4. Ohnemichel
    19. März 2013 21:04

    Eine falsche Wahl – und das wird sich auch bald klar herausstellen. Wenn man die Ansätze des neuen Papstes konsequent weiterdenkt, dann muß es eigentlich heißen, daß das Christentum keine Kirche (und schon gar keinen Papst) braucht. Er sägt den Ast ab, auf dem er selbst sitzt.

  5. Dobernudler
    20. März 2013 11:09

    Die Armen wären ohne Reiche sicher auch arm,oder wie ich dazwischen.Ohnemichmichl es gibt nur Schwarz oder Weiss hab noch keinen farbigen rauch gsehn.

  6. Dobernudler
    9. Juli 2013 18:46

    Franziskus auf der Insel Lampedusa.Taktieren liegt ihm net ,die Atmosphäre während der Messe und die Predigt aber Hallo !!

  7. Robin Elisabeth
    12. Juli 2013 21:10

    Papst Franziskus, Super!

    Ich bin schon seit einiger Zeit aus der Kirche ausgetreten, aber ich bin trotzdem sehr
    interessiert an den Entwicklungen in dieser. Ich finde, man sollte vertrauen, dass er es schafft und ich persönlich bin davon überzeugt, dass er es schafft.

    Alles Liebe
    Elisabeth

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