24. Dezember 2014

Den Namen nach Betlehem tragen

Jerusalem (DVHL) – Warum sich die Benediktiner vom Zionsberg in der Heiligen Nacht auf einen Fußmarsch nach Betlehem begeben und warum Israelis zur Weihnachtsmesse in die Dormitio-Abtei kommen, erklärt der Abt Gregory Collins im Gespräch mit Tamara Häußler-Eisenmann.

Sie sind gebürtiger Ire, Abt Gregory. Wie feiern Sie Weihnachten in Jerusalem auf dem Zionsberg?

Natürlich feiern wir wie fast alle anderen Benediktinerklöster. Das heißt, wir beginnen mit der ersten feierlichen Vesper am Vorabend, dann eine sehr feierliche Messe und am Morgen die zweite Messe von Weihnachten – eigentlich die dritte Messe – und die zweite Vesper. Aber weil wir nur zwei Stunden von Betlehem sind, hat das natürlich eine eigene Prägung für unsere gemeinsame Feier.

Und was unterscheidet jetzt dieses Weihnachtsfest von einem Weihnachtsfest aus Ihrer Heimat Irland?

Es ist nicht so kalt wie in Irland. Aber nach der Messe, nach der ersten Messe von Weihnachten gehen wir zu Fuß mit unseren Volontären, Studenten, verschiedenen Gästen, die bei uns sind, und wir tragen diese Rolle mit den Namen von Deutschen, die uns unterstützen, nach Betlehem und legen diese Rolle auf den „Stern von Betlehem“ in der Geburtskirche.

Diesen Menschen, die Sie bei dieser Aktion unterstützen, ist es wichtig, an diesem Heiligen Abend in Betlehem zu sein. Können Sie sich erklären, warum?

Ja, wir haben diese Weihnachtsaktion genannt „Wir tragen Deinen Namen in der Heiligen Nacht nach Betlehem“. Das ist eine Verbindung zwischen uns und vielen, die uns in Deutschland unterstützen: zuerst im Gebet und in Freundschaft, aber auch mit Spenden, die sie uns geben, für verschiedene soziale Projekte in Betlehem, die wir gerne unterstützen. Vor allem mit behinderten Kindern und traumatisierten Kindern!

Wie feiern die Menschen mit Ihnen zusammen Weihnachten?

Jedes Jahr haben wir natürlich deutsche Pilger, deutschsprachige Pilger, die Gäste im Kloster sind oder eine Pilgerreise nach Israel machen. Und jedes Jahr kommen auch viele junge Leute, junge Israelis, die unsere Liturgie lieben und an der Schönheit und Feierlichkeit der Liturgie teilnehmen wollen. Das heißt, viele Israelis kommen – nicht nur aus Jerusalem, auch aus Tel Aviv. Und wir begrüßen sie gerne. Und wir gehen Kaffee trinken mit ihnen nach der Liturgie, bevor wir nach Betlehem gehen. Und warum kommen sie?! Weil sie die deutsche Atmosphäre, diese Weihnachtsatmosphäre, die deutsche Gemütlichkeit, den Weihnachtsbaum, „Stille Nacht“ – all diese Elemente lieben. Und wir freuen uns. Das ist ein Zeichen der Freundschaft mit unseren Nachbarn hier in Israel!

Abt Gregory Collins OSB kommt aus Nordirland (ursprünglich Belfast). Seit drei Jahren ist er Abt in der Dormitio und in Tabgha.

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