2. Februar 2015

Steyler: Ordensleben ist kein Auslaufmodell

Am „Welttag des geweihten Lebens“ (2. Februar) blickt Pater Ralf Huning, Provinzial der Steyler Missionare in Deutschland, mit Zuversicht auf die weitere Entwicklung des Ordenslebens.

Trotz weniger Nachwuchses und teils notwendiger Strukturveränderung sei auch hierzulande die Lebensweise in einer Ordensgemeinschaft kein Auslaufmodell. Pater Huning äußerte sich im Rahmen eines Interviews zum „Jahr der Orden“.

Es ist kein Geheimnis: Die Zahl der Frauen und Männer, die heute arm, keusch und gehorsam in einem Orden leben möchten, wird immer kleiner, die Aufgaben und Arbeitsbelastungen dafür immer mehr. Doch das muss kein Problem sein. „Nur wenn ich aufrechterhalten möchte, was ich habe, dann ist es ein Problem“, sagt Pater Ralf Huning. „Ordensleute sind aber nicht dafür da, irgendwas aufrecht zu erhalten. Ordensleben ist keine Traditionspflege“, erklärt der 47-jährige Provinzial. In der Geschichte hätten sich immer wieder neue Formen entwickelt. Das werde auch in Zukunft so sein. Bei allen Veränderungen sei er „davon überzeugt, dass das Ordensleben nicht verschwinden wird.“

Eine besondere Herausforderung für die Orden sieht Pater Huning in der Last der Vergangenheit. „Viele Orden haben große Häuser, die wunderschön sind, alle unter Denkmalschutz stehen und eine riesige Summe an Geld verlangen“, berichtet der Provinzial aus eigener Erfahrung. Damit seien viele Gemeinschaften überfordert. „Eigentlich sind wir heute alle in dem Prozess, möglichst viel von diesen heute als Ballast empfundenen Gaben der Vergangenheit loszulassen, damit wir wieder freier werden, um mit leichterem Gepäck in die kommenden Jahre gehen zu können.“

Ordensleben bleibt für Pater Huning auch zukünftig in erster Linie Ausdruck einer radikalen Suche nach Gott. Es gehe darum, aus Liebe zu Gott alles auf eine Karte zu setzen. „Ganz gleich wo Männer und Frauen als Ordenschristen arbeiten und leben, stellen sie sich Gott und den Menschen zur Verfügung.“ Darauf komme es an, findet der Steyler Missionar. Und das spreche Menschen offenbar auch heute noch an. „Ein eigenartiges Phänomen ist nur, dass in den letzten Jahren die Faszination für das Ordensleben wächst, obwohl in gleichem Maße die Zahl derer, die so leben wollen, radikal kleiner wird.“ Seine Beobachtung stützt Pater Huning auch auf die Beliebtheit deutscher Fernsehserien, in denen „plötzlich Ordensleute die Stars sind“. Die fernsehgerechte Darstellung von Ordensleben treffe zwar nicht ganz die Realität. Wenn ein solcher Film aber bei den Zuschauern die Frage wachrufe, warum Menschen so leben wollen, dann sei auch eine klischeehafte Darstellung kein Problem, meint Pater Huning.

Seit der Einführung 1997 durch Papst Johannes Paul II. feiert die katholische Kirche mit dem Fest „Darstellung des Herrn“ am 2. Februar auch den „Welttag des geweihten Lebens“. Er ist dazu bestimmt, die vielfältigen Lebensweisen von Ordenschristen in der Welt hervorzuheben und auf die verschiedenen Ordensformen in der Kirche hinzuweisen. Gleichzeitig soll der Tag für Ordensleute eine Gelegenheit sein, ihre Vorsätze und Versprechen vor Gott zu erneuern. Ein „geweihtes Leben“ ist die Entscheidung von Frauen und Männern, Jesus Christus in besonderer Weise nachzufolgen und dafür nach den Evangelischen Räten Armut, Keuschheit und Gehorsam zu leben.

Lesermeinungen

3 Kommentare zu “Steyler: Ordensleben ist kein Auslaufmodell”

  1. Ludger Mueller
    16. Februar 2015 17:39

    Schön ist die Formulierung – Kein Auslaufmodel – denke, dass es neue Modelle von geistlichem Leben oder Ordensleben geben muss. Die alten Modelle haben Ihre Zeit gehabt. Es wird neues kommen dürfen. Warum dürfen wir nicht denken, vielleicht doch ein Auslaufmodel. Warum nicht? Wenn etwas zu Ende geht, kann neues anfangen. Dabei gibt es ja eine Vielfalt von Ordensleben und da kann man sagen, einige Modelle des Ordenslebens sind immer modern, zeitlos und modern.
    Was bleibt, ist die Botschaft Jesu. Das ist kein Auslaufmodel, das andere kann es sein, wenn es nicht sich „aktualisiert“ und ehrlich sucht nach NeuAntworten.
    Viel Glück wünsche ich dabei.

  2. Br._Tuck
    17. Februar 2015 17:33

    Ja, ich denke auch dass das Ordensleben als solches sicher kein Auslaufmodell ist, wenn sicher auch neue Formen legitim und sinnvoll sind. Ordensleben war nie, zumindest in der katholischen Kirche, eine statische Angelegenheit, sondern hat immer wieder neue Modelle gebracht. Doch sollte man auch die älteren „Modelle“, ich denke da auch gerade an die alten monastischen Gemeinschaften benediktinischer Prägung, nicht vorschnell als überholt abtun. Gerade diese alten Gemeinschaften mit ihrer über Jahrhunderte gereiften Spiritualität und ihrer Verbindlichkeit können auch noch (und gerade) heute vielen Menschen Halt und geistliche Orientierung geben.

  3. Ludger Mueller
    18. Februar 2015 10:47

    Bin Ihrer Meinung und habe es ja auch geschrieben:

    … einige Modelle von Ordensleben sind immer modern … beziehe mich da auf die monastischen Orden. Benediktiner etc. Das hat Bestand durch die Zeit.

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