Abbé Pierre


Henri Antoine Groués, bekannt als Abbé Pierre, (* 5. August 1912 in Lyon; † 22. Januar 2007 in Paris), französischer Armenpriester, ehemaliger Kapuziner und Gründer der Obdachlosenhilfe Emmaus.

Leben

Abbé Pierre, v.d. Boscht, 2006Groués wurde 1912 in Lyon als Sohn eines wohlhabenden Seidenfabrikanten geboren. Im Alter von 16 Jahren traf er bei einer Wallfahrt nach Assisi die Entscheidung, Kapuziner zu werden, und trat 1931 im Alter von 19 Jahren in das Klausurkloster der Kapuziner in Lyon ein, nachdem er seinen Erbteil an die Armen verteilt und notariell auf seinen Anteil am Familienvermögen verzichtet hatte. Am 14. August 1938 wurde er zum Priester des Kapuzinerordens geweiht. Im darauf folgenden Jahr verließ er aus gesundheitlichen Gründen das Kloster und wurde in die Diözese Grenoble inkardiniert.

1942 begann er aus Zufall eine Aktion zur Rettung der Opfer des Nationalsozialismus und zur Befreiung Frankreichs von den Nationalsozialisten. Aus dieser Zeit stammt sein Deckname Abbé Pierre. 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet, doch es gelang ihm die Flucht nach Algier. Nach dem Krieg kehrte er nach Paris zurück, wo er 1945 als als Vertreter des christlichsozialen MRP für das Département Meurthe-et-Moselle in die Nationalversammlung gewählt wurde.

Ende 1949 gründete er die Emmaus-Bewegung. 1951 legt er sein Amt als Parlamentarier nieder und widmete sich ganz der Emmaus-Bewegung. Von 1952 bis 1954 bereiste er Frankreich und Europa und hielt Vorträge, in denen er über die dringlichsten Probleme der Menschheit sprach: die europäischen Obdachlosen, der Hunger in der Welt, usw.

Er sammelte Unmengen an Spenden und beteiligte sich dabei stets selbst auch an Lumpensammlungen. Nach langer Krankheit bereiste er die ganze Welt und gründet überall Emmaus-Gemeinschaften, die sich durch das Recycling von Abfällen selbst versorgen und damit sogar anderen Menschen helfen, die noch schlechter gestellt sind.

Vielfach wurde er für seinen „Krieg gegen das Elend und dessen stets gegenwärtige Gründe“ geehrt und zwei Mal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Heute gibt es rund 400 Emmaus-Gemeinschaften in 38 Ländern in aller Welt.

Abbé Pierre starb am frühen Morgen des 22. Januar 2007 im Pariser Krankenhaus Val de Grâce an einer Lungenentzündung. Er gehörte zu den beliebtesten Persönlichkeiten Frankreichs und galt als das soziale Gewissen der Nation.

gge, Zeichnung: v.d. Boscht, 2006

Werke

  • C’est quoi la mort. (Ein Kinderbuch im Stil des »Kleinen Prinzen« von Antoine de Saint-Exupéry)
  • Je voulais être marin, missionnaire ou brigand: carnets intimes et pensées choisies. – Paris: Le Cherche Midi, 2002
  • Mon Dieu … pourquoi? Petites méditations sur la foi chrétienne et le sens de la vie. – Paris: Plon, 2005. – ISBN 2259201407 (Autobiographie, deutsch als Mein Gott, warum? Fragen eines streitbaren Gottesmannes. – München: dtv, (August) 2007)


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Letzte Änderung: 29. April 2012 

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