Aemiliani, Hieronymus


Hieronymus Aemiliani, italienisch Girolamo Emiliani oder Miani (* 1486 in Venedig; † 8. Februar 1537 in Somasca) war der Gründer des Regularklerikerordens Ordo Clericorum Regularium a Somasca (CRS), auch Gesellschaft der Diener der Armen oder nach dem Mutterhaus in Somasca bei Bergamo, Oberitalien, kurz Somasker genannt.

Leben

Girolamo EmilianiGirolamo Miani, Ausschnitt aus einem Gemälde von Leandro Bassano, Correr Museum, Venedig

Miani stammte aus einer alteingesessenen vezianischen Patrizierfamilie. Als junger und abenteuerlustiger Mann schlug er die Militärlaufbahn ein und wurde Soldat. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen seiner Vaterstadt und Kaiser Maximilian I. verteidigte er die Festung Castel Nuovo. Im August 1511 geriet er in Gefangenschaft und verbrachte einen Monat im Kerker.

Die Abgeschiedenheit des Kerkers und der Kontakt mit oberitalienischen Reformkreisen, z. B. mit Cajetan von Thiene (1480–1547) bewirkten eine Veränderung des Denkens und Tuns. Langsam reifte in Girolamo Miani der Wunsch den Kampf auf den Kriegsschauplätzen zu beenden und als Streiter Christi den Kampf für die Rechte der Waisen, Kranken und Armen fortzusetzen.

Mit 32 Jahren empfing er die Priesterweihe. Zehn Jahre später, 1528, erlebte er die Auswirkungen von Seuchen und Hunger in seiner Heimat. Er pflegte die Kranken, barg die Toten, die unbestattet auf den Straßen lagen und beerdigte sie. Seine Möbel verteilte er an die Bedürftigen. Die Pflege der Infektionskranken blieb nicht ohne Folgen, er infizierte sich und erkrankte lebensbedrohlich an Flecktyphus.

Nach seiner Genesung widmete er sich den vielen Waisen. Er gab ihnen Unterkunft und Verpflegung in einem Hause bei San Rocco, unterrichte sie und bereitete sie auf eine Berufsausübung vor. Die Regierung der Stadt Venedig förderte seine Bemühungen und stellte ein Haus für seine Waisen, das »Hospital der Unheilbaren« zur Verfügung.

Nach seinem Erfolg konnte er sein caritatives Werk ausbreiten und arbeitete in den Städten: Bergamo, Verona, Pavia, Brescia, Como und Mailand. Motiviert durch sein vorbildliches Verhalten, schlossen sich ihm immer mehr Menschen an, das Fundament einer religiösen Gemeinschaft entstand. Der Bischof von Chieti, Gianpietro Carafa, der spätere Papst Paul IV., unterstützte das Vorhaben, eine religiöse Gemeinschaft zu bilden, und im Jahre 1528 konnte die Gründung des Ordens vorbereitet werden. Vier Jahre später fand die endgültige Gründung statt. Die Mitglieder nahmen die Augustinusregel an und nannten sich nach dem Stammsitz Somasca bei Bergamo auch Somasker.

Während eines erneuten Pestausbruchs, infizierte sich der einundfünfzigjährige Stifter erneut bei der Pflege der Kranken und starb am 8. Februar 1537 in Somasca.

Hieronymus Aemiliani wurde 1747 von Papst Benedikt XIV. selig- und 1767 von Papst Klemens XIII. heiliggesprochen. Anlässlich des vierhundertjährigen Bestehens der Somasker, 1928, erhob Papst Pius XI. Emiliani zum Schutzpraton der Waisen und der verlassenen Jugend.

Gegenwärtig gehören dem Orden etwa 500 Somasker an. Sie arbeiten in Internaten, Waisen-, Armen- und Krankenhäusern und leben in Italien, Nord-, Mittel- und Südamerika.

Außerdem gibt es in Belgien eine Gemeinschaft der Brüder vom heiligen Hieronymus Ämiliani (Congregatie van de Broeders Hiëronymieten, gegründet 1839 in Sint-Niklaas), die sich besonders in der Pflege von Alten und Kranken und in der Erziehung von Waisen engagiert.

Ulrich Füsser

Literatur

  • BBKL II (1990) Spalte 822
  • Kasper, Walter (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg 1996
  • Manns, Peter (Hrsg.): Die Heiligen in ihrer Zeit, Mainz 1966
  • Torsy, Jakob, Kracht, Hans-Joachim: Der große Namenstagkalender, Freiburg i. Breisgau 2002

Letzte Änderung: 31. Mai 2008 

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