Alpirsbach
Alpirsbach, Benediktinerabtei im Schwarzwald, gegründet 1095, aufgehoben 1535.
Geschichte
Das Kloster Alpirsbach war eine Gründung der Grafen Adalbert von Zollern und Alwik von Sulz sowie des Edelfreien Ruodman von Hausen. Eng mit der gregorianischen Kirchenreform verbunden, besiedelten 1095 erstmals Mönche aus St. Blasien den Schwarzwaldort. Auch Hirsauer Einflüsse sind gegen Ende des 12. Jh. feststellbar. Wenig ist aus der Folgezeit überliefert. 1293 wird ein rector puerorum und damit wohl eine Klosterschule erwähnt, 1341 wurde der Franziskanerkonvent in Kniebis Alpirsbacher Priorat. Das 15. Jh. sah die Mönchsgemeinschaft im Umfeld der damaligen benediktinischen Reformbewegungen, auch wenn es zeitweise zur Auflösung des Konvents kam (1451-1455) oder Mönche aus Wiblingen, die der Melker Observanz angehörten, auf den Widerstand der alteingesessenen Mönche trafen (1470). Abt Hieronymus Hulzing (1479-1495) führte – gleichsam als secundus fundator (zweiter Gründer) – das Kloster der Bursfelder Kongregation zu (1482). 1535 wurde die Mönchsgemeinschaft von Herzog Ulrich von Württemberg (1498-1550) reformiert, 1556 eine Klosterschule eingerichtet, die man allerdings 1595 verlegte.
Unterbrochen wurde die evangelische Zeit Alpirsbachs durch katholische „Zwischenspiele“ während des Augsburger Interims (1548-1555) und im Dreißigjährigen Krieg (1629-1631, 1634-1648). Im Westfälischen Frieden (1648) gelangte Alpirsbach dann endgültig an das Herzogtum Württemberg.
Grundbesitz
Das Gründungsgut des Klosters lag relativ geschlossen um Alpirsbach, wenig kam in der Folgezeit hinzu, Streubesitz ist um Haigerloch, Oberndorf, Rottweil und Sulz erkennbar. Der Landbesitz war grundherrschaftlich organisiert, im späten Mittelalter war das Klostervermögen in Pfründen unterteilt, die Abtei in der 2. Hälfte des 15. Jh. stark verschuldet. Die Konsolidierung am Ende des Mittelalters betraf auch die wirtschaftlichen Verhältnisse.
Gerichtsbarkeit
Einer hoch-, nieder- und grundherrschaftlichen Gerichtsbarkeit des Klosters entsprach das Rechtsinstitut der Vogtei. Erbliche Klostervögte waren die Grafen von Zollern, wohl ab der Mitte des 13. Jh. die Herzöge von Teck, wahrscheinlich ab Ende des 14. Jh. die Grafen von Württemberg. Letztere förderten die Reformbestrebungen des Klosters im 15. Jh., u.a. mit dem Ziel einer landständischen Mönchsgemeinschaft. Landesherrschaft und Reformation bedingten das Ende der katholischen Abtei (1535).
Gebäude
Einem kleinen Klösterchen als Gründungsanlage mit hölzernem Oratorium (1095) folgte bald eine kleine Steinkirche (1099), schließlich die Fertigstellung des Münsterbaus in Form einer flachgedeckten dreischiffigen Basilika mit Querhaus, Chor und Nebenchören (um 1130). Südlich davon schloss und schließt sich die Klosteranlage an mit Kapitelsaal (12. Jh.), Kreuzgang und Klausur (1480-1495). Erwähnenswert sind weiter: das Tympanon über dem Westportal (12. Jh.), alte Skulpturen an einigen Säulenkapitellen und -basen, ein Hochaltarschrein (um 1520) und Epitaphe u.a. Alpirsbacher Äbte.
Literatur
- Alpirsbach, hg. v. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (= Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd.10): Textbd.1: Gründungsgeschichte, Bau und Ausstattung des Klosters, Textbd.2: Spätmittelalter, Reformation und Stadtentwicklung, Stuttgart 1999
- Buhlmann, Michael, Benediktinisches Mönchtum im mittelalterlichen Schwarzwald. Ein Lexikon. Vortrag beim Schwarzwaldverein St. Georgen e.V., St. Georgen im Schwarzwald, 10. November 2004, Teil 1: A-M (= Vertex Alemanniae, H.10/1), St. Georgen 2004, S.6f
- Germania Benedictina, Bd.5: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg, bearb. v. F. Quarthal, Ottobeuren 1976, S.117-124
Michael Buhlmann, Lizenz: GFDL
Letzte Änderung: 31. Oktober 2008
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