Augustinerinnen Neuss


Die Barmherzigen Schwestern nach der Regel des heiligen Augustinus, nach ihrem Mutterhaus kurz Neusser Augustinerinnen genannt, sind eine katholische Schwesterngemeinschaft, die vor allem in der Krankenpflege tätig ist.

19. Jahrhundert

Am 27. Januar 1844 trafen zwei Cellitinnen aus Düsseldorf in Neuss ein um das dortige Hospital zu übernehmen. Ihre Wohnung nahmen sie an der Brückstraße. Eine von ihnen war Schwester Johanna Etienne, die Gründerin der heutigen Neusser Augustinerinnen.

Die Neusser Bürger wünschten damals, eine eigene Schwesterngemeinschaft zu haben, und trugen Schwester Johanna Etienne dieses auch an. Am 7. August 1844 trat sie aus dem Düsseldorfer Kloster aus, erhielt am 18. Dezember des Jahres die Genehmigung der königlichen Regierung und am 25. Januar die des Kölner Erzbischofs, Johannes von Geissel. Nach der endgültigen Anerkennung der städtischen Bedingungen im Jahre 1846, löste sie die Bindung an das Düsseldorfer Kloster, wohin ihre bisherige Mitschwester Franziska nun zurückkehrte.

Da sie erst 1848 die ersten drei Postulantinnen aufnehmen dürfte, blieb ihr vorläufig nur die Möglichkeit zur Aufnahme von Aspirantinnen. Doch dann wuchs die Gemeinschaft schnell an, denn 1849 waren sie bereits neun Schwestern. Nachdem der Stadtrat die Statuten der jungen Gemeinschaft am 24. Mai 1851 gutgeheißen hatte, wurden sie noch am 21. Juni des gleichen Jahres durch den Erzbischof approbiert und am 21. Juni 1852 durch Kabinettsorder bestätigt. Eine neue Kongregation bischöflichen Rechtes, in der am 2. Februar 1853 die ersten Schwestern Profess ablegten, war geboren.

Nun tat man den ersten Schritt zum Erwerb eines eigenen Hauses und kaufte für 8.000 Thaler am 24. April 1858 das sogenannte „Gütchen“ und errichtete dort das Josefskloster, das bis 1923 Mutterhaus der Genossenschaft war.

Nachdem die Oberin (Schwester Maria Benrath) des Viersener Filialklosters der aufgehobenen Düsseldorfer Cellitinnen bereits 1857 Kontakt mit Mutter Johanna Etienne aufgenommen hatte, fusionierte es 1860 unter erzbischöflicher Genehmigung mit der jungen Neusser Kongregation und wurde so deren erstes Filialkloster. Diesem folgten, nachdem die Generaloberin bereits 1861 ins Josefskloster übergesiedelt war, ab 1863 zahlreiche andere Neugründungen, wovon sich die meisten zwar in der Neusser Umgebung befanden, aber auch in Belgien und den Niederlanden. Zählte die junge Kongregation 1866 erst 32 Schwestern, so sollte ihre Zahl doch rasch anwachsen. Allein am 10. September 1868 nahm der Erzbischof von Köln, Kardinal Johannes von Geissel, eine Einkleidung von acht Postulantinnen und die Profess von 14 Novizinnen entgegen.

Nachdem 1875 in Folge des Kulturkampfes eine strenge staatliche Überwachung der Gemeinschaft durchgeführt und die Versetzung von Schwestern untersagt wurde, war es wohl ein Akt des Protestes der Stadtverwaltung gegen die Regierung in Berlin, daß sie anlässlich des goldenen Profeßjubiläums von Mutter Johanna Etienne die Bürger zu einer besonderen Spende für die Armen und Notleidenden aufrief. Mutter Johanna sollte ihren Ehrentag nicht mehr lange überleben und verstarb am 28. März 1881. Geleitet von den geistlichen und weltlichen Behörden wurde sie auf dem städtischen Friedhof beigesetzt.

20. Jahrhundert und Gegenwart

Die Saat Mutter Johannas gedieh in den folgenden Jahren prächtig und wuchs bis 1901 auf allein 259 Schwestern in der Diözese Köln an. In der Blütezeit arbeiteten rund 900 Schwestern in über 60 karitativen Einrichtungen. Legten die Schwestern, die seit 1903 am Josefskloster einen eigenen Friedhof besaßen, bis jetzt ihre zeitlichen Gelübde auf drei Jahre ab, so verlängerte Antonius Kardinal Fischer, der Erzbischof von Köln, diese im Jahre 1905 auf den Wunsch auf fünf mal ein Jahr.

Nachdem man bereits 1911 das Gründungshospital auf der Brückstraße gegen den Krankenhausneubau auf der Preußenstraße vertauscht hatte, wurde 1923 in der ehemaligen Villa Leuchtenberg das Kloster Immaculata eingerichtet, das am 15. Juli 1927 das Mutterhaus der Kongregation werden sollte. 1928 der Augustinergemeinschaft aggregiert, siedelte 1929 das Noviziat in das neue Mutterhaus über, auch wenn Einkleidungen und Gelübdeablegungen vorerst weiterhin in der Kapelle des Josefsklosters stattfanden, da die noch provisorische Kapelle des Mutterhauses für solche Anlässe kaum geeignet war.

Waren die Jahre bisher ruhig und durchaus gedeihlich verlaufen – 1933 zählte die Genossenschaft 530 Schwestern und 75 Novizinnen in 57 Niederlassungen, wovon nur 17 ihr Eigentum waren – so sollte sich das schon bald ändern. Unter größten Schwierigkeiten, Anstrengungen und vielen Opfern gelang es der Gemeinschaft bis 1935 die Kapelle des Mutterhauses fertigzustellen, die dann auch am 11. Mai diesen Jahres durch Weihbischof Dr. Wilhelm Stockums eingeweiht werden konnte. Die Einkleidungen und Gelübdefeiern wurden von nun an im Mutterhaus begangen.

Nachdem die Stadtverwaltung den Schwestern in den städtischen Häusern das Gestellungsgeld auf 20 Reichsmark im Monat reduziert und auch die Freikarten für die Straßenbahn gestrichen hatte, kündigte sie ihnen am 31. März 1938 im städtischen Krankenhaus, das sie bis zum folgenden Tag, dem 1. April, verlassen mussten. Zwei Jahre später wurde den Schwestern mitgeteilt, daß 30% aller Mitglieder der Genossenschaft der Wehrmacht zur Verfügung gestellt werden mussten und schon am 13. Mai 1940 erschienen die ersten feindlichen Bomber. Das Mutterhaus war bereits Anfang des Jahres mit Patienten belegt worden und im Neusser Alexianerkloster hatten sie seit 1942 eine Infektionsabteilung mit 127 Betten und eine innere mit 60 Betten zu betreuen. Da es aber keine Neueintritte mehr zu verzeichnen gab sank die Zahl der Schwestern auf 720 herab, so das es schon bald zu personellen Engpässen kam.

Wenn man glaubt, daß die Nationalsozialistische Regierung in den Zeiten der Not Ruhe gegeben hätte, so hat man sich getäuscht, denn nachdem es 1941 im Rahmen der Devisenprozesse zu einer scharfen Überprüfung der Kassenbücher der Kongregation kam, stand 1944 eine steuerliche Rückforderung an, die die Gemeinschaft an den Rand des Ruins brachte.

Nach dem Krieg begannen die umfangreichen Aufbauten, doch sollte die Genossenschaft, wie alle anderen auch, nie wieder zu ihrem alten Glanz zurückkehren. Die Zahl der Schwestern fiel bis 1966 auf 556 allein in Deutschland, so das man mit dem anhaltenden Nachwuchsmangel auch zahlreiche Konvente aufheben musste. 2001 zählte die Genossenschaft 112 Schwestern in neun Niederlassungen.

Trotz des langsamen personellen Rückgangs, gründete die Genossenschaft in den 60er Jahren noch eine Mission in Burundi, die jedoch wieder aufgegeben wurde, und 1968 noch das Johanna-Etienne-Krankenhaus mit ca. 400 Betten. 2002 initiierten die Neusser Augustinerinnen die Stiftung Cor Unum – Bewahrung des Erbes. Dieser Schritt war notwendig geworden, da es an Nachwuchs mangelte und viele Schwestern mittlerweile zu alt für die beschwerliche Arbeit in den Einrichtungen geworden waren. 2004 wurden die Krankenhäuser unter dem Dach der Augustinus-Kliniken zusammengefasst. Zu diesem Verbund gehört auch das St. Alexius-Krankenhaus der Neusser Alexianerbrüder. Die Stiftung Cor Unum und der Alexius e.V. bilden die gemeinsame Trägerschaft der Klinik. Im Februar 2008 verfügte das Unternehmen über ca. 2700 Betten und beschäftigte fast 3800 Mitarbeiter.

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Damian Hungs, ergänzt von Georg Arnold

Letzte Änderung: 6. Januar 2010 

Kommentare

Ein Kommentar zu “Augustinerinnen Neuss”

  1. marion zehmke
    18. Juli 2008 16:00

    betr.:meine mutter. sie erzählte mir sie kommt aus dem kloster der vinzentinerinnen. geboren wurde sie am 31.dez.1919. ich würde gerne mehr darüber wissen.
    meine mutter sagte immer sie kennt ihre wahre familie nicht.

    würde mich freuen, von ihnen zu hören

    mit buddistischen grüßen

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