Bießle, Harduin
Harduin Bießle OSB (* 23. Nov. 1902 Gotzing, Kr. Miesbach, Oberbayern; †3. Okt. 1985), Missionsbenediktiner und 1. Abt der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede.
Abt Harduin Bießle besuchte das Gymnasium der Erzabtei St. Ottilien, bestand am 22. März 1923 am Humanistischen Gymnasium in Dillingen an der Donau das Abitur und trat noch im selben Jahr als Novize in St. Ottilien ein. Nach dem Noviziat studierte er an der dortigen Hochschule Philosophie und Theologie und empfing 1929 die Priesterweihe.
Im August 1929 wurde er in das neu gegründete Kloster Königsmünster in Meschede entsandt und studierte auf Wunsch seiner Oberen an der Universität Münster Latein, Griechisch und Geschichte. Nach der philologischen Staatsprüfung 1935 in Münster und der Assessorenprüfung 1937 nahm er seine Lehrtätigkeit an der Rektoratsschule der Benediktiner in Meschede auf, wurde aber schon zum 15. Juni 1940 durch Verfügung des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen seines Amtes als Schulleiter enthoben und durch den Studienrat Dr. Heinrich Schoppmeyer ersetzt. Die Trägerschaft der Schule wurde auf die Stadt Meschede übertragen.
Bießle führte seine Lehrtätigkeit noch bis zur Beschlagnahme des Klosters durch die Nationalsozialisten und der Ausweisung der Mönche durch die Gestapo am 19. März 1941 weiter und arbeitete dann bis Kriegsende als Seelsorger in der Diözese Rottenburg. Nach der Rückkehr der Mönche nach Meschede wurde er Subprior und als die Stadt Meschede 1946 den Benediktinern die inzwischen zum Gymnasium ausgebaute Schule zurückgab, wurde er deren Direktor. Unter schwierigsten äußeren Bedingungen entwickelte sich das Gymnasium unter seiner Leitung zu einer angesehenen Bildungsanstalt, die über die Stadt Meschede hinaus an Bedeutung gewann.
Nach der Erhebung Königsmünsters zur Abtei im Oktober 1956 wählten die Kapitularen Harduin Bießle im Dezember zu ihrem ersten Abt. In dieser Funktion prägte er die innere und äußere Entfaltung der damals jüngsten Abtei im deutschen Sprachgebiet zu einem bedeutenden geistlichen und kulturellen Zentrum. Schon bald entstanden auf dem Abteigelände ein neues Gymnasium, eine Turnhalle und eine Sportplatzanlage. In den nächsten Jahren folgten der Ausbau der Wirtschaftsgebäude, besonders der neuen Ökonomie, und der Bau der Abteikirche unter Leitung des Architekten Hans Schilling 1962–64.
1976 trat Bießle von seinem Amt zurück, kümmerte sich aber als Novizenmeister noch um den Klosternachwuchs. Er starb 1985 an Herzversagen und wurde in der Krypta der Abteikirche beigesetzt.
Abt Harduin Bießle erhielt anläßlich seines 70. Geburtstages die Ehrenbürgerwürde der Stadt Meschede. Er war außerdem Prior und Komturritter der Ordensprovinz Rheinland-Westfalen des Ritterordens vom Hl. Grab.
gge
Ehrenbürger der Stadt Meschede (1972)
Letzte Änderung: 14. Juli 2012
Kommentare
3 Kommentare zu “Bießle, Harduin”
Was sagen Sie dazu?
Ich durfte Abt Harduin 1974 kennen lernen. Und er begleitete mich in persönlichem Kontakt und in Briefen, bis zu seinem Tod 1985. Er verband eine ganz natürliche Freundlichkeit und Offenheit mit einem sehr gewissenhaften monastischen Leben. Vielen Menschen war er ein geistlicher Vater und ein kluger Ratgeber. Seine Naturverbundenheit erlebte ich auf langen Spaziergängen, die er in seiner Zeit als Magister wöchentlich mit den jungen Brüdern unternahm. Für jeden nahm er sich Zeit und hatte ein offenes Ohr.
Für mich war und ist Abt Harduin Bießle der Inbegriff eines benediktinischen Abtes.
für mich war er der Inbegriff von „Haltung“: er begegnete jedem und jeder mit freundlicher Zuwendung ohne Anbiederung. Dafür habe ich ihn bewundert: Ob Punk, reicher oder armer Mann, jung oder alt – er war präsent. Seine Ãœbernahme des Gründungsmottos des Klosters „Christo vero regi“ als persönliches Motto zeigte seine Demut, die Dinge so zu nehmen, wie sie ihm zufielen. Sein Befremden über den Wegfall des „Christo vero regi
militaturus“ gab mir als jungem Novizen zu denken. Die Inschrift auf seinem Grab „Christo obviam ire“ wies mir und anderen einen Weg, auf dem sich wohl
gehen lässt.
Sit tibi terra levjs!
Er sagte uns jungen Novizen,
die Sauerländer seien ihm ihm 1928 viel frömmer erschienen, als die Bayernschwaben in und um St. Ottilien.
Die Sauerländer hinwiederum glaubten gern die Legende, er sei ein bayerischer Adeliger.
Mir war er ein Mann, der wußte, was er wollte.
Sein Wahlspruch „Christo vero regi“ war mir und vielen meiner Mitnovizen (zwischen 1984 und 1988) ein Weg, auf dem sich wohl gehen ließ – innerhalb und außerhalb des Klosters.
Möge ihm unser Herr Jesus Christus die Wege bahnen!
10/2019