Chantal, Jeanne-Françoise Frémyot de
Jeanne-Françoise Frémyot de Chantal (* 28. Jan. 1572 in Dijon; †13. Dez. 1641 in Moulins), französische Mystikerin, Ordensgründerin und Heilige.
Eine der beiden Gründer des Ordens der Salesianerinnen war die heilige Johanna Franziska von Chantal (1572–1641), geborene Jeanne-Françoise Frémyot. Die von der verwitweten französischen Adligen zusammen mit dem heiligen Franz von Sales (1567–1622) aus der Taufe gehobene Kongregation widmete sich zunächst der Pflege der Kranken und später auch der Erziehung der Jugend. Der Orden ist heute rein beschaulich, nur in einigen Ländern – wie in den USA und in Deutschland – bestehen noch Schulen.
Jeanne-Françoise Frémyot kam am 28. Januar 1572 als Tochter des burgundischen Parlamentspräsidenten Bénigne Frémyot und seiner Frau Marguerite de Berbisey in Dijon (Frankreich) zur Welt. Ihre Mutter starb 18 Monate später bei der Geburt des Sohnes André. An der weiteren Erziehung von Johanna Franziska war ihre ältere Schwester Marguerite maßgeblich beteiligt.
Am 29. Dezember 1592 heiratete die 20-jährige Johanna Franziska Frémyot den Baron Christoph de Rabutin-Chantal, mit dem sie auf dessen Schloss Bourbilly lebte. Aus der glücklichen Ehe gingen sechs Kinder hervor, von denen zwei jung starben. Als ihr Gatte sieben Tage nach einem Jagdunfall im Oktober 1601 starb, gelobte die 29-Jährige, fortan jungfräulich zu leben und sich nur noch um die christliche Erziehung ihrer Kinder zu kümmern.
Während einer Pilgerfahrt nach „Notre-Dame d’Etang“ in der Nähe von Dijon begegnete Johanna Franziska von Chantal einem – bisher namentlich nicht bekannten – Ordensmann, der ihr geistlicher Berater wurde. Danach zog sie zu ihrem Schwiegervater nach Monthelon und hatte in dessen Haushalt viel zu leiden, weil dort eine Dienerin und Mätresse die Autorität an sich gerissen hatte.
Am 5. März 1604 hörte die 32-jährige Witwe eine Fastenpredigt des Genfer Bischofs Franz von Sales in Dijon, dem sie wenig später ihre Seele anvertraute. 1606 trat Johanna Franziska mit dem neu gegründeten Karmelitenkloster von Dijon in Verbindung. Die Ratschläge der Karmeliten brachten ihr Klarheit für ihr eigenes inneres Leben. Um ihren Entschlüssen einen sinnfälligen Ausdruck zu geben, brannte sie sich mit einem glühenden Eisen den Namen „Jesus“ über ihrem Herzen ein.
Ostern 1607 vertraute Franz von Sales bei einer Begegnung in Annecy der 35-jährigen Johanna Franziska an, er wolle einen Frauenorden ohne Klausur gründen, der auch für ältere und gesundheitlich schwache Personen zugänglich sein sollte. Sie begeisterte sich für diesen Plan, musste jedoch zunächst noch wegen familiärer Pflichten abwarten.
Doch bald konnte sich Johanna Franziska von Chantal aus der Welt zurückziehen: Im Oktober 1609 heiratete der Baron de Thorens, der jüngere Bruder des Franz von Sales, ihre älteste Tochter Marie-Aimée. Johanna Franzikas Vater und ihr Bruder André, der Erzbischof von Bourges war, übernahmen die Erziehung ihres 14-jährigen Sohnes Celse-Bénigne.
Nachdem alle ihre Kinder versorgt waren, gründete Johanna Franziska von Chantal am 6. Juni 1610 zusammen mit Franz von Sales in Annecy die Genossenschaft „Von der Heimsuchung Mariä“ („l’Ordre de la Visitation Beatae Mariae Virginis“ = OVM). Die Schwestern dieser Kongregation nannten sich auch Visitandinnen oder Salesianerinnen. Bereits nach wenigen Jahren war der Orden in ganz Frankreich verbreitet.
Die Niederlassung in Lyon führte 1615 zu einer tiefgreifenden Änderung. Nach dem Willen des Erzbischofs de Marquemont mussten die Frauen – wie im Laufe der Geschichte alle Frauenklöster – die Klausur annehmen. Das zwang die Frauen, die häusliche Krankenpflege einzustellen, an deren Stelle nun die Erziehung von Mädchen als neue Aufgabe trat.
„Man kann wohl nicht größeren Verstand mit tieferer Demut vereint sehen“, sagte Franz von Sales über Johanna Franziska von Chantal. „Sie ist einfach und innig wie ein Kind, verbindet aber damit eine ernste und erhabene Urteilskraft. Sie ist eine große Seele, die für heilige Unternehmungen einen Mut beweist, der sonst ihrem Geschlecht nicht zu eigen ist“.
Nach dem Tod des Franz von Sales leitete Johanna Franziska von Chantal allein den Aufbau des Ordens. Während der letzten Jahre ihres Lebens entwickelten sich ihre Leiden zu einem schmerzhaften Martyrium, das sie ohne Klage ertrug. Sie betrachtete jeden Schmerz als Prüfung Gottes.
Am 13. Dezember 1641 erkrankte Johanna Franziska von Chantal im Alter von 69 Jahren während einer Visitationsreise im Kloster „Von der Heimsuchung Mariä“ in Moulins (Departement Allier) an Lungenentzündung, verbunden mit einer Rippenfellentzündung, und starb. Man überführte sie nach Annecy und setzte sie dort in der Heimsuchungskirche bei. Bei ihrem Ableben zählte die Genossenschaft 41 Häuser. Am 21. August 1751 wurde Johanna Franziska in den Kreis der Seligen aufgenommen. Papst Klemens XIII. (1693–1769) sprach sie 1767 heilig.
Aus der Feder Johanna Franziska von Chantals stammen erbauliche und didaktische Schriften sowie eine umfangreiche Korrespondenz. Sie war Großmutter der Schriftstellerin Marie Marquise de Sévigné (1626–1696), geborene de Rabutin-Chantal. Die Briefe der Letzteren an ihre Tochter, in denen sie vom höfischen Leben ihrer Zeit berichtet, gelten als klassische Denkmäler französischer Prosa.
Gedenktag von Johanna Franziska Chantal ist der 12. Dezember. Sie gilt als Patronin der Salesianerinnen und für eine glückliche Entbindung.
aus:
Ernst Probst: Superfrauen 2 – Religion (GRIN)
Letzte Änderung: 17. April 2015
Kommentare
2 Kommentare zu “Chantal, Jeanne-Françoise Frémyot de”
Was sagen Sie dazu?
ja, gefällt mir gut, aber heißt das jetzt mein namenstag ist am 13. Dezember?
Der Gedenktag der hl. Johanna Franziska von Chantal ist vor einigen Jahren auf den 12. August verschoben worden um dem Gedenktag der Jungfrau von Guadeloupe Platz zu machen …