Eibingen (Abtei St. Hildegard)


Abtei St. Hildegard zu Eibingen, Benediktinerinnenkloster der Beuroner Kongregation in Rüdesheim am Rhein, wiedererrichtet 1900/04 durch Karl Fürst zu Löwenstein, dessen Familie die Ländereien der im Zuge der Säkularisation 1802 aufgelösten alten Abtei zugefallen war.

Geschichte

Abtei St Hildegard in Eibingen (Foto:Moguntiner, cc-by-sa-3.0)

Abtei St Hildegard in Eibingen (Foto:Moguntiner, cc-by-sa-3.0)

Das alte Kloster war 1148 als Augustiner-Doppelkloster gegründet worden. 1165 übernahm Hildegard von Bingen das Kloster als nichtadliges Tochterkloster des Klosters Rupertsberg. 1575 entfremdet, wurde es 1603 zurückgegeben und nahm 1636 den durch die Zerstörung des Klosters auf dem Rupertsberg heimatlos gewordenen Konvent auf und führte dessen Tradition fort. 1802 wurde das Kloster säkularisiert.

Das heutige Kloster wurde in den Jahren 1900 bis 1904 im neoromanischen Stil erbaut (Grundsteinlegung 2. Juli 1900) und am 17. September 1904 von 12 Benediktinerinnen der Abtei St. Gabriel in Prag, dem ersten Frauenkloster der Beuroner Kongregation, bezogen. 1908 durch zwei Dekrete Papst Leos XIII. zur Abtei erhoben, wurde das Kloster und mit allen Rechten und Privilegien des ehemaligen Klosters der hl. Hildegard von Bingen ausgestattet. Die von P. Paulus Krebs aus Beuron und seine Schüler ausgemalte Kirche wurde am 7. September 1908 vom Limburger Bischof Dominikus Willi OCist geweiht. Am Tag nach der Kirchweihe, am 8. September 1908, wurde die bisherige Priorin, Regintrudis Sauter, zur ersten Äbtissin geweiht.

Hatten die Schwestern den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik noch relativ unbeschadet überstanden, wurde die Abtei amm 2. Juli 1941, dem 41. Jahrestag der Grundsteinlegung, durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) aufgehoben, die 115 Nonnen ausgewiesen und der Klosterbesitz enteignet. Die Klostergebäude wurde zum Lazarett.

Nach Kriegsende nahmen am 2. Juli 1945, wiederum dem Jahrestag der Grundsteinlegung, die heimgekehrten Schwestern das klösterliche Leben wieder auf. 1967 wurden die Konvente der Chorfrauen und Laienschwestern zu einer Gemeinschaft vereinigt. Der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprechend wurden Altarraum und Nonnenchor der Kirche umgestaltet und die hohen schmiedeeisernen Gitter im Chorraum und den Sprechzimmern entfernt.

1988 wurde mit zehn Eibinger Schwestern das Priorat Marienrode bei Hildesheim gegründet und 1998 in die Unabhängigkeit entlassen.

Äbtissinnen seit der Wiedererrichtung

  1. Regintrudis Sauter, 1908–1955
  2. Fortunata Fischer, 1955–1978
  3. Edeltraud Forster, 1978–1998
    • Gisela Happ, 1998–2000 Priorin-Administratorin
  4. Clementia Killewald, 2000–2016

Weblink

Abtei St. Hildegard, Eibingen

Lage & Anfahrt

Letzte Änderung: 14. Juni 2016 

Kommentare

5 Kommentare zu “Eibingen (Abtei St. Hildegard)”

  1. Rupert-Alfons B a r o n, 97980 Bad Mergentheim
    8. September 2014 18:51

    Es ist schon interessant wie sich doch die Zeichen der Zeit ändern.
    Leider k ommt mein Namenspatron viel zu kurz, den da er doch der erste Abt des
    Klosters in Salzburg, und Benediktiner war.
    Er war Glaubensbote am Herzogshof in Regensburg.
    Bedauerlich ist auch, daß die Erzdiözese Freiburg kaum etwas über den
    Hl Rupert aussagt, zu der ich jetzt gehöre.
    Noch etwas, wer das Evangelium verkündet und es nicht vorlebt, wie viele,
    der hat am Altar nichts zu suchen, daß sind die die
    Schuld tragen, daß die Kirchenbesucher immer weniger werden.
    Gott segne Sie und Ihre Arbeit !

  2. Rudolf Steinmetz
    9. September 2014 09:56

    Hildegards Annahme, dass Menschen, Tiere, Steine und Pflanzen – die gesamte Schöpfung in einer Unzahl von Wechselwirkungen miteinander verknüpft sind („Alles, was in der Ordnung Gottes steht, antwortet einander“), ist in nicht nur eine Vorwegnahme der Quantenphysik, sondern vielmehr ein Bekenntnis zur Lehre der Einheit der Existenz, wie sie auch Meister Eckhart verstanden hat, der sich mehrfach auf den islamischen Philosophen, Wissenschaftler und Sufi Avicenna (Ibn Sina) beruft. Demnach sind Menschen und Natur gemeinsam ein Teil jener großen Einheit allen Seins und Seiendem, die von Gott beatmet wird, und dann später unter dem Einfluss der thomistischen Scholastik unter den Generalverdacht des Pantheismus gestellt wurde.
    Hildegards spirituelle Quelle war zweifellos der irische Eremit Disibod (gest. um 700), auf dessen Platz sie ihre spirituellen Wegweisungen erhielt, und über den sie eine Vita verfasste. Ihre Gründung auf dem Rupertsberg verweist in der Tat auf den heiligen Hrodbert (Rupert). Dieser entstammte dem mächtigen, hochadeligen rheinfränkischen Geschlecht der Rupertinger, und er kam 696, im zweiten Regierungsjahr des merowingischen Königs Childbert III. nach Bayern.
    Ãœber die Einführung der Benediktregel unter Bonifatius in dem vom Heiligen Rupert gegründeten Salzburger Dom-Kloster St.Peter ist in den Quellen nichts verzeichnet. Auch nicht in dem Frauen-Kloster auf dem Nonnenberg, das Rupert für seine Nichte Erentrudis gründete. Ein Analogieschluß zu Freising ist von geringem Wert, weil das lange Episkopat des irischen Rupert-Nachfolgers und Bonifatiusgegner Virgil dem Siegeszug der Benediktsregel einen Riegel vorschob, siehe Friedrich Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich, München 1965, Seite 394 f.f. Die blühende Salzburger Gemeinde war eine Gründung des Severin vom Noricum (Mautern), der als römischer Offizier seinen Dienst quittierte und sich in Ägypten von dem berühmten altorientalischen Abt Schenute von Atripe ausbilden liess. Auch Hildegard – die u.a. das erste detaillierte, deutschsprachige Fachbuch über Gynäkologie verfasste – liess sich keineswegs in die Benedikt-Regel pressen, sondern schuf ihre eigene, wie die Mönche Gottfried und Theoderich berichteten. Und es war der große Papst Eugen III., vormals ein Schüler des Bernhard von Clairveaux, der nicht nur die platonische Kathedral-Schule von Chartres gegen die Anschuldigungen Bernhards in Schutz nahm, sondern auch die Visionen der Hildegard.
    Heute ist es sicher kein Zufall, dass die große Hildegard in der Pfarrkirche von Eibingen beigesetzt ist, aber nicht in der Abtei. Desgleichen, dass sich der ehemals zuständige Ortsbischof Tebartz van Eltz in das Kloster Metten flüchtete, aber nicht unter den Schutz von Hildegard. Es ist eben ein gewaltiger Unterschied, ob man in einem Kloster Wein und Kräuterlikör nur an Touristen verkauft, oder ob man derlei Ingredienzen zur Heilung verwenden kann.

  3. Quousque Tandem
    10. September 2014 11:21

    Leider auch hier wieder: gelehrt daherkommendes Halbwissen, daraus abgeleitete waghalsige spirituelle Spekulationen und am Schluss noch eine Watschen für die heutigen Klosterbewohner.
    Das Kloster Rupertsberg entstand am Lebens- und Sterbeort des Rupert von Bingen, der nur den Namen mit dem Missionar und Kirchengründer von Salzburg gemein hat.
    Sicher kein Zufall.

  4. Rudolf Steinmetz
    11. September 2014 11:44

    @Quousque Tandem: Bitte nennen Sie Ihre Quellen, Danke.

  5. Wagenrath
    1. Januar 2015 20:36

    Die Diskussionen hier sind interessant!
    Fakt ist, das Hildegard in einer Abtei beigesetzt wurde:
    In der alten Abtei Eibingen. Also in dem einzigen von ihr gegründeten und noch mit kirchlichem Leben aufstehenden Gebäude. Kein Zufall!
    Aber in direkter Nähe zu ihrer Nachfolgerin:
    Der Äbtissin von Ruppertsberg und Eibingen: Kein Zufall!
    Hildegard ist dort wo sie sich ihre letzte Ruhstätte sucht. Mittendrin in ihrer Klostergemeinschaft UND mitten unter dem Volk. Also genau da, wo sie hingehört!
    Kein Zufall.

    lbetrieb

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