Friesenegger, Maurus


Maurus Friesenegger OSB (1590–1655), Benediktiner und Chronist; Abt des Klosters Heiligenberg (Andechs); bekannt v.a. für seine Chronik aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Leben

Friesenegger wurde 1590 in Dießen am Ammersee als Sohn eines Bäckers geboren. Am 1. November 1614 legte er im Benediktinerkloster Heiligenberg, heute das Priorat Andechs, seine ewige Profess ab und wirkte anschließend zunächst im kleinen Klosterseminar und wurde dann Novizenmeister. Von 1627 bis 1638 war er Pfarrvikar der bis heute von den Mönchen betreuten Pfarrei »St. Vitus« Erling (heute zu Andechs) und zugleich Subprior der Abtei. Am 28. September 1640 wurde er zum 16. Abt von Heiligenberg gewählt und am folgenden Tag konsekriert. Er blieb in diesem Amt bis zu seinem Tod 1655.

Friesenegger setzte sich, wie auch schon sein Vorgänger Michael Einslin, für die Gegenreformation in der Oberpfalz ein und förderte die Benediktineruniversität Salzburg, die in enger Verbindung zum Kloster stand.

Abt Maurus starb 1655 in Andechs.

Literarisches Werk

»Keine Tür, kein Schloss, kein Kasten, kein Schrank, der nicht zerbrochen war, alle Gänge, alle Zimmer, Refektorium, Dormitorium waren mit Menschen- und Pferde-Unrat, mit Gestank und Grausen […] angefüllt« (aus der Chronik)

Frieseneggers »Tractatus de viris religiosis Monte sancto Andechs pietate et doctrina illustrioribus«, eine Abhandlung über bedeutende Andechser Mönche, ist vermutlich beim Klosterbrand von 1669 verbrannt. Überliefert ist nur eine lateinische Chronik »Ephemerides Andecenses sive res gestae memoriae dignae de Monte sancto et Pago Erlingano congestae«, die 1649 fertiggestellt wurde. Friesenegger selbst hat sie unter dem Titel »Tagebuch von Erling, und Heiligenberg vom Jahre 1627–1648 inc.« gekürzt ins Deutsche übersetzt.

Das Tagebuch schildert die Geschehnisse der Kriegsjahre 1627 bis 1648 – in denen das Kloster und die umliegenden Ortschaften mehrfach besetzt, geplündert und vollkommen verwüstet wurde – aus der Sicht des Dorfes Erling bzw. des Klosters Heiligenberg. Es gehört zu den bedeutendsten autobiographischen Zeugnissen seiner Zeit.

Ausgaben

  • Franz Maria Ferchel (Hrsg.): Chronik von Erling und Heiligenberg während dem dreißigjährigen Kriege: nach dem Manuscript des damaligen Prälaten Maurus Friesenegger. – München 1833. (erste Ausgabe)
  • Willibald Mathäser (Hrsg.): Maurus Friesenegger. Tagebuch aus dem 30jährigen Krieg. – München: Hugendubel, 1974, 21996. – Neuausgabe: Buch & Media, Januar 2007

Literatur

  • Hermann Hörger: Die Kriegsjahre 1632 bis 1634 im Tagebuch des P. Maurus Friesenegger, nachmaligen Abtes von Andechs (1640-1655). In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte [ZBLG] 34, 1971, S. 866-876.
  • Walther Killy (Hrsg.): Autoren- und Werklexikon, Band 4: Artikel »Friesenegger, Maurus«, S. 32.
    Hans-Michael Körner: Friesenegger, Maurus. In: Ders. (Hrsg.): „Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. Band 1“. – München: Saur, 2005, S. 597.
  • Willibald Mathäser: Abt Maurus Friesenegger und sein Tagebuch aus dem Dreißigjährigen Krieg. In: Ders. (Hrsg.): »Maurus Friesenegger. Tagebuch aus dem 30jährigen Krieg« – München 21996, S. 7-13.

Weblink

NEDWEB/Literatuur in Context, kurze biographische Skizze mit ausführlicher literarischer Würdigung von Silvan Wagner

Buchempfehlungen

[asa my_book]3865201822[/asa]

Letzte Änderung: 29. April 2012 

Kommentare

Was sagen Sie dazu?