Henkes, Richard


Richard Henkes SAC (* 26. Mai 1900 Ruppach/Ww.; † 22. Feb. 1945 in Dachau), deutscher Pallottiner, Lehrer und Widerständler gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Richard HenkesHenkes wurde am 26. Mai 1900 in dem Dorf Ruppach bei Montabaur geboren. Um Pallottinermissionar in Kamerun zu werden, wechselte er 1912 von der Volksschule in das Studienheim der Pallottiner in Vallendar. Er hatte den Wunsch, Missionar zu werden. Als Schüler war er Mitglied der vom Spiritual des Studienheims, P. Josef Kentenich, gegründeten Marianischen Kongregation. Nach dem Abitur 1919 trat er in das Noviziat der Pallottiner in Limburg ein, wo er nach Abschluss seiner Studien 1925 zum Priester geweiht wurde. Anschließend wurde er in verschiedenen Nachwuchsschulen der Pallottiner als Lehrer eingesetzt, ab 1931 in Katscher und Frankenstein in Oberschlesien.

Nach 1933 wurde die religiöse Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus seine zweite große Berufung. Mutig und in aller Öffentlichkeit kritisierte er in seinen Predigten, in der Schule und in Exerzitien für die Jugend das herrschende Gewaltregime.

Bereits 1937 wurde er nach einer Predigt während eines Heimaturlaubs in Ruppach erstmals angezeigt. Wegen einer Äußerung über den Führer zog man ihn vor ein Sondergericht in Breslau. Nach 1938 arbeitete er ausschließlich als Jugendseelsorger, Exerzitienmeister und Prediger. Er predigte vor tausenden Zuhörern in ganz Oberschlesien, auch während der großen Männerwallfahrten auf dem Annaberg. 1941 wurde Henkes Pfarrverwalter in Strandorf im Hultschiner Ländchen, wo er Spannungen zwischen Deutschen und Tschechen zu schlichten versuchte.

Am 8. April 1943 wurde er aufgrund einer Anzeige wegen »Aufwiegelung des Volkes von der Kanzel« von der Gestapo verhaftet und am 10. Juli zur Zwangsarbeit in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Bei dem mitgefangenen Priester Josef Beran, später Erzbischof und Kardinal von Prag, lernte er die tschechische Sprache, weil er nach dem Krieg als Seelsorger im Osten bleiben wollte.

Als Ende 1944 die zweite große Typhusepidemie im KZ Dachau ausbrach, kümmerte sich Henkes aus freiem Entschluss ungeachtet der eigenen Bedrohung um erkrankte Gefangene, insbesondere aus Tschechien. Nach rund acht Wochen der Seelsorge und Pflege infizierte er sich und starb innerhalb weniger Tage.

Mitbrüder, die durch Bestechung dafür sorgen konnten, dass sein Leichnam einzeln verbrannt wurde, bargen seine Asche. Sie wurde am 7. Juni 1945 auf dem Pallottinerfriedhof in Limburg beigesetzt. 1990 wurden seine sterblichen Überreste in die Limburger Bischofsgruft überführt.

Henkes wird von Deutschen und Tschechen als »Märtyrer der Nächstenliebe« und als Versöhner zwischen Deutschen und Tschechen verehrt.

Der im Mai 2003 eingeleitete diözesane Teil des Seligsprechungsverfahrens wurde am 23. Januar 2007 abgeschlossen. Die tschechische Bischofskonferenz hat mit Nachdruck die Bestrebungen der deutschen Pallottiner und des Bistums Limburg für eine Seligsprechung Henkes‘ unterstützt.

Literatur

  • Alexander Holzbach SAC: P. Richard Henkes SAC. Ein Lebensbild. – Friedberg: Pallotti, 2005.
  • Manfred Probst SAC: Der Herrgott hat das letzte Wort. Das Leben des Pallottinerpaters Richard Henkes (1900-1945) und sein Sterben im KZ Dachau. (= Pallottinische Studien zu Kirche und Welt, Band 5) – St. Ottilien: EOS, 2003

Letzte Änderung: 19. Februar 2009 

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