Kartäuser


Die Kartäuser (lat. Ordo Cartusiensis, OCart) sind ein kontemplativer Orden, in dessen Spiritualität Elemente des Eremiten- und Zönobitenlebens verknüpft werden. Er geht auf Bruno von Köln zurück.

Geschichte

KartäuserwappenBruno von Köln gründete 1084 mit sechs Gefährten in La Chartreuse, einer einsamen Gebirgsgegend bei Grenoble in Frankreich eine Eremitenkolonie. Neben den Eremitagen errichteten sie eine Kapelle und weitere Gemeinschaftsräume, die durch einen Kreuzgang verbunden waren. Das Land wurde ihnen von Hugo, dem damaligen Bischof von Grenoble, aufgrund einer Vision zur Verfügung gestellt. Er hatte im Traum gesehen, wie sich in La Charteuse sieben Sterne niederließen. Der Eremitenkolonie schlossen sich weitere Mönche an und sie entwickelte sich zu La Grande Chartreuse, der Großen Kartause, dem Mutterkloster des Kartäuserordens. Bruno selbst schrieb keine Ordensregel. Die Lebensweise der ersten Einsiedler sollte einfach von allen zukünftigen übernommen werden. Erst nachdem sich auch in anderen Ländern Männer der Lebensweise des Heiligen Bruno anschlossen, mussten die Lebensgewohnheiten der Kartäuser schriftlich niedergelegt werden. So verfasste 1127 der Heilige Guigo de Chastel, der von 1109 bis 1136 als Prior die Großen Kartause leitete, die Consuetudines Cartusiae, die Lebensgewohnheiten der Kartäuser, die in wenigen Punkten modifiziert, noch heute die Lebensregel des Ordens bilden. 1133 wurde die Regel von Papst Innozenz II. approbiert. 1170 wurde die Gemeinschaft von Papst Alexander III. als Orden anerkannt.

1145 übernahmen erstmals Nonnen die Lebensweise der Kartäuser.

Trotz – oder gerade wegen – der strengen Lebenspraxis breitete sich der Orden anfangs rasch aus. So gab es im 12. Jahrhundert 36 Kartausen, im 13. Jahrhundert 69, im 14. Jahrhundert 175 und im 15. Jahrhundert 220. Besonderen Einfluss auf die Entwicklung des Ordens hatte die Devotio moderna, in deren Zuge das Phänomen der Stadtkartausen aufkam. Kartausen wurden bis zu jener Zeit in abgelegenden Gegenden gegründet, nun aber kam es zu Neugründungen in Städten, etwa in in London und Köln, die zu Zentren des Humanismus wurden.

Im 16. Jahrhundert setzte eine Stagnation ein; die Zahl der Kartäusermönche und -nonnen fällt seit dieser Zeit kontinuierlich bis heute. In England wurden die Kartäuser unter König Heinrich VIII. verfolgt, da sie sich weigerten, ihn als Oberhaupt der Kirche Englands anzuerkennen. Im Zuge der Aufklärung wurde der Nutzen der kontemplativen Kartäuser in Frage gestellt und viele Kartausen aufgehoben.

In Deutschland wurden mit der Säkularisation alle bis dahin noch bestehenden Kartausen aufgehoben. 1869 wurde in Unterrath bei Düsseldorf die Kartause Maria Hain als neue Kartause auf deutschem Boden gegründet. Im Zuge des Kulturkampfes wurden zwar alle nicht reichsangehörigen Mönche aus dem Reichsgebiet ausgewiesen, die Kartause selbst konnte aber weiter bestehen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Kartause Maria Hain nicht aufgehoben; ihre Nützlichkeit wurde wegen der umfangreichen Armenfürsorge anerkannt. In der Großen Kartause wurden zur Zeit des Nationalsozialismus Widerstandskämpfer versteckt.

Heute ist der Kartäuserorden der einzige Orden, der sich das hochmittelalterliche Ideal eines strikt kontemplativen Lebens bis in die Gegenwart erhalten hat. Andere kontemplative Orden wie Benediktiner und Zisterzienser haben sich im Laufe ihrer Geschichte der Welt geöffnet und Aufgaben vor allem in den Bereichen Seelsorge und Lehre übernommen.

Organisation

Kartäuser. Handkolorierter Kupferstich von 1791. Dieser Habit wird bis heute unverändert getragen

Kartäuser. Handkolorierter Kupferstich von 1791. Dieser Habit wird bis heute unverändert getragen

Oberstes Organ des Kartäuserordens ist das Generalkapitel, das alle zwei Jahre in der Großen Kartause abgehalten wird und aus den Prioren der einzelnen Häuser besteht. Dies ist gewissermaßen die Legislative des Ordens. Von ihr wird ein Gremium, das sog. Definitorium, gewählt, das aus acht Mönchen besteht und gewissermaßen die Exekutive darstellt. Während des Generalkapitels sollen alle wichtigen Angelegenheiten des Ordens geregelt werden. In der Zeit zwischen zwei Generalkapiteln wird der Orden vom Prior der Großen Kartause, dem Reverendus Pater, geleitet, der, obwohl er dem ganzen Orden vorsteht, nur von den Mönchen der Großen Kartause gewählt wird. Als Oberer eines Einsiedlerordens unterliegt er besonders strengen Klausurregeln und verlässt während seiner Amtszeit die Große Kartause nicht. So ist es für ihn unmöglich, beispielsweise an der Kurie in Rom den Orden zu vertreten. Dies übernimmt stattdessen ein dazu besonders beauftragter Pater.

Die einzelnen Kartausen werden von einem Prior geleitet, der von den Mönchen des jeweiligen Hauses auf zwei Jahre gewählt wird. Der Stellvertreter des Priors ist der Vikar. Ein Prokurator ist für die Finanzen zuständig. Der Novizenmeister (Magister) ist für die Ausbildung der Paternovizen zuständig. Die Ausbildung der Brüder- und Donatennovizen übernimmt normalerweise der Vikar.

Zur Erhaltung der klösterlichen Disziplin wird jede Kartause alle zwei Jahre von zwei Prioren anderer Kartausen visitiert. Besonders diese Visitationen haben dazu beigetragen, dass sich der Orden seine ursprüngliche Strenge über Jahrhunderte erhalten hat. Bei diesen Visitationen wurden alle Mönche von den Visitatoren einzeln befragt; Denuntiationen waren ausdrücklich erwünscht. Über das Ergebnis wurde ein Bericht verfasst, der bei der Kapitelversammlung verlesen wurde. Fehlverhalten wurde jedoch eher getadelt als bestraft; die schlimmste Strafe war die Versetzung in eine andere Kartause.

Der bekannte Spruch Papst Innozenz‘ XI. Cartusia numquam reformata, quia numquam deformata (Der Kartäuserorden wurde nie reformiert, da sie nie deformiert wurde) weist auf die Treue der Kartäuser zu ihren Ursprüngen hin. Jedoch hat auch der Kartäuserorden im Laufe der Zeit Veränderungen in seinen Regeln erfahren. So musste beispielsweise 1917 die bis dahin vorgeschriebene Beichte beim Prior in Angleichung an das Kirchenrecht abgeschafft werden. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden zu Beginn der 1970er Jahre die „Erneuerten Statuten des Kartäuserordens“ abgefasst. Diese wurden zuletzt 1983, wiederum in Angleichung an das Kirchenrecht, und nochmals 1987 geändert.

Spiritualität

Grundlage der Spiritualität der Kartäuser ist ein Leben in der Erwartung der Wiederkunft Christi. Zurückgezogen in der Einsamkeit sorgen sie sich nur, Christus zu gefallen und ein Leben nach dem Evangelium in der Nachfolge Christi zu führen. Ihre Spiritualität lässt sich in dem Satz zusammenfassen: „Zum Lob der Herrlichkeit Gottes hat Christus, das Wort des Vaters, durch den Heiligen Geist von Anfang an Menschen auserwählt, um sie in die Einsamkeit zu führen und in inniger Liebe mit sich zu vereinigen.“ (Statuten 1,1). Einen besonderen Stellenwert in der Spiritualität der Kartäuser nimmt das Jesusgebet ein.

Charakteristisch für die Kartäuser ist ihr Schweigen, ihre Einsamkeit und ihr Gebet. Die Einsamkeit der Kartäuser bedeutet Trennung von der Welt, die sich insbesondere dadurch auszeichnet, dass sie auf jedes Apostolat verzichten. Sie haben keinen direkten Zugang zu Massenmedien. Nur der Prior liest täglich die Zeitung und informiert die Mönche über wichtige Ereignisse. Besucher sind nicht zugelassen, außer Angehörigen der Kommunitätsmitglieder, die jährlich für zwei Tage in die Kartause zu Besuch kommen dürfen, und Interessenten. Das Leben der Kartäuser ist hauptsächlich dem Gebet gewidmet. Entsprechend ihrer Lebensweise haben sie eine eigene Liturgie, die ihrer Lebensart angepasst ist.

Die Kartäuser sind Vegetarier. Strikte Fastenzeiten bestimmen ihr Leben, so wird beispielsweise jeden Freitag bei Wasser und Brot gefastet. Frühstück gibt es traditionell bei den Kartäusern nicht, bei den Kartäuserinnen ist es jedoch üblich, morgens nach der Messe eine Kleinigkeit, normalerweise etwas Brot und ein Getränk, zu sich zu nehmen. Die erste Mahlzeit des Tages ist das Mittagessen. Im Sommerhalbjahr, von Ostern bis Kreuzerhöhung, gibt es außerdem ein warmes Abendessen. Im Winterhalbjahr hingegen begnügen sich die Kartäuser abends mit etwas Brot und einem Getränk.

Alle Kartausen sind Maria, der Mater Singularis Cartusensium, der einzigartigen Mutter der Kartäuser, geweiht, die oberste Patronin des Ordens ist und einen besonderen Platz in der Spiritualität der Kartäuser einnimmt. Ihr zur Ehren wird täglich eine Votivmesse gefeiert, neben dem kanonischen Stundengebet auch das Marienoffizium gebetet und viermal täglich der Engel des Herrn rezitiert. Zweiter Ordenspatron ist Johannes der Täufer.

Durch ihre Lebensart wollen die Kartäuser der Welt ein Zeugnis geben; ihren konsequent gelebten Glauben betrachten sie als die beste Predigt, die es gibt. Stellvertretend für diejenigen, die nicht beten wollen oder können, übernehmen sie den Gebetsdienst. Sie leisten stellvertretend Buße für die, die sich ihrer Sünden nicht bewusst sind. Freilich stößt die Lebensweise der Kartäuser häufig auf Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, sich von der Welt abzukapseln und ihre Augen vor den Problemen ihrer Mitmenschen zu verschließen. Diese Kritik ist argumentativ kaum zu widerlegen. Ein häufig vorgebrachtes Argument für die Lebensweise des Ordens ist jedoch, dass die Notwendigkeit und Wirksamkeit des kontemplativen Lebens der Kartäuser erst am Ende der Zeit offenbar werden wird.

Arten von Mönchen

Kartäusermönche

„Unser Bemühen und unsere Berufung bestehen vornehmlich darin, im Schweigen und in der Einsamkeit Gott zu finden.“ (Statuten 12,1).

Die Suche nach Gott in Schweigen und Einsamkeit ist allen Kartäusern gemein. Je nach Eignung und persönlicher Mentalität lebt der einzelne Kartäuser seine Berufung. Die Kartäuser unterscheiden daher drei Arten von Mönchen:

  1. Priestermönche (Patres),
  2. Laienbrüder (Konversen) und
  3. Donaten.

Patres

Die Patres leben in um den Großen Kreuzgang herum gebauten kleinen Häuschen mit Garten. Die Häuschen bestehen aus vier Räumen: Beim Betreten der Zelle gelangt der Pater zunächst in einen Vorraum, der das Häuschen mit dem Kreuzgang verbindet. Dieser Raum heißt Ava Maria, ein Raum mit einem Marienaltar, in dem der Pater beim Betreten und Verlassen des Häuschens ein Ave Maria betet. Der Hauptraum ist das Cubiculum mit einem Arbeitstisch, einem Tisch zum Essen, einem kleinen Oratorium, einem Kleiderschrank, einem Bett und einem Ofen. Geheizt werden die Häuschen über einen Holzofen, für den der Pater das Holz selber hackt. Die Patres schlafen auf einem Strohbett. Die Nasszellen der Kartäuser haben traditionell nur kaltes Wasser. Auch ein Handwerksraum gehört zum Häuschen, in dem der Pater das Holz für seinen Ofen hackt und seiner Handarbeit nachgeht. Die Häuschen sind traditionell zweigeschossig, werden aber bei modernen Gründungen auch eingeschossig gebaut.

Skizze einer Paterzelle der deutschen Kartause Marienau

Skizze einer Paterzelle der deutschen Kartause Marienau

Der Tagesablauf eines Paters beginnt um 22:40 Uhr. Nach etwa vierstündigem Schlaf steht er das erste Mal auf und beginnt das Offizium, das bei den Kartäusern aus den acht Gebetszeiten Vigil, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet besteht. Gebetet wird sowohl das kanonische Stundengebet wie auch das Marienoffizium, teilweise allein in der Zelle, teilweise zusammen mit den anderen Mönchen in der Kapelle. Gegen 01:30 Uhr ist das Nachtoffizium, das aus Matutin und Laudes besteht und von allen gemeinsam in der Kapelle gebetet wird, beendet und der Pater legt sich zu einem zweiten, etwa vierstündigen Schlaf ins Bett. Um 05:40 Uhr steht er zum zweiten Mal auf. Dann steht ein weiterer Teil des Offiziums sowie Betrachtungszeit an. Um 07:00 Uhr versammeln sich alle Patres in der Kapelle zur 15-minütigen Anbetung und anschließender Konventmesse. Danach feiern die Patres, jeder für sich, in kleinen Kapellen Stillmessen, ggf. mit einem Novizen als Ministrant. Im weiteren Verlauf des Tages wechseln sich Gebet (insgesamt etwa 8 Stunden), Studium und Handarbeit ab. Nachtruhe ist spätestens um 19:00 Uhr. Die Patres essen außer am Sonntag, an dem das Mittagessen gemeinsam im Refektorium stattfindet, allein. Frühstück gibt es für die Patres traditionell nicht, nur Mittag- und Abendessen. Im Winterhalbjahr, von Kreuzerhöhung bis Karsamstag, gibt es nur Mittags eine warme Mahlzeit und abends etwas Brot und ein Getränk. Eine gemeinsame Rekreation gibt es nur sonntags. Wöchentlich findet ein gemeinsamer etwa vierstündiger Spaziergang (spatiamentum) der Patres statt.

Die Ausbildung zum Pater dauert mindestens sieben Jahre. Wer als Pater in den Orden eintreten will, muss mindestens 20 Jahre alt sein und einen Schulabschluss haben, der zum Hochschulstudium berechtigt, im deutschsprachigen Raum also Abitur bzw. Matura. Daneben muss er Kenntnisse in Latein haben und singen können. Beides kann er sich aber auch noch nach seinem Eintritt in den Orden aneignen. Neben diesen äußerlichen Voraussetzungen ist vor allem die Eignung des Herzens entscheidend. Der Kandidat muss Gott um seiner selbst willen suchen. Wer die Voraussetzungen erfüllt und in den Orden eintreten möchte, verbringt zunächst eine Probezeit (Postulat) von drei bis zwölf Monaten in der Kartause. In dieser Zeit soll er die Gewohnheiten der Mönche kennen lernen und prüfen, ob er für deren Lebensweise berufen ist. Umgekehrt prüft auch der Orden in dieser Zeit, ob der Kandidat für das Kartäuserleben geeignet ist. Ist das Postulat beendet und entscheidet sich der Kandidat zu bleiben, so wird von den Patres abgestimmt, traditionell mit schwarzen und weißen Bohnen, ob der Kandidat bleiben darf. Stimmen die Patres für den Kandidaten, so folgt seine Aufnahme ins Noviziat und seine Einkleidung, d. h. Bekleidung mit dem Mönchsgewand, bestehend aus einer naturfarbenen Tunika und einem Skapulier mit Kapuze in gleicher Farbe. Für die Dauer des Noviziats trägt der Novize außerhalb seiner Zelle außerdem einen schwarzen Mantel über seinem Habit. Das Noviziat dauert zwei Jahre, wobei der Novize ab dem zweiten Noviziatsjahr mit dem ordensinternen Studium der Theologie beginnt. Nach Beendigung des Noviziats muss sich der Kandidat wieder entscheiden, ob er den Weg im Orden weiter gehen will und die Patres stimmen erneut über sein Bleiben ab. Bleibt der Mönch im Orden, so legt er nun für drei Jahre die Ordensgelübde ab (Profess) und bindet sich damit für drei Jahre an den Orden. Er wird ein Jungprofesse. Diese Gelübde werden dann für weitere zwei Jahre erneuert. Wenn sich danach Orden und Mönch für einander entscheiden, legt der Mönch die feierliche Profess ab und bindet sich damit lebenslang an den Orden. Traditionell werden bei den Kartäusern alle Chormönche zu Priestern geweiht.

„Der Zellenmönch wird nach dem Vorbild Christi Priester und Opfer zugleich, Gott zum lieblichen Wohlgeruch, und durch die Gemeinschaft mit dem Opfer des Herrn erhält er Anteil an den unergründlichen Reichtümern seines Herzens.“ (Statuten 3,8)

Wenn nach der Entscheidung des Priors die Zeit gekommen ist, dass der Mönch die Weihen empfängt, wird diesem durch den Ortsbischof zuerst die Diakonenweihe und frühestens sechs Monate danach die Priesterweihe gespendet.

Brüdermönche

Neben des Patres leben in den Kartausen auch Brüdermönche (Konversen).

„Die Brüder haben eine eigene Form des einsamen Lebens. Sie sorgen durch ihre Arbeit für die Bedürfnisse des Hauses, die ihnen in besonderer Weise anvertraut sind. Dank der Hilfe der Brüder können sich die Zellenmönche freier dem Schweigen der Zelle hingeben“ (Statuten 11,5).

Während die Patres sich vornehmlich dem Gebet widmen, ist bei den Brüdern die Handarbeit stärker betont. Patres und Brüder ergänzen sich in ihren Lebensweisen gegenseitig. Die Patres könnten nicht ohne die Brüder auskommen, die sie versorgen, und die Brüder könnten nicht ohne die Patres auskommen, die ihnen die Sakramente spenden und sie seelsorgerisch betreuen.

Die Brüdermönche leben getrennt von den Patres in einem eigenen Gebäude. Traditionell haben die Brüder kein eigenes Haus, sondern nur ein Zimmer, das dem Cubiculum der Patres entspricht. Tagsüber verlassen die Brüder ihre Zelle, um in ihren Werkstätten (Oboedienzen) oder sonstigen Tätigkeitsbereichen (etwa Pforte, Klosterverwaltung oder Sakristei) zu arbeiten. Damit die Brüder ihre Aufgaben erfüllen können, gelten für sie weniger strenge Regeln. So ist das tägliche Offizium nicht so umfangreich wie das der Patres. Auch gelten für sie weniger strenge Fastenregeln. So gibt es für die Brüder, die schwere körperliche Arbeit verrichten auch Frühstück. Außerdem sind die Klausurvorschriften für die weniger streng. Vornehmlich die Brüder erledigen alles Nötige in den umliegenden Städten.

Hauptsächlich die Brüder sorgen durch ihre handwerklichen Tätigkeiten für den Unterhalt der Kartausen. Berühmt sind die Kartäuser für ihre Tier- und Pflanzenzucht (Kartäuserpferde, Kartäuserrosen und Kartäusernelken). Bekannt ist auch der Kartäuserlikör Charteuse, der in einer eigenen Fabrik in Voiron nahe der Großen Kartause aus einer Mischung von 130 Kräutern hergestellt und von dort in alle Welt verkauft wird.

Wer als Bruder in eine Kartause eintreten möchte, muss mindestens 20 Jahre alt sein und eine abgeschlossene Berufsausbildung, vorzugsweise eine handwerkliche, haben. Der Ausbildungsweg ist ähnlich dem der Patres. Nach dem Postulat, das 3 bis 12 Monate dauert, erfolgt die Einkleidung und die Aufnahme ins Noviziat, das zwei Jahre dauert. Danach legt der Bruder seine erste Profess für drei Jahre und daran anschließend eine weitere Profess auf zwei Jahre ab. Entschließt er sich nach dieser Zeit zu bleiben, bindet er sich in der ewigen Profess für immer an den Orden.

Donaten

Die Donaten haben den gleichen Aufgabenbereich wie die Brüder. Sie unterscheiden sich von ihnen dadurch, dass sie sich nicht mit Gelübden an den Orden binden, sondern mit ihm einen Donationsvertrag abschließen. Donaten haben den gleichen Ausbildungsweg wie die Brüder. Nach dem ersten Noviziatsjahr, kann sich ein Brudernovize entschließen, Donate zu werden. Statt der zeitlichen Professen auf zunächst drei und dann noch einmal zwei Jahre, legt der Donate eine zeitliche Donation auf drei und dann zwei Jahre ab. Daraufhin kann die Donation entweder immer wieder zeitlich verlängert oder einmalig die ewige Donation abgelegt werden.

Im Kloster selbst leben die Donaten in persönlicher Armut, jedoch können sie außerhalb des Klosters eigenen Besitz haben und frei über diesen verfügen. In der Gestaltung ihres Tagesablaufes sind sie freier als die Brüder und können auch sonst Erleichterungen gewährt bekommen.

Nonnen

Kartäusernonnen

siehe Kartäuserinnen

Bekannte Kartäuser

Die Kartäuser führen ein zurückgezogenes Leben. Ihre Devise lautet: „Viele zu Heiligen machen, aber nicht bekannt machen.“ Nur sehr wenige Kartäuser haben kirchliche Ämter bekleidet. Daher gibt es nur wenige Kartäuser mit Bekanntheit in der Öffentlichkeit.

  • Dionysius der Kartäuser (1402/3-1471), Mysiker, Schriftsteller
  • Luis Mercader Escolano (1444-1546), Bischof von Tortosa (Spanien)
  • John Houghton (1487-1535), Märtyrer
  • Robert Lawrence († 1535), Märtyrer
  • Augustinus Webster († 1535), Märtyrer
  • Andrés Capella (1540-1609), Bischof von Urgell (Spanien)
  • Raimundo Rubí (1665-1727), Bischof von Catania (Italien)

Literatur

  • Willibald Bösen: Auf einsamer Straße zu Gott. Das Geheimnis der Kartäuser. Freiburg i.Br.: Herder, 1987
  • James Hogg: Kartäuser. In: Kulturgeschichte der christlichen Orden in Einzeldarstellungen. Herausgegeben von Peter Dinzelbacher und James Lester Hogg, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1997. 275ff.
  • Rudi Holzberger: Kartäuser. Die Alternativen von Marienau. In: GEO 3/1987, S. 36-54.
    David Knowles: Geschichte des christlichen Mönchtums. Benediktiner, Zisterzienser, Kartäuser. München: München, 1969.
  • Robin B. Lockhart: Botschaft des Schweigens. Das verborgene Leben der Kartäuser. Würzburg: Echter, 1992
  • Mönche der Kartause Marienau (Hrsg.): Kartause Marienau. Lindenberg: Kunstverlag Josef Fink, 2004
  • Gerardo Posada: Der heilige Bruno, Vater der Kartäuser. Ein Sohn der Stadt Köln. Köln: Wienand, 1987
  • Robert Serrou: Kartäuser. Vom Leben in der Wüste. Würzburg: Echter, 2002

Weblinks

Daniel Tibi

Buch- und DVD-Empfehlungen

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Letzte Änderung: 23. September 2012 

Kommentare

22 Kommentare zu “Kartäuser”

  1. Annika
    28. Februar 2010 14:07

    Ich finde es sehr interresant, da wir in Religion darüber ein Referat halten.

  2. Conni
    29. Oktober 2010 21:56

    Wunderbar – und den Literatur- und Filmempfehlungen kann ich mich nur anschließen. Zusätzlich würde ich als sehr interessantes „Standard-Informationswerk“ auch das Buch „Botschaft des Schweigens“ von Robin Bruce Lockhart empfehlen, das aber meines Wissens leider nur noch antiquarisch zu bekommen ist.

  3. Emmy
    24. Januar 2011 10:49

    Diese Seite ist zwar sehr praktisch um was Nachzuschlagen, aber manchmal ein bisschen zu Informativ

  4. Dipl.theol.kath.Hape Gräf
    12. April 2011 20:40

    Ich bewundere Euer Leben.Ich jetzt Zisterzienser,vorher Trappist in Mariawald.
    Wir haben „die Welt“ in unsere Abteien hereingelassen,aber- die Bischöfe
    machen Druck von allen Seiten, noch mehr Aufgaben zu übernehmen,da die
    Alumnen in den Priesterseminarien ausbleiben.Es ist schwer,NEIN zusagen.
    Das ora et labora et lege wird schon eingehalten.Die Gottlosigkeit hat nie dagewesene
    Ausmaße angen ommen.Mea maxima culpa.
    Mein Freund Markus W.ist bei Euch ausgetreten,wie erst kürzlich erfahren
    habe,warum nur?(Fr.Seraphin)
    AD MULTOS FELICESQUE ANNOS!Im beten verbunden.

  5. bert schürmann
    16. April 2011 19:40

    dipl. theol. kath. hört hört!

  6. Stephen Boy
    30. Juli 2011 19:19

    Gott ist (fast) nur in der Stille erfahrbar.
    Ich beneide Sie, dass Sie so leben dürfen!

  7. Stephen boy
    31. Juli 2011 11:16

    Wenn die Menschheit den ganzen Wahn durchschaut, der sie an diese Welt bindet und bereit ist, ihn zu opfern, werden alle Kartäuser.
    Ich fürchte nur, das dauert noch!
    Was haben Sie uns nur voraus, Sie, von diesem Orden!

  8. Albertus Magnus
    15. September 2011 16:23

    Hochachtung vor diesem Leben. Ich habe schon Trappisten und Benediktiner besucht, bin noch auf der Suche nach meinem Weg, der aber ziemlich sicher in einem Orden liegt. Vor den Kartäusern kann ich nur den Hut ziehen, bewahrt euch dieses Leben.

  9. Mitunter
    16. September 2011 11:20

    @Albertus Magnus.

    Mariawald! und Gott wird es Dir danken.

  10. Albertus Magnus
    17. September 2011 17:12

    @Mitunter

    In Mariawald war ich vor 2 Wochen. Sehr schöne Lage des Klosters, schöne Kirche und alles. Nur die Gemeinschaft kommt mir etwas merkwürdig vor. In den Stundengebeten waren es gerade mal 2 Mönche immer, wenn der Abt da war, waren sie zu dritt.

    Ansonsten kann ich nur betonen dass mich die Trappisten schon etwas mehr ansprechen als die Benediktiner. Bleibt so gesehen nur Mariawald als einziges Trappistenkloster in Deutschland…

  11. Mitunter
    18. September 2011 15:33

    @ Albertus Magnus.

    Wenn Dich die trappistische Lebensweise anspricht, kann ich nur noch einmal sagen: Mariawald! – Gott wird es Dir danken – Der Reformprozess in Mariawald braucht Zeit und in den nächsten Jahren wird sich auch das Chorgestühl wieder füllen.

  12. Emmanuel M.
    18. September 2011 16:17

    @ Albertus Magnus @Mitunter
    Ich finde es wunderbar, daß Sie eine monastische Berufung verspüren. Jedoch darf ich vielleicht sagen, daß der erste Eindruck schon recht wichtig ist. Dann kommen persönliche Gespräche, etc.
    Zwar halte ich nicht viel von direkten Empfehlungen, darf Ihnen aber vielleicht einen kleinen Tipp im Saarland geben: Kloster Gräfinthal, eine Gründung der Benediktinerkongregation von Solesmes. Schauen Sie im Internet unter: benediktiner-kloster-graefinthal.de

  13. Placidus
    18. September 2011 21:59

    @ Albertus Magnus
    Oder schauen Sie einmal nach Engelszell,
    (http://www.stift-engelszell.at/cmsimple/), die Trappistenabtei in Österreich. Gottes Segen bei Ihrer Suche, ich wünsche Ihnen das Sie das für Sie richtige finden!

  14. Albertus Magnus
    19. September 2011 19:07

    Vielen Dank für die aufmunternden Worte und für die Hinweise an alle 🙂 Ich werde mich mal mit dem Stift in Österreich befassen, scheint ja auch sehr schön dort zu sein. Im Sommer 2012 habe ich dann hfftl mein Theologie-Diplom, so daß meine Entscheidung bis dahin reifen und sich konkretisieren kann.

  15. Emmanuel M.
    20. September 2011 16:02

    @Albertus Magnus
    Engelszell liegt tatsächlich wunderschön, direkt an der Donau in einer herrlichen Landschaft. Nur habe ich leider von dort nicht viel Ermutigendes gehört: Der Konvent ist stark überaltert und es sind nurnoch 9 Mönche. Die wenigen, die es dort in den letzten Jahren versucht haben, sind (leider) alle wieder gegangen.
    Ein Aufschwung wäre der Gemeinschaft zu wünschen. Es müßten dann vielleicht gleich mehrere junge und gut ausgebildete Männer sein. Für einzelne wird es schwierig sein.

  16. Albertus Magnus
    20. September 2011 21:00

    Emmanuel, das ähnelt duchaus der Situation in Mariawald. Auch da sinds nur noch wenige, teils sehr alt (immerhin aber ein recht junger Abt) und die Interessenten in den letzten Jahren (die anscheinend durchaus zahlreich vorhanden waren) sind grötenteils wieder gegangen. Einer hat kürzlich die zeitliche Profess abgelegt, 4 weitere sind – so weit ich das verstanden habe – durchaus gewillt einzutreten. Hoffnung ist also durchaus da.

  17. Emmanuel M.
    21. September 2011 11:14

    Lieber Albertus Magnus,
    leider ist die Situation in den (deutschsprachigen) Klöstern so, wie sie ist.
    Mit Gottes Hilfe und im Vertrauen auf Seine Führung, werden Sie den richtigen Weg einschlagen. Das wünsche ich Ihnen von Herzen!
    Es gibt ein Trappistenkloster, welches mich sehr beeindruckte und in welchem ich sehr authentisch gelebtes Mönchtum vorfand. Die Abtei Tamié in den Savoyer Alpen. Sie liegt nicht nur traumhaft schön, sondern hat einen wirklich guten Geist. Ein wenig Französisch wäre hilfreich. So weit ich weiß, gibt es aber jemand dort, der ganz gut deutsch spricht.: http://www.abbaye-tamie.com
    Außerdem gibt es in der Reihe Alpenklöster des BR einen sehr schönen Filmbeitrag:www. br-online.de/…/kloster-tamie-stationen-ID1282665305755.x…

  18. Mitunter
    21. September 2011 11:21

    Ja! in Mariawald besteht Hoffnung, wenn nicht gar Gewissheit, dass der Abtei mit ihrer Rückkehr zum alten Usus wieder eine neue Blüte bevorsteht, wenn der Reformprozess und das Wiedererstarken (sehr) viele Jahre in Anspruch nehmen wird. In Engelszell wird man jedoch schon bald, findet nicht auch dort ein Umdenken und eine Rückbesinnung auf die Tradition statt, vor dem Nichts stehen.

  19. Br_tuck
    21. September 2011 17:25

    @mitunter
    wie sieht denn in Engelszell die konkrete Situation aus? hatten die nicht vor
    einiger Zeit ebenfalls eine Reihe Eintritte zu verzeichnen?

  20. Mitunter
    21. September 2011 18:48

    „Heute sind es neun Brüder, davon vier hoch betagt, und fünf sind unmittelbar in die Arbeit und die Produktion einbunden.“ (Internetpräsenz: Stift Engelszell – Geschichte, am 21.09.2011)

  21. Stephen Boy
    16. April 2012 19:57

    Die Stille ist das kostbarste Geschenk Gottes, das er denen gewährt, die er (endlich) zu sich nehmen will.

  22. ambrosius
    22. September 2012 10:24

    @Zweifler
    Zu Ihrem Verwandten,der als Pfarrer in die Kartause ging,einen tiefen Glauben besitzt,sage ich:Der Herr wird ihm schon den Weg weisen.Die kartusianische Berufung ist großartig,aber nicht nur leicht.Dem Herrn als Kartäuser ,bereitet Gnaden,die ein Außenstehender nicht eigentlich erkennt.Das Leben als Kartäuser darf Gnaden empfangen,die von einer besonderen Vorliebe zeugen.Opfer und Gewinn korrelieren hier eigenst.Die Liebe empfängt reichlich.Das kartusianische Dasein erweist sich als einzigartig.Ich kann gar nicht aussprechen oder formulieren,was es ausmacht.Ich wünsche Ihrem Verwandten jedenfalls alle Gute im kartusianischen Sinne.