Kugler, Eustachius


Eustachius Kugler OH (* 15. Jan. 1867 Neuhaus bei Nittenau; † 10. Juni 1946 Regensburg), Angehöriger des Ordens der Barmherzigen Brüder vom hl. Johannes von Gott; als Provinzial von1929 bis 1946 führte er den Orden durch die Jahre des Nationalsozialismus; sein Hauptwerk ist das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg.

Leben

Eustachius Kugler OH

Eustachius Kugler OH

Joseph Kugler wurde 1867 in Neuhaus bei Nittenau (Oberpfalz) in einfache, ländliche Verhältnisse geboren. Sein Vater war Hufschmied, seine Eltern führten eine kleine Landwirtschaft. Joseph, der jüngste Sohn, machte eine Bauschlosserlehre in München, bis er vom Gerüst fiel und sich eine Beinverletzung zuzog, an der er sein ganzes Leben litt. Als Gehilfe seines Onkels, der als Schmied am Bau des Heimes der Barmherzigen Brüder für Epileptiker und Geisteskranke beteiligt war, kam er nach Reichenbach. Zwei Jahre beobachtete JosephKugler die Arbeit der Brüder und trat dann 1894, mit 26 Jahren, ins Noviziat ein. Er erhielt den Ordensnamen Eustachius.

Nach Jahren des Dienstes als Prior in verschiedenen Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Straubing und Gremsdorf und des Krankenhauses St. Wolfgang in Neuburg/Donau wurde der einstige Schlosserlehrling 1925 zum Provinzial der bayerischen Ordensprovinz gewählt. Von 1927 bis 1930 ließ er, trotz hoher Schuldenlast, zwei Krankenhäuser in Regensburg errichten. 1934 verlegte er den Sitz des Provinzialats von Neuburg nach Regensburg.

Während der nationalsozialistischen Herrschaft im Dritten Reich waren auch die Barmherzigen Brüder als Staatsfeinde eingestuft. Ihre Telefongespräche wurden abgehört, mehrere Brüder verhaftet. Eustachius Kugler selbst musste dreißig mehrstündige Verhöre durch die Gestapo über sich ergehen lassen, in denen er sich als »kraftvoller Zeuge Christi« zeigte.

Fünf mal wurde Fr. Eustachius Kugler in seinem Amt bestätigt, erlebte aber die turnusgemäße erste Wahl nach Kriegsende nicht mehr. Am 10. Juni 1946 erlag er im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder seinem Krebsleiden. Er starb im Ruf der Heiligkeit. Seine sterblichen Überreste ruhen seit 1982 in einer Seitenkapelle der von ihm erbauten Krankenhauskirche St. Pius in Regensburg.

Am 19. Dezember 2005 wurde Fr. Eustachius durch Papst Benedikt XVI. der heroische Tugendgrad zuerkannt. Am 17. Januar 2009 anerkannte Benedikt XVI. ein Wunder, das auf die Fürsprache Frater Eustachius‘ geschehen sein soll. Er wird voraussichtlich noch 2009 selig gesprochen.

Der Jahresrückblick der Barmherzigen Brüder mit dem Schwerpunkt der Seligsprechung Eustachius Kuglers, mit vielen interessanten Fotos (PDF)

Daten

1867 Joseph Kugler wird am 15. Januar als Sohn des Dorfschmieds und Kleinbauern Michael Kugler und seiner Frau Anna Maria im oberpfälzischen Neuhaus bei Nittenau geboren
1873–1880 Besuch der Volksschule Nittenau
1881 Bauschlosserlehre in München
1883 Joseph Kugler stürzt von einem Baugerüst und zieht sich eine lebenslange Behinderung zu; er ist zunächst berufsunfähig und kehrt zu seiner Familie nach Reichenbach zurück
1891 Die Barmherzigen Brüder errichten eine Pflegeanstalt in Reichenbach, Joseph Kugler kommt bei Schlosserarbeiten, die er auf der Baustelle verrichtet, in Kontakt mit dem Orden
1893 Joseph Kugler tritt am 1. Januar als Kandidat auf Probe in den Orden der Barmherzigen Brüdern in Reichenbach ein; am 3. Juli erhält er den Habit und den Ordensnamen Eustachius
1893–94 Ausbildung zum Krankenpfleger in Bad Wörishofen
1894 Aufnahme ins Noviziat in Neuburg an der Donau am 20. Oktober
1895 Ablegung der einfachen Profess am 21.Oktober
1895–1899 Schlosser und Krankenpfleger in Reichenbach
1898 Ablegung der Ewigen Gelübde in Reichenbach am 30. Oktober
1899–1902 Schlosser, Pförtner, Sakristan, Subprior in Gremsdorf
1902–1905 Krankenpfleger im Zuchthaus Kaisheim
1905–1914 Prior der Pflegeanstalt Straubing (drei Amtsperioden)
1914–1922 Prior der Pflegeanstalt Gremsdorf (zwei Amtsperioden)
1922–1925 Prior des Stammklosters St. Wolfgang in Neuburg an der Donau
1925 Frater Eustachius wird am 19. Juni zum Provinzial der Bayerischen Provinz gewählt; das Amt füllt er 21 Jahre lang über fünf Amtsperioden bis zu seinem Tod aus
1927–1930 Bau des Krankenhauses in Regensburg
1934 Verlegung des Provinzialats von Neuburg nach Regensburg
1937 Das Provinzialat wird von der Gestapo überwacht, Frater Eustachius mehreren Verhören unterzogen, es häufen sich Verhaftungen und Ordensaustritte; nach 30 Gestapo-Verhören bricht Eustachius zusammen
1943 Ein schwerer Bombenangriff auf die Messerschmitt-Flugzeugwerke in unmittelbarer Nähe des Regensburger Krankenhauses fordert dort am 17. August 400 Todesopfer; das Krankenhaus entgeht wie durch ein Wunder der Zerstörung
1945 Die amerikanischen Besatzungstruppen beschlagnahmen am 12. Mai das Krankenhaus in Regensburg
1945 Frater Eustachius feiert am 21. Oktober sein 50-jähriges Professjubiläum
1946 Frater Eustachius stirbt am 10. Juni 79-jährig in Regensburg in Folge eines Krebsleidens

Literatur

  • Christian Feldmann: Nah bei Gott, nah bei den Menschen. Das Leben des Barmherzigen Bruders Eustachius Kugler. – Johann von Gott Verlag, 2006
  • Werner Chrobak: Frater Eustachius Kugler. Auf dem Weg zur Seligsprechung. – Johann von Gott Verlag, 2006
  • Feldmann, Christian: Ordensmann und Menschenfreund. Frater Eustachius Kugler. – MZ Verlag, 1996
  • Chrobak, Werner: Eustachius Kugler Handwerker-Ordensoberer-Beter. – Johann von Gott Verlag, 1996
  • Eßer, Ambrosius OP: Frater Eustachius Kugler. Barmherziger Bruder im Dienst an kranken und behinderten Menschen. – Johann von Gott Verlag, 1993
  • Abeln, Reinhard: Alles aus Liebe zu Gott. Leben, Persönlichkeit und Bedeutung des Barmherzigen Bruders Eustachius Kugler. – Johann von Gott Verlag, 1993
  • Hiltl, Franz: Der sieghafte Beter. Der Barmherzige Bruder Eustachius Kugler. – Johann von Gott Verlag, 1986
  • Meingast, Fritz: Wanderer im Tal der Demut. Eustachius Kugler. – Johann von Gott Verlag, 1965
  • Atemholen der Seele – Eustachius-Kugler-Novene. – Johann von Gott Verlag, 2001

Letzte Änderung: 3. Februar 2010 

Kommentare

2 Kommentare zu “Kugler, Eustachius”

  1. Rieder Markus
    25. September 2009 19:42

    Grüß Gott,

    ist der Mädchenname der Frau Anna Maria Kugler bekannt.
    Würde mich interessieren ob es eine geb. Rieder war.

    mfg
    Markus Rieder

  2. Seidl Eva Maria
    9. Januar 2010 19:08

    Sehr geehrter Herr Markus Rieder!

    Zufällig kam ich auf diese Seite und sah Ihre Anfrage.
    Wenn Sie mit Anna Maria Kugler die Mutter von Eustachius Kugler meinen, so war sie keine geborene Rieder, sonderen eine geb. Schuster aus Neuhaus, geboren 12.1.1823.

    Mit freundlichen Grüßen

    Eva Maria Seidl

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