Kurzeja, Adalbert
Adalbert Kurzeja OSB, (* 24. Nov. 1920 Ratiborhammer; †12. April 2016), Benediktiner und 47. Abt von Maria Laach.
Da infolge der 1945 einsetzenden Vertreibung der Deutschen aus Polen an eine Rückkehr nach Schlesien vorläufig nicht mehr zu denken war, musste Kurzeja sich wie viele andere auch umorientieren. Im Dezember 1946 konnte er seine theologischen Studien an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom wieder aufnehmen, die er 1952 mit dem Lizentiat in Theologie verließ. 1951 war er von Erzbischof Traglia zum Priester geweiht worden.
1952 kehrte er nach Deutschland zurück und trat in die Abtei Maria Laach ein. Er diente zunächst dem Kloster als Bibliothekar, Zeremoniar und Sakristan, bis er an die Universität Trier wechselte, um sich dort liturgischen Forschungen zu widmen. 1967 wurde er mit einer vielbeachteten Dissertation über den »ältesten Liber Ordinarius der Trierer Domkirche, eine Handschrift des Britischen Museums aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Danach war er mehrere Jahre wissenschaftlicher Assistent an der Trierer Theologischen Fakultät und wurde dann Fachberater des Liturgischen Instituts in Trier. In dieser Funktion war er maßgebend an der deutschen Ausgabe des Missales Papst Pauls VI. beteiligt und arbeitete seit 1975 an den Vorarbeiten für die Herausgabe des deutschen Stundengebetes (Brevier) für die Weltpriester mit.
1977 wählte ihn das Kapitel von Maria als Nachfolger des am 23. Januar d.J. zurückgetretenen Abtes Dr. Urbanus Bomm zum 47. Abt von Maria Laach.
Kurzeja hatte schon früh Verbindung mit der katholischen Kirche Polens aufgenommen. Schon 1957 reiste er wieder in die schlesische Heimat, danach, besonders nach der Verkündung des Kriegsrechts durch die Kommunisten, noch viele Male auch mit Hilfsgütern und theologischer Literatur. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen zur schlesischen Geschichte, so u.a. über das Benediktinerkloster Grüssau im Riesengebirge und Adolf Kardinal Bertram, gegen dessen bewusst falsche Darstellung durch die polnische Kirche er Stellung bezog. Er warf dem polnischen Klerus nationalistische Gesten und Selbstgerechtigkeit vor und wandte sich jahrelang immer wieder gegen dessen Verklärung der gewaltsamen Vertreibung der Deutschen aus Polen theologisch zu begründen. Sein Briefwechsel mit dem Breslauer Administrator und späteren Bischof Boleslaw Kominek war einer der Vorläufer des für die deutsch-polnischen Nachkriegsbeziehungen so bedeutsamen Briefwechsel zwischen polnischem und deutschem Episkopat 1965.
2003 verlieh ihm die Stadt Ratiborhammer die Ehrenbürgerwürde.
Weblink
- Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche. London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen. (= Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52) – Münster: Aschendorff, 1970
- Kardinal Bertram und das Bistum Kattowitz 1939-1945. In: Oberschlesisches Jahrbuch 12 (1996) 107–120 – Berlin: Mann, 1997
- Emmanuel von Severus OSB: Mitten unter den Seinen, wie einer, der dient – Bischof Dr. Bernhard Stein weihte den 47. Abt. von Maria Laach. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler (HJbKAhrweiler) 35, 1978, S. 8
- Emmanuel von Severus OSB: Dem 47. Abt. von Maria Laach Dr. Adalbert Kurzeja zum 60. Geburtstag am 24.11.1980. In: Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler (HJbKAhrweiler) 38, 1981, S. 17
Letzte Änderung: 14. April 2016
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