Lambert de La Motte, Pierre


Pierre-Marie Lambert de La Motte (1624–1679), französischer Missionsbischof; erster Apostolischer Vikar von Cochinchina; Mitgründer der Missions Etrangères de Paris (MEP) und Gründer der vietnamesischen Ordensgemeinschaft Amantes de la Croix.

* 28. Jan. 1624 (La Boissière, Dép. Calvados); † 15. Juni 1679 (Ayutthaya, Siam [heute Thailand]); Sac.: 27. Dez. 1655; Ep.: nom. 29. Juli 1658, cons. 11. Juni 1660 (Ebf. Victor Le Bouthilier).

Pierre Lambert de la Motte MEP

Pierre Lambert de la Motte MEP

Lambert de La Motte wurde in der Normandie geboren. Seine Familie gehörte der »Noblesse de robe«, dem Amtsadel, an. Ursprünglich Jurist wandte er sich der Kirche zu und wurde 1655 Priester.

1657 meldete er sich für die Mission. gemeinsam mit seinem Freund François Pallu gründete er die Pariser Missionsgesellschaft. 1658 mit dem Titularsitz Beirut zum Apostolischen Vikar von Cochin (Viêt Nam) ernannt, wurde er im Juni 1660 geweiht und stach am 27. November in Marseille in See.

Nachdem die Mission jahrhundertelang unter spanischer und portugiesischer Schirmherrschaft gestanden hatte, waren die Päpste im 17. Jahrhundert bestrebt, sie wieder unter ihre eigene Hoheit zu bringen. Zu diesem Zweck war 1622 die Kongregation für die Glaubensverkündigung (Propaganda Fide) gegründet worden und Missionare wie die fast zeitgleich ernannten Bischöfe Lambert (Cochinchina), Pallu (Tonkin, Laos und fünf chinesische Provinzen) und Ignace Cotolendi (Nordchina) waren die bedeutendsten Exponenten dieser Politik. Papst Alexander VII. übertrug Lambert zugleich auch die Verwaltung einiger südchinesischer Provinzen, womit er den Herrschaftsanspruch des portugiesischen Padroado-Systems durchbrach.

Lamberts Missionsarbeit stand – gemäß der römischen Instruktionen von 1659 – ganz im Zeichen der »Nouvelle Evangélisation«: Zurückhaltung in politischen Angelegenheiten, Berücksichtigung der einheimischen kulturellen und religiösen Traditionen, frühestmöglicher Aufbau einer unabhängigen Lokalkirche und Konsolidierung der Verbindungen mit dem Heiligen Stuhl. Diese Instruktionen von 1659 markieren einen Wendepunkt in der katholischen Missionspolitik und brachten Missionare wie Lambert in Opposition zu den Vertretern der „alten Schule“, v.a. den Jesuiten. Lambert meldete deren „Fehltritte“ nach Rom, während die Jesuiten ihn im Gegenzug des Jansenismus bezichtigten.

Bischof Lambert de La Motte unternahm Pastoralreisen durch ganz Viêt Nam, gründete in der siamesischen Hauptstadt Ayutthaya das erste Seminar für einheimische Priester und weihte 1668 den ersten tonkinesischen Priester. 1670 gründete er den ersten asiatischen Frauenorden, die vietnamesischen »Amantes de la Croix«, der bis heute existiert.

Lambert starb 1679 in Ayutthaya, seinem Amtssitz. Am 1. April 1680 wurde er zum Generaladministrator der Missionen in Siam, Cochinchina und Tonkin ernannt; die Nachricht von seinem Tod war in Rom noch nicht angekommen.

Literatur

  • Henri de Frondeville: Un prélat normand, évangélisateur et précurseur de l’influence française en Extrême-Orient: Pierre Lambert de la Motte, évêque de Béryte (1624–1679). – Paris: éditions Spes, ohne Datum [vor dem 20. Jh.].
  • Françoise Fauconnet-Buzelin: Le père inconnu de la Mission moderne, Pierre Lambert de la Motte, premier vicaire apostolique de Cochinchine, 1624–1679. – Paris, Archives des Missions étrangères, 2006
  • Françoise Fauconnet-Buzelin: Aux sources des Missions étrangères. Pierre Lambert de la Motte (1624–1679). – Paris: Perrin, 2006

Gerd Gessinger

Letzte Änderung: 28. Oktober 2008 

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