Lichtenthal


Kloster Lichtenthal, lat. Abbatia B.M.V. Lucidæ Vallis, Zisterzienserinnenabtei am Rand der Stadt Baden-Baden, Baden-Württemberg; 1925 dem Orden angegliedert, 1993 inkorporiert.

Kloster

Die Fürstenkapelle

Die Fürstenkapelle

Gegründet wurde das Kloster 1245 von Markgräfin Irmengard von Baden als Grablege der badischen Markgrafen. Die ersten Zisterzienserinnen kamen aus dem Kloster Wald bei Meßkirch. 1248 wurde Lichtenthal in den Zisterzienserorden aufgenommen und die Klosterkirche geweiht. 1312 erfolgte die Weihe der 1288 durch Markgraf Rudolf I. gestifteten Fürstenkapelle als Grablege der Markgrafen.

Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelten sich Kloster und Konvent sehr gut. Die Abtei war mit reichlichem Streubesitz ausgestattet, der z.T. erst 1803 enteignet wurde, und die Mitgliederzahl war bis auf 80 Personen angewachsen. Nach einer Krise des klösterlichen Lebens führte eine Reform ab 1426 zu einer inneren Erneuerung.

Die Zeit der Reformation und des dreißigjährigen Krieges überstand das Kloster weitgehend unbeschadet und wurde auch im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 nicht niedergebrannt. In der ersten Hälfte des 18. jahrhunderts wurden die baufällig gewordenen Klostergebäude durch einen barocken Neubau nach Plänen des Architekten Peter Thumb ersetzt und die Klosterkirche instandgesetzt.

In der Zeit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Lichtenthal dank seiner Funktion als Grablege des badischen Herrscherhauses nicht aufgehoben, sondern konnte unter erheblichen Einschränkungen als klösterliche Kommunität bestehen bleiben. Das gemeinsame Chorgebet und die Ablegung der Ordensgelübde waren ebenso verboten wie die Aufnahme von Novizinnen. Haus und Grundbesitz wurden enteignet, Kunstschätze und Handschriften gingen zum großen Teil in das Eigentum des badischen Staates über. 1811 kam es, da alle deutschen Männerklöster des Zisterzienserordens aufgehoben waren, zu einer Abtrennung des Klosters vom Ordens und zur Unterstellung unter bischofliches Recht. 1815 wurde die Klosterschule eröffnet, die 1877 in eine staatliche Volksschule für Mädchen und 1980 zu einer koedukativen Grundschule umgewandelt wurde.

1883 gründete die Abtei das Tochterkloster Mariengarten in St.Pauls-Eppan bei Bozen in Südtirol, um im Falle einer Ausweisung der Schwestern einen Zufluchtsort im Ausland zu haben. 1900 erkannte Papst Leo XIII. Lichtenthal als Zisterzienserinnenkloster unter der Jurisdiktion des Erzbischofs von Freiburg an. 1921 endete zwei Jahre nach dem Inkrafttreten der Weimarer Verfassung die Aufsicht des Staates über die Klöster und Lichtenthal bemühte sich um Wiederanschluss an den Zisterzienserorden, der 1925 durch die Angliederung an die Mehrerauer Kongregation und 1993 mit der vollständigen Wiedereingliederung in den Orden erfolgte.

Die rund 25 Zisterzienserinnen von Lichtenthal arbeiten heute in der Erziehung – im Kloster befindet sich die Grundschule des Stadtteils Lichtental – , in den Kunstwerkstätten (Paramentenwerkstatt, Scriptorium und Kerzenatelier), im Haus oder bei der Betreuung von Gästen. Nach Absprache können am Ordensleben ernsthaft interessierte Frauen einige Zeit in der Klausur den klösterlichen Alltag mitleben.

Äbtissin ist seit 2001 Bernadette Hein OCist (* 1958).

Adresse:

Cistercienserinnen-Abtei Lichtenthal
Hauptstrasse 40
76502 Baden-Baden
Deutschland

Tel.: +49 (0) 7221 5049-10
Fax: +49 (0) 7221 5049-153
Web: www.abtei-lichtenthal.de

Sehenswürdigkeiten

Das am Stadtrand Baden-Baden gelegene Kloster Lichtenthal ist von einer Mauer umschlossen, durch die ein 1781 errichteter stattlicher Torbau in den Klosterhof führt. Zum Klosterkomplex gehören neben den Abtei-, Konvents-, Ökonomie- und Schulgebäuden die Klosterkirche, die Fürstenkapelle, die Einsiedlerkapelle (Friedhofskapelle), sowie der Marienbrunnen. Das ehemalige Amtshaus dient als Schule, die Ökonomiegebäude des 18. Jahrhunderts sind zu einer Begegnungsstätte umgebaut worden. Sie werden ergänzt durch eine Buch- und Kunsthandlung und Ausstellungsräume.

Von der Klosteranlage sind der Klosterhof und die Abteikirche tagsüber frei zugänglich. Die Fürstenkapelle und das kleine Museum können im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Im Museum sind Handschriften, Gebrauchs- und Kunstgegenstände der über 750jährigen Klostergeschichte im Rahmen einer Führung zu sehen. Eine Tonbildschau gibt Einblick in den klösterlichen Alltag.

Die Klosterkirche

Der Chor der gotischen Klosterkirche mit dem kunstvoll geschnitzten Chorgestühl stammt aus dem 14., das Kirchenschiff aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf Initiative der Äbtissin Margaretha von Baden mit kostbaren Werken spätgotischer Kunst ausgestattet: das spätgotische Kruzifix von Hans Kern aus Pforzheim, die kleine Statue Christus im Elend und die Muttergottes vom ehemaligen Hauptaltar (die dazugehörigen hl. Drei Könige befinden sich in New York im Museum The Cloisters, die Altarflügel in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe). Aus dieser Zeit stammen auch der Altar des Frauenchores mit den Altarbildern des »Lichtenthaler Meisters«, die Statue des seligen Bernhard von Baden und der Annenaltar in der Fürstenkapelle.

1968 wurde die Klosterkirche nach den durch das Zweite Vatikanische Konzils formulierten liturgischen Erfordernissen renoviert und umgebaut. Die neuen Glasfenster, ein Werk des Künstlers Emil Wachter, zeigen einen Zyklus zum Thema Maria, Königin des Zisterzienserordens.

Die Fürstenkapelle

Die Fürstenkapelle wurde 1288 erbaut und war bis 1372/1424 Grablege der badischen Markgrafen. In ihr ist auch das Grab der Stifterin Markgräfin Irmengard zu finden. Neben den Gräbern, dem Hochaltar und mehreren Seitenaltären beherbergt die Fürstenkapelle auch die wohl älteste Marienstatue des Klosters: die Schlüsselmadonna, eine spätromanische thronende Madonna aus Holz. Ihr werden der Legende nach in Gefahrensituationen die Klosterschlüssel anvertraut, wodurch das Kloster hat bis heute von größeren Zerstörungen verschont geblieben ist.

Die drei Statuen über dem Portal der Fürstenkapelle stammen aus dem Kloster Allerheiligen. Sie stellen die Heilige Helena, Abt Gerungus von Allerheiligen und Uta von Schauenburg, die Stifterin des Klosters Allerheiligen und Verwandte der Markgräfin Irmengard, dar.

Das Skriptorium

Religiös und kulturell bedeutsam sind die Handschriften des Klosters Lichtenthals, die sich heute größtenteils in der Badischen Landesbibliothek befinden: Chorbücher aus dem 13. bis 15. Jahrhundert aus Neuburg im Elsass, Maulbronn und Herrenalb und alemannische Kodizes des 15. Jh. aus dem Skriptorium der Lichtenthaler Sr. Regula.

Lage & Anfahrt

Mit dem Auto:
Autobahn A5, Ausfahrt Baden-Baden, auf der B 500 durch den Michaelstunnel, danach an der 1. Ampel rechts (siehe Hinweisschilder)

Mit der Bahn:
Vom Bahnhof Baden-Baden mit der Buslinie 201 bis zur Haltestelle Klosterplatz

Letzte Änderung: 2. August 2009 

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