Michaelsberg


Kloster Michaelsberg war eine Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg in Siegburg. Sie gehört der Kongregation von Subiaco an, zu der in Deutschland außer Kloster Michaelsberg nur noch die Abtei Kornelimünster bei Aachen gehört.

Die Abtei heute
Abtei Michaelsberg

Abtei Michaelsberg

In der Nähe der Marktes der Siegburger Fußgängerzone führt eine teilweise recht steile Straße auf den Michaelsberg. Auf dem Michaelsberg angekommen, passiert der Besucher zunächst die Vorburg. Dort sind im ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Abtei heute die Abtei Stuben, das Hotel Garni und die Buch- und Kunsthandlung untergebracht. Durch das Torhaus der Vorburg gelangt der Besucher auf den Abteihof.

Im Osten ist das Jugendgästehaus St. Maurus gelegen, in dem nachmittags Hausaufgabenbetreuung für Schüler der umliegenden Schulen angeboten wird. Außerdem bietet das Jugendgästehaus Raum zur Duchführung von Jugendfreizeiten, Schulendtagen oder religiösen Besinnungstagen.

Im Nord- und einem Großteil des Westflügels der Abtei befindet sich seit 1997 das Edith-Stein-Exerzitienhaus des Erzbistums Köln.

In der Abteikirche können Besucher an der Konventmesse und dem Stundengebet der Mönche teilnehmen. In einer Seitenkapelle befindet sich der Annoschrein mit den Reliquien Erzbischof Annos II., dem Gründer der Abtei. Der Turm der Abteikirche kann beischtigt werden.

Das Abteimuseum bietet eine Ausstellung über die Geschichte der Abtei.

Im Likörkeller der Abtei wird der Siegburger Abteilikör nach einem Rezept aus dem 16. Jahrhundert gebraut. Um 1504 wurde der Siegburger Abteilikör erstmals auf dem Michaelsberg hergestellt. Im Zuge Aufhebung der Abtei 1803 musste die Likörherstellung eingestellt werden; 1952 wurde sie wieder aufgenommen.

Ein Teil der mittelalterlichen Festungsmauern der Abtei sind erhalten. Der ehemalige Wehrgang im Westen der Abtei mit dem Johannistürmchen steht zur Besichtigung offen.

Die Abtei wurde 2011 aufgehoben. 47. und letzter Abt in der Geschichte des Michaelsberges war von November 2003 bis 2010 P. Raphael Bahrs OSB (* 1960).

Daniel Tibi

Weblinks

Geschichte
Abtei Michaelsberg, Blick über den Innenhof, 2008 (Foto: Olbertz, GFDL)

Abtei Michaelsberg, Blick über den Innenhof, 2008 (Foto: Olbertz, GFDL)

Besiedelt war der heutige Michaelsberg – damals Siegberg genannt – vermutlich schon in vorfränkischer Zeit. Im 8. Jahrhundert unterhielten die Grafen von Auelgaus eine Burg auf dem Siegberg.

Im 11. Jahrhundert gehörte der Siegberg zum Gebiet der Pfalzgrafen von Niederlothringen. Pfalzgraf Ezzo erreichte eine Machtstellung, die der eines Herzogs glich. Kaiser Heinrich III. versuchte diese Machtentfaltung zu brechen und ernannte nach Ezzos Tod dessen Sohn Hermann zum Erzbischof von Köln und übertrug die Pfalzgrafenstelle Heinrich, einem Angehörigen einer ezzonischen Nebenlinie. Erzbischof Hermann konnte die Macht der Ezzonen verringern, sein Nachfolger Anno schließlich ganz brechen. In einer Fehde (1057–1060) fiel der Siegberg an Anno.

1064 gründete Anno auf dem Siegberg ein Kloster und siedelte am Fuß des Siegbergs Bewohner an und begründete damit das heutige Siegburg. Berg, Stadt und Abtei stelle er unter den Schutz der Erzengels Michael.

Die Abteikirche wurde am 22. September 1066 geweiht. Zunächst bezogen Mönche aus der Trierer Benediktinerabtei St. Maximin, die der Reformbewegung von Gorze angehörte, das Kloster. Als Abt war der Mönch Wolfhelm ausersehen. Nach kurzer Zeit entließ Anno die Mönche jedoch wieder und siedelte stattdessen Mönche aus der Benediktinerabtei Frutturia bei Turin, die zur Reformbewegung von Cluny gehörte, im Kloster an. Ephro wurde der erste Abt dieser Kommunität. Durch ein päpstliches Privileg wurde dem Kloster das Recht der freien Abtwahl zugesichert.

Die Zahl der Mönche auf dem Michaelsberg ist rasch gestiegen und es gingen zahlreiche Neugründungen von dort aus, unter anderem 1122 die Gründung einer Benediktinerinnenabtei auf der Rheininsel Rüleswert, dem heutigen Nonnenwerth, die bis 1821 bestand.

Außerdem setzte auf dem Michaelsberg eine rege kulturelle Tätigkeit ein. So stammen zwei Lebensbeschreibungen des Erzbischofs Anno, das Annolied und die Maere von Sente Anno, ein wichtiges Literaturdenkmal frühmittelhochdeutscher Sprache, aus jener Zeit. Hupert von Deutz verfasste einen Großteil seiner Werke auf dem Michaelsberg.

1069 verlieh Kaiser Heinrich IV. der Abtei und der zu ihr gehörenden Stadt das Makrt-, Zoll- und Münzrecht. In der Folgezeit setzte eine wirtschaftliche Blüte ein. Am Ende des 13. Jahrhunderts reichte der Besitz der Abtei nördlich bis nach Xanten, südlich bis nach Mainz, westlich bis zur heutigen belgischen Grenze und östlich bis nach Westfalen.

1075 wurde Erzbischof Anno in der Abtei Michaelsberg beigesetzt. Im Zuge seiner Heiligsprechung am 29. April 1183 wurden die Gebeine des Bischofs in den Annoschrein übertragen, der noch heute in der Abteikirche besichtigt werden kann.

1125 bestellte der Kölner Erzstift Graf Adolf von Berg zum Vogt der Abtei. Daraufhin begann eine jahrhundertelange Fehde zwischen den Äbten des Kloster und den Grafen von Berg, die die Landesherrschaft und Reichsunmittelbarkeit der Abtei nicht anerkennen wollten. Um 1400 kam es zu einem von ihnen unterstützten Aufstand der Siegburger Bürger gegen die Abtei, der jedoch abgewehrt werden konnte. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde die Abtei derart geschwächt, dass schließlich die Grafen von Berg die Oberhand gewannen und Siegburg 1676 bergische Landesstadt wurde. In einem Erbvergleich wurden der Abtei aber ihre sonstigen Besitzungen und Rechte erhalten.

1794 wurde die Abtei österreichisches Lazarett.

Im Zuge der Säkularisation wurde die Abtei 1803 aufgehoben. Das Ausstattungsgut der Abtei wurde versteigert und kam teilweise in den Besitz der umliegenden Pfarrkirchen. Die Gebäude wurden zeitweise als Kaserne, Irrenanstalt oder Zuchthaus verwendet.

Wiederbegründung

Am 2. Juli 1914 wurden die Abtei von Mönchen der Sublacener Benediktinerkongregation aus der Abtei Merkelbeek wiederbesiedelt. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Abteigebäude als Lazarett genutzt. Nach dem Krieg beschlagnahmte die Besatzung die Gebäude und gab sie erst 1925 wieder frei. Nach der Rückgabe war das Kloster zunächst Priorat, wurde 1935 aber wieder zur Abtei erhoben.

1941 wurde die Abtei durch die SS aufgehoben und die Mönche vertrieben. Die Gebäude dienten während des Zweiten Weltkriegs als Lazarett.

1944 wurden die Gebäude bei einem Bombenangriff fast völlig zerstört. 1945 wurde die Abtei erneut wiederbesiedelt. Die Gebäude mussten von Grund auf neu errichtet werden. 1953 erfolgte die feierliche Konsekration der neu errichteten Abteikirche durch den Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings.

Daniel Tibi

Klostervorsteher nach der Wiederbesiedlung

Prioren

  1. Ignatius Jacobs, 1922 Prior
  2. Gotthard Bayer, Prior 1924
  3. Liborius Hardebusch. Prior 1928

Äbte

  1. (44.) Ildefons Schulte Strathaus, 1935–1967; aus Dortmund-Merklinde;
  2. (45.) Alkuin Heising, 1967–1968 (res.)
    Reginhard Spilker, 1968–1970 Prior-Aministrator
  3. (46.) Placidus Mittler, 1970–2000; ben. 18. Mai 1970
  4. (47.) Raphael Bahrs, 2000–2003 Prior-Administrator, 2003–2010 Abt

Lage & Anfahrt

Literatur

  • Heinz Firmenich: Die Abtei Michaelsberg in Siegburg. (Rheinische Kunststätten 99) Neuss: Gesellschaft für Buchdruckerei, 6. Aufl. 1978
  • Placidus Mittler: Abtei Michaelsberg, Siegburg. Geschichte und Leben. Siegburg: Schmitt, 1987
  • Wunibald Weber: Michaelsberg. Geschichte einer 900jährigen Abtei. Siegburg: Selbstverlag, 1953

Letzte Änderung: 4. Februar 2014 

Kommentare

Ein Kommentar zu “Michaelsberg”

  1. Thomas Canter
    24. März 2011 10:03

    Es ist traurig, dass die Abtei geschlossen wird.
    Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind aber nur ein Teil des Problems
    Wer aber die Siegburger Gemeinschaft kennt, muss sich nicht wundern. Innerhalb des Konventes herrschen so starke Spannungen, die ihre Ursache in der Vergangenheit haben.
    Während sich viele Ordensgemeinschaften bereits in den 80`er Jahren geistig und spirituell neu ausgerichtet haben, gab es in Siegburg keinerlei Bestrebungen.
    Die Bemühungen der jüngeren Mitbrüder aus dieser Zeit für einen spirituellen Neuanfang wurden von Seiten des damaligen Abtes Placidus Mittler konsequent abgelehnt. Die Gemeinschaft bestand überwiegend aus Brüdern, denen jegliches geistige Rüstzeug fehlte. Neid, Intrigen und Mobbing waren an der Tagesordnung. So ist es kein Wunder, dass es über viele Jahre Nachwuchsschwierigkeiten gab. Es tut mir besonders für die wenigen jüngeren Mitbrüder leid, die ihre Heimat verlieren, denn sie hätten die Gemeinschaft mit Hilfe des Abtes Raphael erneuern können.
    Die älteren Mitbrüder ernten das, was sie gesät haben

Was sagen Sie dazu?