Mack, Imma


Imma Mack SSND (Taufname Josefa; * 10. Feb. 1924 Möckenlohe; † 21. Juni 2006 München), Ordensschwester der Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau.

Unter dem Decknamen „Mädi“ versorgte Imma Mack während der NS-Zeit heimlich und unter Lebensgefahr Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau mit Lebensmitteln, Briefen und liturgischen Gegenständen. Sie wurde als der „Engel von Dachau“ bekannt.

Leben

Sr. Imma Mack

Sr. Imma Mack (Foto: F. Ertl/Münchner Kirchenzeitung)

Josefa Mack wurde am 10. Februar 1924 in Möckenlohe, Landkreis Eichstätt, geboren und wuchs mit zwei Geschwistern auf. Schon früh bekam sie im Elternhaus Gespräche über die aktuelle politische Lage mit, was ihr Interesse weckte und ihre Einstellung prägte. In der Dorfschule in Möckenlohe erlebte sie wie zu Hause eine ablehnende Haltung gegenüber „der Partei“.

Da sie Schulschwester werden wollte, ging sie 1940 zur Ausbildung in das Handarbeitslehrerinnenseminar der Armen Schulschwestern in München-Au. Im Januar 1942 musste sie wegen der zwangsweisen Schließung des Seminars die Ausbildung abbrechen und kam als Kandidatin nach Freising ins Kloster St. Klara zur Mithilfe im Kinderheim und zur Lehre für Damenschneiderei. Von hier aus unternahm sie die Fahrten zum Konzentrationslager in Dachau.

Der erste Besuch fand am 16. Mai 1944 statt. Ein Herr aus Freising hatte vermittelt, dass die Schwestern vom Lager Pflanzen und Blumen holen könnten. Dazu stellte sich die 20-jährige Kandidatin Josefa zur Verfügung. Sie wurde auf der Plantage vom inhaftierten jungen Priester Ferdinand Schönwälder gebeten, wieder zu kommen und Messwein, Hostien und Medikamente gegen Typhus zu bringen. Bei dem anschließenden vertraulichen Gespräch mit Frau Oberin Saba und Schwester Vigoris sprach sie sich dafür aus, weiterhin nach Dachau zu fahren und offiziell Pflanzen und Blumen zu holen. Über ihre Erlebnisse hielt sie strengstes Stillschweigen. Für Josefa begann, wie sie es selbst ausdrückte, „das schöne Werk der Caritas auf den Wegen der göttlichen Vorsehung.“ Sie schmuggelte für die deutschen Priester Briefe nach draußen und brachte Medikamente und Lebensmittel, so viel die Schwestern entbehren konnten, und vor allem für die polnischen Priester Hostien und Messwein. Es war ihr bewusst, dass sie sich bei jedem Besuch wegen der Schmuggelware in Lebensgefahr brachte.

Die gefährlichste Mission war im Dezember 1944: Sie übermittelte Briefe an Kardinal Faulhaber mit der Bitte, dass der französische Häftling Gabriel Piguet, Bischof von Clermont-Ferrand, den schwerkranken Häftling Karl Leisner zum Priester weihen dürfe. Josefa brachte die notwendigen Erlaubnisse, ebenso eine Stola, heiliges Öl und die liturgischen Texte. So konnte am 17. Dezember 1944 heimlich die Priesterweihe erfolgen und am Stephanstag feierte Karl Leisner seine Primiz. Diese Weihe des später seliggesprochenen Leisner war die einzige katholische Priesterweihe in einem NS-Konzentrationslager.

Nach dem Krieg ging Josefa 1945 ins Noviziat bei den Armen Schulschwestern v.U.L.Fr. und erhielt den Namen Maria Imma. Als junge Schwester wirkte sie nach der Profess 1946 als Handarbeitslehrerin an der Volksschule in Garmisch. Von 1949 an, nach Ablegung des Staatsexamens, unterrichtete sie als Handarbeitslehrerin an den ordenseigenen Schulen in München-Au (Mädchen-Mittelschule und Fachakademie für Hauswirtschaft). 1951 legte sie die Meisterprüfung für Damenschneiderei ab.

1982 beendete Schwester Imma ihren Schuldienst. Sie blieb in der Gemeinschaft in München-Au und arbeitete im Kloster als Schneiderin. Die letzten Jahre verbrachte sie dort ihren Ruhestand.

Auf vielfaches Drängen gewährte Schwester Imma erst 1989 Einblick in ihre Erinnerungen an die Fahrten ins KZ Dachau in dem Buch „Warum ich Azaleen liebe“. Den Titel des Buches wählte sie, weil ihr die Häftlinge für einen Besuch bei ihren Eltern im Januar 1945 vier rosarote Azaleenstöcke mitgegeben hatten.

Eine treffende Würdigung der Verdienste von Schwester M. Imma Mack gab Kardinal Faulhaber nach Kriegsende in einer Ansprache im Jahr 1945. Er sprach von der „jungen Botin, die in das nächtliche Dunkel und die abgrundtiefe Not des Konzentrationslagers wagemutig Trost und Hilfe brachte, ohne an Gefahr und eigene Sicherheit zu denken.“

Sr. Imma Mack starb am 21. Juni 2006 in München. Sie wurde am 29. Juni auf dem Münchner Ostfriedhof beigesetzt. Das anschließende Requiem wurde von Domkapitular Kastenhofer mit drei Konzelebranten in der Mariahilfkirche gefeiert.

Auszeichnungen

Imma Mack erhielt für ihre Taten viele Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und das Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice. Da sich unter den Häftlingen viele Franzosen befanden, wurde sie als femme chevalier in die französische Ehrenlegion aufgenommen. Die Verleihung des Ordens nahm am 19. Dezember 2004 im Kloster der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau in München, Mariahilfplatz, der französische Botschafter in Deutschland, Claude Martin, vor.

Werke

  • Warum ich Azaleen liebe. Erinnerungen an meine Fahrten zur Plantage des Konzentrationslagers Dachau von Mai 1944 bis April 1945, EOS-Verlag, St. Ottilien 1997

Buchempfehlung

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Gerd Gessinger

Letzte Änderung: 29. April 2012 

Kommentare

2 Kommentare zu “Mack, Imma”

  1. G. Hörmann
    15. Juli 2009 19:36

    Heute, am 15.07.09, wurde in München-Au ein Imma-Mack-Weg eröffnet. Damit setzte der Bezirksausschuss Au-Haidhausen ein sichtbares Zeichen der Anerkennung und der Erinnerung an den mutigen und selbstlosen Einsatz von Sr. Imma. In treffenden Worten beschrieb Frau Bürgermeisterin Christine Strobl in ihrer Festrede, wie bewegt sie das Buch gelesen habe und wie beeindruckt sie von der Selbstverständlichkeit war, mit der Sr. Imma – motiviert aus einem tiefen Glauben heraus – diesen lebensgefährlichen Dienst immer wieder auf sich nahm.

  2. 5. März 2011 09:53

    Ich hatte das Glück mit meiner Tochter noch kurz vor Ihrem Tod Sr. Mack kennen zu lernen. Obwohl von Ihrer Krankheit gekennzeichnet, ging von Ihr eine große Ausstrahlungskraft auf uns aus, was von Ihr immer erhalten bleibt. Sr. Mack hat vielen geholfen, so auch Pfarrer Josef Knichel der im KZ Dachau wie viele sndere gefangen war. Dies wurde auch dem Landeshauptarchiv in Koblenz übergeben.

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