Marienstatt


Marienstatt (lat.: Locus Sanctae Mariae), Zisterzienserabtei in Streithausen, Verbandsgemeinde Hachenburg, Westerwaldkreis.

Kloster

Abteikirche Marienstatt

Abteikirche Marienstatt

Gegründet zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Tochterkloster (→Filiation) von Kloster Heisterbach wurde das Kloster 1227 endgültig an seinen heutigen Standort im Tal der Nister verlegt. Den richtigen Ort soll der Legende nach ein blühender Weißdornzweig gewiesen haben, den die Abtei daher noch heute in ihrem Wappen führt.

Die bescheidene Abtei kam bald zu hoher Blüte, entging aber auch den politischen Umwälzungen der folgenden Jahrhunderte nicht. Der Dreißigjährige Krieg brachte Überfälle und Plünderungen und gefährdete ernstlich den Weiterbestand des Klosters. Nach einem inneren und äußeren Aufschwung setzte unter Abt Benedikt Bach (reg. 1688–1720) eine rege Bautätigkeit ein. Der Kirchbau wurde einer umfassenden Barockisierung unterzogen und 1747 das neue Klostergebäude mit dem charakteristischen Mittelpavillon eingeweiht.

1802 säkularisiert, wurde Marienstatt 1888 als erstes Zisterzienserkloster in Deutschland wiedererrichtet und von Zisterziensern aus der Abtei Mehrerau unter Führung von Pater Dominikus Willi besiedelt. 1890 wurde das Kloster wieder zur Abtei erhoben. Abt Konrad Kolb (reg. 1898–1918) ließ 1909 einen neuen Bibliothekstrakt errichten, der heute nahezu 80.000 Bände umfasst, und eröffnete 1910 eine Oblatenschule für den Ordensnachwuchs.

Während des NS-Regimes entging Marienstatt nur knapp der Aufhebung. Im Zweiten Weltkrieg diente die Abtei als Lazarett sowie als Standort für ein Kinderheim aus Dormagen, ein Altenheim aus Frankfurt am Main und die theologische Hochschule Sankt Georgen.

Nach dem Krieg wurde die Schule wiedereröffnet und schrittweise zum staatlich anerkannten Privaten Gymnasium Marienstatt umgewandelt, das heute von rund 860 Schülerinnen und Schülern besucht wird (bis 1982 mit Internat).

Marienstatt gehört zur Mehrerauer Kongregation. Zur Klostergemeinschaft gehören 25 Mönche unter der Leitung von Abt Andreas Range OCist. Sie arbeiten neben der Pfarrseelsorge als Lehrer am Gymnasium, im Gästebereich, in der Buch- und Kunsthandlung, im Brauhaus, im Garten, an der Klosterpforte sowie in der Klosterbibliothek und Buchbinderei.

Tochterklöster

1922 übernahm Marienstatt auf Wunsch des Trierer Domkapitels die Paternität über die 1919 von Trappisten der bosnischen Abtei Mariastern begonnene Klostergründung Himmerod in der Eifel. Die 1927 gegründete Tochterabtei Hardehausen in Westfalen wurde 1938 von den Nationalsozialisten unterdrückt und 1950/51 nach Itatinga in Brasilien verlegt.

Ebenfalls unter der Aufsicht des Abtes von Marienstatt stehen die Frauenklöster Lichtenthal, Oberschönenfeld, Thyrnau und Waldsassen.

Literatur

100 Jahre Wiederbesiedlung Marienstatt. (= Marienstatter Aufsätze VI) – Marienstatt, Buch- und Kunstverlag, 1988

Adresse:

Abtei Marienstatt
57629 Marienstatt
Deutschland

Tel.: +49 (0) 2662 9535 0
Fax: +49 (0) 2662 9535 111
Web: www.abtei-marienstatt.de

Äbte

Wappen von Marienstatt

  1. Dominikus II. Willi, 1889–1898
  2. Konrad II. Kolb, 1898-1918
  3. Eberhard Hoffmann, 1918-1936
  4. Idesbald Eicheler, 1936–1971
  5. Thomas Denter, 1971–2006
  6. Andreas Range, seit 2006

(Äbte der alten Abtei → Liste der Äbte von Marienstatt)

Klosterkirche

Die Orgel

Die Orgel

Die Abteikirche Unserer Lieben Frau von Marienstatt gilt als erste gotische Kirche östlich des Rheins. Sie hat von 1222 bis 1425 eine mehr als 200-jährige Bauzeit hinter sich und befindet sich seit der Säkularisation in Staatsbesitz. Von der im frühen 18. Jahrhundert eingebauten Barockausstattung sind heute nur noch einige Ausstattungsstücke erhalten, darunter drei Altäre aus schwarzem und rotem Marmor an der Südwand der Kirche.

Das Chorgestühl aus der Zeit um 1290 ist eines der ältesten in Deutschland, das noch regelmäßig in Gebrauch ist. Viermal täglich versammeln sich dort die Mönch zum gemeinsamen Chorgebet und einmal zur Messfeier.

Auf dem Ursulaaltar im Hochchor steht ein Altaraufsatz (Ursularetabel), der mit dem Oberweseler Goldaltar und dem Klarenaltar im Kölner Dom zu den bedeutendsten mittelalterlichen Flügelaltären des Rheinlands gehört. Er wurde von 2001 bis 2008 umfassend restauriert.

Erwähnenswert ist neben zahlreichen steinernen und gusseisernen Grabplatten auch das das gut erhaltene spätmittelalterliche Hochgrab des Grafen Gerhard von Sayn († 1493) und seiner Frau Elisabeth von Sierck († 1489) im nördlichen Querhaus der Kirche.

Die 1969 gebaute und 2006/07 erweiterte Rieger-Orgel ist die größte Orgel im Westerwald.

In einer 1947 angebauten Gnadenkapelle befindet sich das Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes, eine aus Naturstein gearbeitete Pietà, die seit 1425 in Marienstatt verehrt wird und seit 1489 Wallfahrtziel ist.

Lage & Anfahrt

Letzte Änderung: 3. August 2009 

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