Mauerbach


Die Kartause Mauerbach ist ein ehemaliges Kartäuserkloster im Wienerwald, Niederösterreich. Mauerbach war das erste Kloster der Kartäuser auf österreichischem Boden und wurde mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Die heutige Anlage stammt aus dem Barock und gilt als eines der bedeutendsten Kunstdenkmäler seiner Art in Österreich.

Kartause Mauerbach, Kupferstich von Franz Benedict Spillmann, 1675

Geschichte

Die Gründung im Hochmittelalter

Kartause Mauerbach, Kupferstich von Franz Benedict Spillmann, 1675Die Kartause Mauerbach wurde 1313 als landesfürstliche Gründung durch den Habsburger Friedrich III., den Schönen, gestiftet und von einem Prior namens Gottfried und zwölf weiteren Mönchen aus der Kartause Seitz besiedelt. 1316 wurde die Klosterkirche geweiht, 1330 wurden der Stifter Friedrich und seine im gleichen Jahr verstorbene Gemahlin Isabella in der Krypta beigesetzt. Das Kloster erlebte im 14. Jahrhundert einen raschen kulturellen Aufschwung und wurde im 15. Jahrhundert umgebaut und erweitert. Von diesem mittelalterlichen Kloster ist heute kein einziger Baukörper mehr erhalten, nur die 1409 errichtete Friedhofskapelle („Schauersche Kapelle“) stammt noch aus dieser Zeit, aber auch sie wurde im 19. Jahrhundert einschneidend verändert.

Zerstörung im 16. Jahrhundert

Im 16. Jahrhundert wurde die Kartause zweimal zerstört. 1529 wurde sie durch durch türkische Streifscharen geplündert und gebrandschatzt (1. Wiener Türkenbelagerung). Nachdem die Gebäude 1554–1575 unter der Leitung des Priors Johann IV. – aus Geldmangel nur sehr schleppend – wieder bewohnbar gemacht worden waren und die Kirche 1569 endlich ein neues Dach erhalten hatte, wurde die gotische Klosteranlage am 7. September 1590 durch das Neulengbacher Erdbeben, das ganz Wien und Niederösterreich in Mitleidenschaft zog, in der Bausubstanz erschüttert. Die Schäden müssen enorm gewesen sein: die äußeren Umfassungsmauern und der Dachreiter waren eingestürzt, die Wände und Gewölbe weitgehend beschädigt.

Neukonzeption im 17. Jahrhundert

Zwar wurde nach dem großen Erdbeben, das das Kloster an den Rand der Aufhebung gebracht hatte, sofort mit der, teilweise provisorischen, Instandsetzung begonnen und 1607 auch durch den Bischof Georg Forgats v. Neutra eine neue Kirche geweiht, aber schon 1615 wurde unter dem Prior Georg Fasel eine völlige organisatorische und architektonische Neukonzeption der Anlage in Angriff genommen, die 1619 durch den Einfall der Böhmen unter Matthias Thurn und die Plünderung der Bibliothek unterbrochen wurde.

Diese neue, über den Grundrissen des gotischen Klosters errichtete und Mitte des 17. Jahrhunderts fertiggestellte frühbarocke Anlage, deren Architekt namentlich nicht bekannt ist, bestimmt noch heute das Bild der Kartause Mauerbach.

Aufhebung im 18. Jahrhundert

Die Kartause Mauerbach war das erste Kloster, dass im Zuge der josephinischen Reformen 1782 von Kaiser Joseph II., ein Habsburger wie auch der Stifter, aufgehoben wurde. 1786 wurde es zum Armen- und Siechenhaus der Stadt Wien umgenutzt und weitreichend verändert. Zwischenwände wurden eingerissen und Zwischendecken eingezogen, die Kirchenausstattung, darunter 10 Altäre, und die Inneneinrichtung gingen verloren. Auch die stuckgeschmückten Gewölbe der Bibliothek und des Refektoriums wurden zerstört.

Später diente das Kloster als Lazarett und wurde nach 1945 als Obdachlosenheim genutzt. Als 1961 der von Kaiser Joseph II. gegründete und bis zu diesem Zeitpunkt noch immer existierende Religionsfond aufgelöst wurde, wurde die Anlage der Republik Österreich übereignet, deren Bundesgebäudeverwaltung 1979 die Betreuung der Gebäude übernahm.

Die Kartause heute

Seit 1984 wird der Klosterkomplex vom Bundesdenkmalamt, Abteilung Restaurierwerkstätten Baudenkmalpflege, genutzt und in Zusammenarbeit mit der Bundesbaudirektion bzw. Burghauptmannschaft Österreich schrittweise restauriert.

In den Räumen finden Konzerte und Ausstellungen statt. Einen besonderen Anziehungspunkt stellt der rekonstruierte, barocke Kaisergarten der Kartause mit seinen historischen Rosensorten und Heilpflanzen dar.

Literatur

  • T. Wiedemann: Geschichte der Kartause Mauerbach. In: Bericht und Mitteilungen des Alterthumsvereines zu Wien, 13, 1873, S. 69 ff.
  • Rolanda Hantschk: Die Geschichte der Kartause Mauerbach. In: Analecta Cartusiana 7, Salzburg 1972
    Rudolf Koch: Die mittelalterlichen und vorbarocken Klosteranlagen von Mauerbach aus bauhistorischer Sicht. In: Kartause Mauerbach, 1314 bis heute. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege LIII, 1999, Heft 2/3/4, S. 431–452

Weblink

Letzte Änderung: 19. September 2008 

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