Mehrerau
Wettingen-Mehrerau (lat.: Beatae Mariae Virginis de Maris Stella et de Augia Majore), Zisterzienser-Territorialabtei in Bregenz, Vorarlberg, Österreich; Hauptkloster der Mehrerauer Kongregation.
Die Benediktinerabtei
Der Ursprung der Abtei Mehrerau geht auf Graf Ulrich X. von Bregenz zurück, der einen päpstlichen Schutzbrief für ein neu zu gründendes Benediktinerkloster erhielt, das nach dem Vorbild der Hirsauer Reformbewegung in Andelsbuch im Bregenzerwald errichtet wurde. 1090 erfolgte der Ortswechsel an den Bodensee, wo 1097 der Bischof von Konstanz die neue Klosterkirche weihte.
Nach der Aufhebung der Benediktinerabtei 1806 durch die „aufgeklärte“ bayrische Regierung dienten die Klostergebäude ein halbes Jahrhundert lang als Fabrik, Kaserne und Druckerei. Die ehemalige barocke Klosterkirche wurde geschleift, die Steine dienten als Baumaterial für die Hafenmole von Lindau. Zahlreiche Kunstschätze, Urkunden, Handschriften, Wiegendrucke und Bücher gingen verloren.
Neubesiedlung durch die Zisterzienser aus Wettingen
Die 1841 von den Liberalen aus Wettingen (Kanton Aargau) vertriebenen Zisterzienser unter Abt Leopold Höchle besiedelten im Jahr 1854 Mehrerau neu. Das Kloster heißt daher noch heute Konvent von Wettingen-Mehrerau.
Neben den monastischen Wurzeln ist das Bregenzer Kloster mit der Schweizer Eidgenossenschaft auch dadurch verbunden, dass die Originalpartitur der Schweizer Nationalhymne (»Schweizerpsalm«, »Trittst im Morgenrot daher«) im Archiv der Mehrerau aufbewahrt wird. Der Komponist, Pater Alberich Zwyssig (1808-1854), kam als Kantor des neuen Zisterzienserkonvents nach Bregenz, wo er allerdings bald starb. 1981 wurde der Schweizerpsalm offiziell zur zweiten Nationalhymne der Eidgenossenschaft erklärt.
Das 1854 von den Zisterziensern begründete Knaben-Privatgymnasium „Collegium Bernardi“ („die Mehrerau“) ist das älteste bestehende Bildungsinstitut in Vorarlberg. Es wird derzeit von 370 Schülern besucht. Gemeinsam mit dem Vorarlberger Fußballverband gründete man 2003 eine dem Gymnasium angegliederte „Fußballakademie“.
Neben dem vom Land Vorarlberg als Nachsorge- und Tagesklinik sowie Belegkrankenhaus revitalisierte Sanatorium „Maria, Heil der Kranken“ mit denkmalgeschützter Fassade von Clemens Holzmeister gehören zur Mehrerau auch mehrere Wirtschaftsbetriebe.
Im Kloster leben heute (Jan. 2009) 35 Mönche.
Adresse:
Abtei Mehrerau
Mehrerauerstr. 66
6900 Bregenz
Tel.: +43 (0)5574 / 71 461
Fax: +43 (0)5574 / 71 461–17
Web: www.mehrerau.at
Literatur
- Markus W. Hämmerle: Den Weg heute gehen. 150 Jahre Zisterzienser in der Mehrerau
Verlag der Abtei Wettingen-Mehrerau. Mehrerauer Grüsse Neue Folge 82, 2004
Letzte Änderung: 28. Februar 2015
Kommentare
Was sagen Sie dazu?
- Leopold Höchle, 1854–64
- Martin Reimann, 1864–78
- Maurus Kalkum, 1878–93
- Laurentius Wocher, 1893–95
- Augustin Stöckli, 1895–1902
- Eugen Notz, 1902–17
- Kassian Haid, 1917–49
- Heinrich Suso Groner, 1949–68
- Kassian Lauterer1968–2009
- Anselm van der Linde, seit 2009