Merici, Angela


Angela Merici (1470/1475–1540), Gründerin und erste Generaloberin der Gesellschaft der heiligen Ursula.

Als Gründerin einer Gesellschaft alleinstehender jüngerer Frauen, aus der sich später der Orden der Ursulinen entwickelte, tat sich die heilige Angela Merici (1470/1475–1540) hervor. Die fromme und mildtätige Italienerin rief die Gesellschaft erst wenige Jahre vor ihrem Tod ins Leben und leitete sie als erste Oberin. Heute wirken Ursulinen in aller Welt mit am Kultur- und Sendungsauftrag der katholischen Kirche.

Leben

Angela Merici nach ihrem Tod 1540.  (zeitgenössisches Portrait von Alessandro Bonvicino gen. il Moretto)

Angela Merici nach ihrem Tod 1540. (zeitgenössisches Portrait von Alessandro Bonvicino gen. il Moretto)

Angela Merici wurde zwischen 1470 und 1475 in der Altstadt von Desenzano am Südwestufer des Gardasees geboren. Das vielfach nachlesbare Geburtsdatum 21. März 1474 ist historisch nicht belegt. Angelas Vater, der Landedelmann Giovanni Merici, führte das Landgut »La Grezze« bei Desenzano. Ihre Mutter stammte aus der vornehmen Familie Biancosi.

Nach dem frühen Tod ihrer Eltern und ihrer Schwester kam Angela Merici in die Obhut eines Onkels mütterlicherseits in Salò am Westufer des Gardasees. Während einer mittäglichen Erntepause, in der sie alleine auf dem Feld für ihre tote Schwester betete, erlebte Angela eine Vision: Sie sah inmitten einer Schar von Engeln ihre tote Schwester, die ihr sagte, Gott wolle durch sie eine Gesellschaft geweihter Jungfrauen gründen.

In Salò schloss sich Angela Merici dem Dritten Orden des heiligen Franziskus (1182–1226) an, der Laien die Möglichkeit bietet, sich entschiedener dem Dienst in der Kirche zu widmen. Damit übernahm sie eine Regel und bestimmte Gebetsverpflichtungen und durfte häufiger als Laien die heilige Kommunion empfangen.

Im Alter von etwa 20 Jahren kehrte Angela Merici nach Desenzano zurück, wo sie bei ihrer Arbeit auch vornehme Bürger aus Brescia kennenlernte. Darunter war die Familie Patengola, die in Nähe der Stadt große Güter besaß. Nachdem Caterina de Patengola kurz hintereinander ihren Ehemann und ihre beiden Söhne verloren hatte, wandte sie sich in ihrem Schmerz an die Franziskaner, die Angela 1516 baten, nach Brescia zu gehen und der Witwe in ihrem Leid beizustehen.

In Brescia hatte Angela Merici mit der »Campagnia di Divino Amore« (»Gesellschaft der Göttlichen Liebe«) Kontakt. Diese Gemeinschaft von Männern arbeitete in Hospitälern und setzte sich für eine religiöse Erneuerung ein. Angela bildete den Mittelpunkt eines ähnlichen Kreises von Frauen. Zusammen mit ihren Gefährtinnen betreute sie Jugendliche und half Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten mit Rat und Trost.

Nach einigen Monaten im Haus der Witwe Caterina de Patengola zog Angela Merici in das Haus des Kaufmanns Antonio Romano nahe der Kirche San Agata von Brescia ein, wo sie bis 1529 wohnte. Dort führte sie ein bescheidenes Leben, nahm nur karge Mahlzeiten ein, aß nie Fleisch, trank keinen Wein, arbeitete tagsüber ununterbrochen im Dienst für andere, betete nachts stundenlang und schlief wenig.

1524 unternahm Angela Merici zusammen mit Antonio Romano und ihrem Vetter Bartolomeo Biancosi eine von Franziskanern geführte Wallfahrt in das Heilige Land nach Palästina. Während eines Zwischenaufenthaltes auf Kreta erblindete sie fast völlig und erlebte die heiligen Stätten nur aus der Beschreibung der Begleiter. Die mysteriöse Augenkrankheit wich erst nach der Wallfahrt.

Anlässlich des »Heiligen Jahres« pilgerte Angela Merici 1525 mit zwei Priestern nach Rom. Bei dieser Gelegenheit stellte der päpstliche Kämmerer Pietro della Puglia, der sie von der Wallfahrt ins Heilige Land her kannte und schätzte, Papst Klemens VII. (1478–1534) vor. Der Heilige Vater bat sie vergeblich, sie solle bei der Betreuung von Kranken in Spitälern mitarbeiten.

Kriegswirren veranlassten im Frühjahr 1529 die Einwohner Brescias zur Flucht. Angela Merici ging damals mit Freunden nach Cremona, erkrankte dort schwer und kehrte zurück, als die Flüchtlinge im August jenes Jahres in die Stadt zurück strömten, nachdem Kaiser Karl V. (1500–1558) mit dem Senat von Brescia Frieden geschlossen hatte.

Danach lebte Angela Merici in einer kleinen Wohnung neben der Kirche »San Afra« in Brescia und traf sich täglich mit jungen Leuten in einem großen Raum, den ihr die Witwe Elisabetta de Prato in ihrem Haus zur Verfügung gestellt hatte. Allmählich scharte Angela eine kleine Gemeinschaft von zwölf Mädchen und jungen Frauen um sich.

Mit 15 Gefährten wagte Angela Merici im Winter 1529/1530 eine beschwerliche Wallfahrt in die Alpen zum »heiligen Berg« Sacro Monte bei Varallo. Dort waren auf Initiative der Franziskaner die Leidensszenen Christi dargestellt. Zwei Jahre später pilgerte Angela erneut zum Sacro Monte.

Am Festtag der heiligen Katharina von Alexandria, dem 25. November 1535, gründete Angela Merici zusammen mit 28 Mädchen in Brescia die »Gesellschaft der heiligen Ursula« (Compagnia di Santa Orsola). Nach der heiligen Messe gelobten sie, ehelos zu leben, trugen sich in das Buch der Gesellschaft ein und kehrten in ihre Familien zurück.

1537 übergab Angela Merici ihren mittlerweile 76 Gefährtinnen die von ihr ausgearbeitete Regel. Am 18. März 1537 wurde sie auf Lebenszeit zur Madre Generale (Generalmutter) der Ursulinen gewählt. 1572 wandelte der heilige Karl Borromäus (1538–1584) die Gemeinschaft in eine Kongregation um. 1614 erfolgte der Übergang zu einem wirklichen Orden nach der Regel des heiligen Augustinus (354–430).

Der Ursulinen-Orden (Ordo Sanctae Ursulae = OSU, oder Societas Sanctae Ursulae = SSU) wirkte bald richtungsweisend für das religiöse Gemeinschaftsleben von Frauen. Er entwickelte sich zum berühmtesten sowie größten Frauenorden für Erziehung und Unterricht der weiblichen Jugend.

In ihrem letzten Lebensjahr verfasste Angela Merici die Schriften »Testament« und »Ermahnungen« (Ricordi), die an die Leiterinnen der Ursulinen gerichtet waren. 1539 erkrankte sie schwer, am 27. Januar 1540 starb sie im Alter von etwa 65 Jahren.

Am nächsten Tag wurde sie um vier Uhr früh feierlich inmitten einer großen Menschenmenge in die Kirche »San Afra« getragen, wo man sie auch bestattete. Dieses Gotteshaus heißt seit dem Zweiten Weltkrieg San Angela Merici. In der kleinen Seitenkapelle rechts vom Hochaltar dieses Gotteshauses an der Piazza Moretto steht ein Glasschrein mit dem Leichnam von Angela und ihrem Pilgerstab.

Angela Merici wurde 1786 selig und 1807 heilig gesprochen. Ihr Gedenktag ist der 27. Januar. Die Ursulinen widmeten sich zunächst der Arbeit in den Hospitälern, später vor allem der Katechese und dem Unterricht.

Werke

  • Angela Merici, Die Schriften, Kritische Ausgabe, hrsg. v. Ansgar Faller – Einsiedeln, Trier 1988.

Literatur

  • Sr. Brigitte Werr OSU: „… und lebt ein neues Leben“ – Angela Merici: Ihr Leben – ihre Zeit – ihre Wirkung. – Straßburg, 2006
  • Anne Conrad: Mit Klugheit, Mut und Zuversicht: Angela Merici und die Ursulinen. – Leutesdorf, 2003
  • Luciana Mariani, Elisa Tarolli, Marie Seynaeve: Angela Merici: Contributo per una biografia. – Mailand, 1986 (deutsche Ãœbersetzung: Beitrag zu einer Biographie – Werl, 1995)

Weblink

aus:
Ernst Probst: Superfrauen 2 – Religion (GRIN)

Letzte Änderung: 17. April 2015 

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