Orthodoxes Mönchtum


Im Gegensatz zu der Vielfalt der verschiedenen Ordensgemeinschaften und Kongregationen des katholischen Christentums, wirkt das orthodoxe Mönchtum, auf den ersten Augenblick, eher einförmig.

Es gibt beim orthodoxen Mönchtum keine verschiedenen Ordensgemeinschaften. Jeder Mann, der Mönch, bzw. jede Frau, die Nonne wird, hat drei Gelübde abzulegen:
Besitzlosigkeit – Verzicht auf jegliches Eigentum
Keuschheit – Ehelosigkeit
Gehorsam – bedingungsloser Gehorsam gegenüber den (hierarchisch) Älteren im Kloster bzw. der Kirche.

Im Prinzip ist das der Kern; darüber hinaus gibt es natürlich weitere Regelungen für das monastische Leben, wie z.B. Fasten, Arbeiten, Beten usw.; es gibt solche Reglements von gewissen bekannten Geistgrößen der Vergangenheit – Hl. Antonios dem Großen, Hl. Basilios dem Großen, usw. – in der Orthodoxie wurden diese Reglements aber nicht zu den Grundlagen monastischer Orden mit entsprechend dem Verdienst der Gründer verschiedenen Aufgaben. Reglements sekundärer Aspekte des Mönchslebens können von Kloster zu Kloster differieren – daher das bekannte geflügelte Wort „Komme nicht mit deinen eigenen Regeln in ein fremdes Kloster“. Insofern ist das orthodoxe Mönchtum eher auf die Heiligung ausgerichtet, Aber es gibt keine Unterscheidung zwischen kontemplativen und aktivem Weg, denn die Askese, das Werk eines jeden Mönches, ist nicht eines von beiden, sondern beides gleichzeitig.

Daß es keine Unterteilung in Orden und Kongregationen gibt, erklärt sich durch das Konzept des monastischen Lebens, dessen Ziel Einheit mit Gott ist, soweit wie das im jetzigen Leben erreicht werden kann. Während nichtmonastische Kleriker sich sozialer Arbeit oder anderen äußeren Aktivitäten hingeben können, konzentrieren sich Mönche immer auf das Innere, widmen sich dem Gebet, der Klausur, der Einsiedelei.

Man kann grob sagen, daß das orthodoxe Mönchtum „kontemplativ“ ist – besser wäre jedoch: asketisch, denn aktive und kontemplative Lebensweise sind für das orthodoxe Mönchtum untrennbar – das eine funktioniert nicht ohne das andere. Physische Arbeit, die die Mönche verrichten, steht immer auch im Zeichen der Askese: um damit den Körper zu knechten und das Nichtstun, den Feind des geistlichen Lebens, zu besiegen. Die maximal hier mögliche Annäherung an Gott braucht immerwährende Anstrengung, oder besser: ständiges Wachen über den inneren Zustand des Menschen, über die „Einheit von Herz und Geist“, um allen Anfechtungen des Feindes zu widerstehen… die menschliche Natur, die gefallene, muß sich verändern: sie muß durch göttliche Gnade mehr und mehr zum Göttlichen hin verklärt werden. Dies ist durchaus nicht nur geistlich, sondern auch körperlich zu verstehen – wie gesagt, geistlich und körperlich, kontemplativ und aktiv, werden nicht getrennt. Auch der materielle Körper des Menschen wird verklärt – und durch den Menschen die ganze (gefallene) Schöpfung. So in aller Kürze das Endziel der christlichen Anthropologie, oder der „asketisch“ ausgedrückte Sinn des Menschseins und der Kirche in der Welt.

Priesterweihe im orthodoxen Mönchtum

Kein Mönch entscheidet selbst, ob er Priester werden will oder nicht. Das entscheidet der Abt bzw. der Bedarf des Klosters. Sicher wird man keinen Ungeeigneten zum Priester machen, Dinge wie Abitur und Theologiestudium prädestinieren in gewissem Maß dafür, und solche Menschen würden wahrscheinlich bevorzugt. Jedoch ist in der Orthodoxie weder Abitur noch Studium zwingende Voraussetzung für die Priesterweihe: diese ist, wie jedes andere Sakrament, das Wirken Gottes in der Welt, und kann somit nicht die direkte Folge menschlicher Bemühungen (Abitur, Studium) sein. Das Priestertum ist eine besondere Gnadengabe Gottes, die man nicht vom Bildungsstand des Menschen abhängig machen kann.

Die Kleidung eines orthodoxen Mönchs

Zur Kleidung eines orthodoxen Mönchs: Mönche kleiden sich immer schwarz. Diese Farbe symbolisiert, daß Mönche eigentlich tot sind – sie sind aus der Welt gegangen. Daher übrigens auch die Tradition, den Bart nicht zu scheren und die Haare nicht – oder nur höchst selten – zu schneiden; denn wer tut das schon an Toten?

Die drei Arten von Mönchen

Es gibt drei verschiedene Stufen der Mönchweihe: Rjassophora-Mönche, Mönche des kleinen S’chemas („kleines Engelsebenbild“) und Mönche des großen S’chemas („großes Engelsebenbild“). Diese Stufen sind hierarchisch aufsteigend; als Betrachter unterscheidet man sie leicht nach der Kleidung.

Rjassophora (Rjassa-Träger) tragen genau das: eine Rjassa, also ein Mönchsgewand, und als Kopfbedeckung eine Kamilavka (wie diese, nur schwarz) oder eine Skufja (siehe hier, dito, was die Farbe betrifft). Mönche des kleinen S’chemas tragen zusätzlich eine Mantija (Mantel) und einen Klobuk (= Kamilavka plus langer Schleier). (Gilt auch für alle Priestermönche.)

Mönche des großen S’chemas tragen als Kopfbedeckung den Kukol (Kapuze) und einen Analav (Tuch u.a. mit der Darstellung des Kreuzes und der Folterwerkzeuge Christi).

Zu der Frage nach Priestern/Bischöfen: alle russischen Priester tragen ein Brustkreuz (bei den Griechen nicht alle); die Bischöfe tragen die Panagia, ein Medallion mit der Darstellung der Gottesmutter mit dem Christuskind. Wenn bei einem Bischof dazu noch ein Brustkreuz bzw. ein weiteres Medallion kommt, so ist es ein Erzbischof oder Metropolit. Da Bischöfe alle Mönche sind, entspricht deren Kleidung der der Mönche des kleinen S’chemas: ihre Mantijas sind jedoch nicht immer schwarz, sondern (zu den Gottesdiensten) purpur oder grün usw. und tragen weitere Abzeichen der Bischofswürde (symbolische Gesetzestafeln, Symbole für Quellen).

S’chemabischöfe, S’chemapriestermönche usw. sehen jedoch alle gleich aus – ihr Amt ruht, sie haben keines ihrer Ämter mehr aktiv inne. Diese höchste Mönchsweihe ist verbunden mit dem völligen Auflösen jeglicher Dinge wie Rang, Stellung, Zuständigkeiten usw. – es ist pures Gebet.

Zur Mönchsweihe bekommt der Mensch einen neuen Namen verliehen. Mit der Annahme des Großen S’chemas empfängt er wiederum einen neuen Namen.

Letzte Änderung: 30. April 2008 

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