Pileolus


Pileolus, Verkleinerungsform des lat. pileus (= Hut, Mütze, Kappe), auch Kalotte oder ital. Zucchetto, eine klerikale, nicht-liturgische Kopfbedeckung; ein rundes, ca. sechs Zentimeter hohes Scheitelkäppchen, das während der Liturgie unter der Mitra (daher auch die Bezeichnung submitrale) oder dem Birett (subbiretum) und außerhalb der Liturgie zur Soutane getragen wird.

Im deutschsprachigen Raum ist auch die Bezeichnung Soli deo (vor Gott allein) gebräuchlich, weil das Käppchen nur in der Liturgie vom Sanctus an bis nach der Kommunion (d.h. nur vor Gott) abgelegt werden muss.

Der Pileolus der christlichen Geistlichen darf nicht mit der jüdischen Kippa oder Jarmulka verwechselt werden.

GeschichteDie seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare Kopfbedeckung war ursprünglich eine den gesamten Kopf und die Ohren bedeckende Haube (Camauro), die in der Barockzeit auf ihre heutige, tellerartige Form reduziert wurde. Ihre eigentliche Funktion war wohl der Schutz von Mitra und Birett vor Verschmutzung und der Schutz der Tonsur (Tonsurkäppchen).

Form und FarbkanonEin Pileolus besteht i.d.R. aus acht, manchmal auch sechs, zusammengenähten Kreissegmenten mit einer Schlaufe aus Atlaskordel im Zentrum, die dem einfachen Abnehmen und Aufsetzen dient. Die Schädelkappe (skullcap) der anglikanischen Kirche ist tiefer und höher als das römisch-katholische Zucchetto. Sie besteht aus sechs Kreissegmenten und einem Knopf an Stelle der Schlaufe.

Der Pileolus wird heute meist nur noch von hohen kirchlichen Würdenträgern (Papst, Kardinäle, Bischöfe und einige Äbte) getragen. Material und Farbe zeigen den Rang des Trägers innerhalb der Hierarchie an: weiße Moiréseide (Papst), scharlachrote Moiréseide (früher purpur; Kardinäle (seit 1464), Nuntien und Legaten), violette Baumwolle (Bischöfe und Apostolische Protonotare seit 1867), schwarze Baumwolle mit violetter Naht (Protonotare) und schwarze Baumwolle (übrige Geistliche privatim). In Missionsländern kann auch ein zur weißen Tropensoutane passender Pileolus aus leichtem weißem Stoff mit Nähten und Schlaufe in der Rangfarbe getragen werden.

OrdensleuteOrdensleute trugen bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil ein Tonsurkäppchen in der Farbe ihres Habits (Karmeliten braun, Silvestriner blau, Benediktiner und Zisterzienser schwarz usw.). Heute sieht man das Käppchen bei Ordensleuten selten, es wird meist nur noch von einigen Äbten getragen.

Die Farbe folgt der jeweiligen Ordenstradition. Einige Äbte haben das Recht, ein violettes Pileolus zu tragen. Im deutschsprachigen Raum sind das Abt Gregor Henckel-Donnersmarck OCist als Großkanzler der Päpstlichen Hochschule Heiligenkreuz (seit dem 3. März 2007), die Äbte der Territorialabteien Wettingen-Mehrerau (OCist) und Maria Einsiedeln (OSB) als Abtordinarien und der Abt des Prämonstratenserstifts Wilten als Haus-, Hof- und Erbkaplan des Landes Tirol.

Bei den Augustiner-Chorherren ist es Usus, dass nur die Pröpste ein Pileolus tragen, die Generaläbte der Kongregationen und der Abtprimas tragen es in violetter Farbe.

Weitere Ordensleute mit violettem Pileolus: der Generalabt der Zisterzienser und der Hochmeister des Deutschen Ordens.

Literatur

  • Dolby, Anastasia: Church Vestments. – London: Chapman & Hall, 1868
  • Barbier de Montault, Xavier: Le costume et les usages ecclésiastiques selon la tradition romaine. – Paris: Letouzey et Ané, [um 1900]
  • Braun, Joseph: Handbuch der Paramentik. –Freiburg: Herdersche Verlagshandlung, 1912
  • Ders.: Die Liturgische Gewandung im Occident und Orient – Nach Ursprung und Entwicklung, Verwendung und Symbolik. – Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1964
  • Hernández, Antonio: My Kingdom for a Crown: The Religious Skullcap. – Publish America, 2004

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Letzte Änderung: 9. November 2008 

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