Rancé, Armand-Jean Le Bouthillier de
Armand Jean Le Bouthillier de Rancé (* 9. Jan. 1626 Paris; †27. Okt. 1700 La Trappe) ist der Begründer des Trappisten genannten Reformzweigs der Zisterzienser (Reformierte Zisterzienser oder Zisterzienser der strengeren Observanz).
1638 starb seine Mutter; seine Schwester ging im gleichen Jahr ins Kloster. 1650 verstarb sein Vater. In diesem Jahr nahm er Kontakt zur vierzehn Jahre älteren Herzogin von Montbazon auf, die ihn in die gehobene Gesellschaft einführte. 1651 wurde er, nach seinem Studium in Paris zum Priester geweiht. 1654 promovierte er an der Sorbonne. Er lebte am Hof des französischen Königs und genoss dort zunächst das Hofleben. 1657 wollte ihn sein Onkel, der Erzbischof von Tours, zum Erzdiakon mit Recht auf Nachfolge ernennen, jedoch kam diese Ernennung nicht zustande.
Am 28. April 1657 verstarb Rancés gute Freundin, die Herzogin von Montbazon (Marie d’Avaugour de Bretagne, duchesse de Montbazon, 1610–1657). Die Enttäuschung über die verhinderte Erzdiankonenernennung und der Schmerz über den Tod seiner Freundin führten zu einer Wende im Leben Rancés. In den folgenden Jahren verteilte er sein Vermögen und seine Pfründe. 1660 besuchte er in diesem Zusammenhang auch sein Kloster La Trappe, das damals baulich wie moralisch verfallen war. So machte sich Rancé daran, die Gebäude wieder aufzubauen. Die bisherigen Mönche des Klosters fand er mit einer Pension ab und siedelte stattdessen Mönche aus dem Reformkloster Perseigne in La Trappe an. Es waren Mönche einer Reformbewegung innerhalb des Zisterzienserordens. Damals wurden sie die Abstinenten genannt, da die Hauptpunkte der Reform darin bestanden, dass sie regelmäßig fasteten und von körperlicher Arbeit lebten.
Während der Wiederaufbauphase von La Trappe lebte und arbeitete de Rancé mit diesen Mönchen zusammen. Am 20. August 1662 konnte in La Trappe das Chorgebet wieder aufgenommen werden. Nun stand auch Rancés Entschluss fest, La Trappe, dessen formaler Abt er seit seiner Kindheit war, als kanonischer Abt vorzustehen. So trat er im Mai 1663 ins Kloster Perseigne, dessen Tochterkloster La Trappe seinerzeit noch war, ein und absolvierte dort das Noviziat. 1664 legte er die Profess ab und empfing vom Bischof von Séez die Abtsweihe.
Seit dem 14. Juli 1664 residierte er in La Trappe. Grundanliegen der Reformabsichten, die er von Perseigne übernommen hatte, war die Wiederbelebung des ursprünglichen Geistes der Regula Benedicti. Seine Auslegung dieser Regel legte Rancé in seinem Werk Declarationes in regulam beati Benedicti ad usum Domus Dei Beatae Mariae de Trappa vor, das allerdings nie gedruckt und nur in einer lateinischen Handschrift, einer französischen Übersetzung und wenigen Zitaten überliefert ist.
Aus den Reformbemühungen Rancés ging schließlich der „Orden der Zisterzienser von der strengen Observanz“ (Trappisten) hervorging, der 1678 von Papst Innozenz XI. anerkannt wurde.
Geprägt war Rancé in seinen Reformbemühungen von dem tiefen Bewusstsein der Notwendigkeit der Buße. Im Vordergund der Reform stand daher Selbstverleugnung, Demut und Askese. So lehnte Rancé aus Demut jegliche wissenschaftlichen Studien im Kloster ab. Die Askese der Trappisten äußerte sich in strengen Schweigeregeln, harter Handarbeit, insbesondere in der Landwirtschaft, und strengen Abstinenzregelungen.
Rancé verstarb am 27. Oktober 1700 in La Trappe. Er wurde nie heiliggesprochen, jedoch wird an seinem Todestag ein ordensinterner Gedenktag gehalten.
Werke
- Correspondance (1642-1700), herausgegeben von Alban John Krailsheimer, Cîteaux-Le Cerf, 1993. 4 Bände
Literatur
- Maria Magdalena Aust: Nichts anderes als Gottes Haus und Pforte zum Himmel. Grundzüge der Spiritualität des Abtes de Rancé (1626-1700). In: Cistercienser Chronik 107 (2000), S. 351-360 (1. Teil) und 108 (2001), S. 33-58 (2. Teil).
Daniel Tibi
Letzte Änderung: 10. Februar 2010
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