St. Ottilien


Erzabtei St. Ottilien (Erzabtei zum hlst. Herzen Jesu in St. Ottilien), BenediktinerErzabtei im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech, ca. 40 km westlich von München.

Kloster

Gegründet 1884 in Reichenbach, seit 1887 in Sankt Ottilien. Stammhaus der Kongregation, 1896 Konventualpriorat, 1902 Abtei, 1913 Erzabtei. Aufgehoben von 1941-1945.

Erzabtei St. Ottilien (Foto: Thomas Gampl)

Erzabtei St. Ottilien (Foto: Thomas Gampl)

Die Abtei liegt rund zehn Kilometer vom Nordufer des Ammersees entfernt, inmitten von Wiesen, Ackerland und kleinen Waldgebieten. Mit rund 130 Mönchen ist sie heute die größte Benediktinerabtei Europas. Die Mönche leben hier nach der Regel des Heiligen Benedikt im Wechsel von Gebet und Arbeit. Charakteristisch für die Gemeinschaft ist die Verbindung von benediktinischem Klosterleben und missionarischer Tätigkeit. Die Mönche werden deshalb auch »Missionsbenediktiner« genannt.

Gegründet wurden die Missionsbenediktiner vom Schweizer Benediktinerpater Andreas Amrhein. Das ausdrücklich als Missionskloster gegründete Stammhaus in St. Ottilien besteht seit 1887. 1902 wurde es zur Abtei erhoben. Seither hat sich der Ort zu einem kleinen Klosterdorf entwickelt; mit einer großen Landwirtschaft und zahlreichen Werkstätten, mit Gymnasium, Internat und Tagesheim. Außerdem betreiben die Mönche einen Verlag mit Druckerei; es gibt einen Hof- und Klosterladen, eine Gaststätte mit Biergarten und ein Exerzitienhaus mit insgesamt 90 Betten für Besinnungstage, Seminare und Tagungen.

Der älteste Gebäudeteil wurde 1892 von Andreas Amrhein entworfen. 1911 und 1955 wurden neue Klosterflügel errichtet, in denen eine Krankenabteilung, die Bibliothek, das Refektorium, Büros und rund 60 Zellen untergebracht sind.

Die Herz-Jesu-Kirche, die sich an mittelalterliche Zisterziensermodelle anlehnt, wurde von 1897/99 erbaut. Ihr massiver Turm (75 m) dominiert das ganze Klostergelände und ist aus großer Entfernung sichtbar. Im Untergeschoss des Sakristeibaus ist heute das bedeutende Missionsmuseum beheimatet.

Die Missionskongregation

Ausgehend von St. Ottilien haben die Missionsbenediktiner bis heute über 50 Abteien, Priorate und abhängige Häuser in Europa, Afrika, Asien, Nord- und Südamerika gegründet. Zentrum der Tätigkeit war zunächst Ostafrika (ab 1887). Sehr früh kamen außerdem Korea (1909), das Zululand in Südafrika (1921) und die Mandschurei (1921) dazu. Zusammen bilden diese Gemeinschaften die Missionsbenediktinerkongregation von Sankt Ottilien.

Insgesamt hat die Kongregation rund 1100 Mitglieder; etwa 110 davon leben in St. Ottilien.

Generalsuperioren

  1. Andreas Amrhein, 1884–1895
  2. Ildefons Schober, 1896–1902

Erzäbte

  1. Norbert Weber, 1902–1930) (Abt, seit 1914 Erzabt)
  2. Chrysostomus Schmid, 1930–1957
  3. Suso Brechter, 1957–1974
  4. Viktor Dammertz, 1975–77
  5. Notker Wolf, 1977–2000
  6. Jeremias Schröder, 2000–2012
  7. Wolfgang Öxler, seit 2012

Adresse:

Erzabtei
86941 St. Ottilien

Tel.: +49 (0) 8193 710
Fax: +49 (0) 8193 71332
Web: www.erzabtei.de

Geschichte

1884 gründete der Beuroner Benediktiner P. Andreas Amrhein im oberpfälzischen Reichenbach eine Gemeinschaft, die nach mittelalterlichem Vorbild das traditionelle benediktinische Leben mit der Missionstätigkeit verbinden wollte. Reichenbach war geographisch wenig günstig, und da überdies der Bischof von Regensburg Amrhein bekämpfte, wurde die Gründung 1887 nach Emming in Oberbayern verlegt. Der alte Weiler besaß eine kleine Kapelle, die der hl. Ottilia geweiht ist, so daß der Name des Klosters sofort feststand: St. Ottilien. Im gleichen Jahr wurde die erste Missionarsgruppe nach Ostafrika ausgesandt.

Obwohl Amrhein seine Gründung 1895 verließ, entfaltete sie sich gut. 1902 erhielt das Kloster den Rang einer Abtei. Nach Gründung dreier weiterer Abteien wurde St. Ottilien 1914 zur Erzabtei und Hauptkloster der Missionsbenediktiner. Bis heute ist der Erzabt von St. Ottilien Präses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.

Unter Erzabt Norbert Weber (1902–1930) wuchs das Kloster rasch und erschloss neue Missionsgebiete in Südafrika, Korea und China. Auch baulich wurde St. Ottilien ausgebaut, um die auf 396 Mitglieder angewachsene Gemeinschaft (1930) unterzubringen.

Eine schwere Finanzkrise, die Ende der 20er Jahre das Kloster bedrohte, führte 1930 zur Ernennung von Chrysostomus Schmid zum neuen Oberen des Klosters und der Kongregation. Seine Regierungszeit wurde durch den Aufstieg der Nationalsozialisten und den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überschattet. 1941 hob die Geheime Staatspolizei das Kloster auf; die vertriebenen Mönche konnten erst nach Kriegsende 1945 wieder nach St. Ottilien zurückkehren. Bis 1948 diente ein Teil des Klosters als Hospital für befreite KZ-Häftlinge, wovon ein jüdischer Friedhof heute noch zeugt. 1957 resignierte Erzabt Chrysostomus Schmid (†1962).

An seine Stelle trat Heinrich Suso Brechter (1957–1974). In seine Amtszeit fiel vor allem die große Neuorientierung des II. Vatikanischen Konzils. Die Turbulenzen dieser Jahre überstand die Gemeinschaft ohne größere Verluste.

Erzabt Viktor Dammertz (1975–77) wurde nach nur zwei Jahren an die Spitze der Benediktinischen Konföderation gewählt, der er bis 1992 als Abtprimas vorstand. Ende 1992 ernannte ihn der Papst zum Bischof von Augsburg. Sein Nachfolger Erzabt Notker Wolf amtierte von 1977 bis 2000 als Präses und Erzabt von St. Ottilien. Am 7. September 2000 wurde auch er zum Abtprimas gewählt. Ihm folgte am 5. Oktober 2000 P. Jeremias Schröder als Erzabt.

Lage & Anfahrt

Anreise mit dem Zug:

Der Bahnhof St. Ottilien liegt an der Bahnlinie Augsburg-Weilheim. Alle Züge halten in St. Ottilien.

Anreise mit der S-Bahn:

Aussteigen am Bahnhof Geltendorf, nach rechts zur Unterführung. Dahinter beginnt eine Fußgänger-Allee nach St. Ottilien. Der Fußmarsch dauert ca. 20 Minuten.

Anreise mit dem Auto:

Von der A 96 München – Lindau entweder bei Windach oder Schöffelding abfahren. Dann jeweils weiter Richtung Eresing. Die Abzweigung nach St. Ottilien ist beschildert.

Letzte Änderung: 1. August 2017 

Kommentare

3 Kommentare zu “St. Ottilien”

  1. Frank Bruhne
    27. März 2010 12:29

    Ich würde sehr gerne mal mail Kontakt mit Notker Wolf aufnehmen, da ich sehr begeistert von seinem Wirken bin und mich gerne mal mit ihm unterhalten würde. Jedoch finde ich keine e-mail Adresse. Vielleicht könnten Sie ja mal meine Bitte an Ihn weiterleiten od. fragen ob er mit mir mal mailen möchte.

    Für Ihren Versuch im Voraus besten Dank

    -Frank Bruhne-

  2. Juan Schrödter
    10. Juni 2010 21:15

    Ich würde gerne wissen die Motive warum die Geheime Staatspolizei im Jahre 1941 das Kloster St. Ottilien aufhob und auch was die Brüder in dieser Zwischenzeit gemacht haben.

    Danke für Ihre Antwort. Gracias.

  3. JOSE PINTO DA SILVA
    2. Januar 2013 11:38

    DIGNISSIMO SENHOR DOM ASELM ZELLER GOSTARIA DE LHE ENVIAR UM EMAIL SE POSIVEL PEÇO A VOSSA AJUDA PARA ESTE ENVIO ACEITEM O MEU HUMILDE E SINCERO ABRAÇO DESEJO PARA TODOS UM FELIZ ANO NOVO DE JOSE PINTO DA SILVA SEU IRMAO E SEMELHANTE ASIM NOS DIZ O NOSSO SENHOR JESUS CRISTO EM SUAS SAGRADAS ESCRITURAS PAULISTA PERNAMBUCO BRASIL.

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