Streitel, Franziska


Franziska Streitel, Ordensname Maria Franziska vom Kreuz, (1844–1911), Gründerin der Kongregation der „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter“ (Abenberger Franziskanerinnen).

Franziska StreitelAls Gründerin des Ordens der „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter“ machte sich die deutsche Schwester Maria Franziska vom Kreuz (1844–1911), geborene Amalia Franziska Rosa Streitel, einen Namen. Ihre Worte „durch Kreuz zum Licht“, die sie in einem Brief im Juli 1894 schrieb, gingen bei ihr buchstäblich in Erfüllung; denn ihre Verdienste wurden zu Lebzeiten scheinbar schlecht belohnt: Nach Verleumdungen verlor sie ihr Amt als Generaloberin und lebte ihre letzten 15 Jahre als einfache Schwester in der Kongregation, die sie gegründet hatte.

Leben

Kindheit und Jugend

Amalia Franziska Rosa Streitel kam am 24. November 1844 als erstes von vier Kindern des Landgerichtsassessors und späteren Bezirksamtmanns Adam Streitel und seiner Frau Franziska Karolina, geborene Hörhammer, in Mellrichstadt bei Würzburg zur Welt. Noch am selben Tag erfolgte ihre Taufe in ihrem Elternhaus. Dabei leuchtete trotz des trüben Himmels plötzlich ein heller Sonnenschein im Zimmer auf.

Früh interessierte sich Amalia für religiöse Fragen, als Neunjährige besonders über das Geheimnis des Kreuzes. Einmal legte sie sich kleine Holzstücke ins Bett, um auch nachts Buße zu tun. Im April 1857 empfing die Zwölfjährige in der Pfarrkirche von Mellrichstadt die „Erste Heilige Kommunion“. Bald danach versetzte man ihren Vater nach Weyhers bei Fulda. Gefirmt wurde Amalia im September 1857 in Gersfeld. Zwischen 1858 und 1862 besuchte sie im Kloster „Maria Stern“ in Augsburg eine höhere Schule.

Ordenseintritt

Sr. Angela im Maria-Stern-KlosterNach ihrer Ausbildung kehrte Amalia zu ihren Eltern zurück. Gerne wäre sie in einen strengen Klausurorden eingetreten, was ihre Eltern jedoch nicht erlaubten. Statt dessen trat Amalia am 25. September 1866 im Augsburger Kloster „Maria Stern“ in den Dritten Orden des heiligen Franz von Assisi (1182–1226) ein. Bei der Einkleidung erhielt sie den Namen „Schwester Maria Angela“. Obwohl sie darum bat, Kranken helfen zu dürfen, bildete man sie im Französischen und in der Musik weiter.

Am 8. Juni 1868 legte Schwester Maria Angela ihre erste heilige Profess ab. Von 1868 bis 1871 wirkte sie als Lehrerin in Nördlingen, anschließend kam sie als Oberin nach Altomünster und nach Würzburg, zuerst ins Elisabethenheim und später ins Marienheim. Wieder litt sie innerlich unter ihrem heimlichen Wunsch, einem strengeren Orden anzugehören wollen.

Der Bischof von Augsburg erlaubte Schwester Angela am 17. Januar 1882 den Wechsel ins Karmelitinnenkloster Himmelspforten zu Würzburg. Dort trat sie am 25. Januar 1882 ein, und bei ihrer Einkleidung erhielt sie den Namen „Schwester Petra d’Alkantàra vom Hl. Josef“. Am 13. Dezember 1882 verließ sie – inneren Eingebungen gemäß – Himmelspforten und reiste zu ihren Eltern in Bamberg. Auf Wunsch ihres Beichtvaters sollte sie sich in Rom bei Pater Johann Baptist Jordan (1848–1918) melden, der 1881 den Orden der Salvatorianer gegründet hatte und Schwestern für eine Neugründung suchte.

Ordengründung

Am Aschermittwoch, dem 14. Februar 1883, reiste Schwester Petra nach Rom, wo sie am 16. Februar 1883 ankam. Am 6. März folgten ihr zwei Kandidatinnen. Zwölf Tage später – am 18. März – legte sie ihre Gelübde ab und wählte den Namen „Schwester Maria Franziska vom Kreuz“.

Von Anfang an waren Franziska und Pater Jordan verschiedener Meinung über die Ideale ihrer Ordensgemeinschaft. Franziska wollte Armut und Demut nach franziskanischer Auffassung und in der strengsten Form; Jordan dagegen glaubte, die Ordensstrenge Mutter Franziskas könne von seiner Kongregation auf Dauer nicht eingehalten werden. Obwohl von beiden selbst nicht geplant, erfolgte 1885 eine Trennung von Seiten der Kirche.

Maria Franziska vom KreuzPapst Leo XIII. (1810–1903) bestätigte am 12. Oktober 1885 die Schwesterngemeinschaft von Mutter Franziska und bezeichnete sie als „Sorores Charitatis a Matre Dolorosa“ („Schwestern von der Schmerzhaften Mutter“). Monsignor Georg Jacquemin (1853–1920), „Doktor in Theologie und Kirchenrecht“, ein frommer Mann und Delegat im Vatikan für mehrere Bischöfe, wurde von Papst Leo XIII. als geistlicher Direktor für die neue Schwesterngemeinschaft ernannt. Er blieb in seinem Amt bis zu seinem Tod im April 1920.

Ende November 1885 übersiedelten 36 Schwestern mit Mutter Franziska in ein größeres Haus in Rom, in der Straße „Borgo Santo Spirito“, gegenüber vom Vatikan. Wie vorher, betreuten sie arme Waisenkinder in ihrem Konvent und pflegten arme Kranke in ihren Wohnungen.

Betreuung armer Kinder und Pflege armer Kranker waren nur die äußere Tätigkeit der Schwestern, die sich um Mutter Franziska scharten. Der eigentliche Zweck der Gründung war, eine geistig verdunkelte, säkularisierte Welt wieder zum Licht, zu Gott, zu führen, nicht durch große Reden und Taten, sondern in den kleinen alltäglichen Dingen, in einem Geist, der mit dem der heiligen Theresia von Lisieux (1873–1897) verglichen werden kann.

Mutter Franziska sah deutlich die Probleme des 19. Jahrhunderts, die noch heute die gleichen sind. So schrieb sie am 25. März 1883: „Wir stehen an einer geistigen Crisis … in einem Jahrhundert der Empörung gegen Gott und des göttlichen Gesetzes … im Streben nach eitlem Ruhm und Scheingröße – selbst in den Personen, die dem Herrn in besonderer Weise in Demut und Willensentsagung zu dienen verpflichtet wären – ein sich Großmachen wegen Dingen, die einzig nur ein Leugnen der geoffenbarten ewigen Wahrheiten – ja ein Leugnen des persönlichen Gottes selbst ist, man verlangt nach sündhafter Freiheit – reißt sich stolz von Gott los, sagend: ,Dir will ich nicht dienen‘, reißt mit sich alle staatliche Ordnung – und übergibt sich mit Seele und Leib dem ewigen Verderben“.

Wie konnten Mutter Franziska und ihre Schwestern diesen Übeln entgegentreten? Darüber schrieb sie am 16. Juli 1883: „Gebet und Arbeit sollen in gleichen Linien laufen und als Doppelschwestern an der Hebung des geistigen und sozialen Elends der Menschheit wirkend, derselben wieder lehren was es heißt ,beten und arbeiten‘“.

Dass die Schwestern im Geiste von Mutter Franziska lebten, beweisen die Worte eines Priesters in Amerika im Jahre 1938: „Es waren so gute Schwestern, besser als andere, die ich kannte; so demütig, bescheiden, gottergeben, zurückhaltend, fromm, arbeitsam; so verschieden von anderen Schwestern wie Tag und Nacht; sie waren ein Herz und eine Seele; es gab keine Eifersucht unter ihnen. Besonders aber war es der Schwestern Armut, die mich zu ihnen hinzog. Und alle diese Tugenden lernten die Schwestern von Mutter Franziska, welche hierin als Muster und Vorbild vor ihnen leuchtete“.

Am 26. November 1889 erfolgte die Gründung der ersten Niederlassung in den USA: das Franziskus-Krankenhaus in Wichita (Kansas). Ab Mai 1890 half Franziska dort mehr als zehn Monate lang mit Rat und Tat und gründete weitere Krankenhäuser in Menomonie, Marshfield und Oskosh (Wisconsin) sowie zwei kleine Pfarrschulen, in Aleppo und in Ost (Kansas).

Im Juni 1891 unternahm Mutter Franziska eine weitere Reise in die Vereinigten Staaten. Im Dezember 1892 eröffnete sie in Wien-Simmering ein Haus zur Ausübung der ambulanten Krankenpflege.

Von 1894 bis 1899 leiteten die „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter“ das „Maria-Theresia-Krankenhaus“ in Wien für Frauen. Zahlreiche weitere Gründungen – vor allem in Nordamerika – folgten.

Am 7. August 1895 trat Mutter Franziska ihre dritte und letzte Reise in die USA an. In Monsignor Joseph Joch (1861–1944) hatte sie seit 1892 einen hervorragenden Helfer und Förderer in der Ausgestaltung der schon errichteten und der noch zu gründenden Filialen in Amerika. Er blieb mit den Schwestern bis zu seinem Tod im April 1944.

Verleumdung und Absetzung

Msgr. JacqueminIm März 1896 gab es Missverständnisse, deren Natur noch unbekannt ist, zwischen Mutter Franziska und Monsignor Joch. Doch nicht seinetwegen, sondern wegen Monsignor Jacquemin, reiste Franziska Mitte März ab, hielt sich bis Ostern im Wiener Konvent auf und nahm von dort Schwester Valeria, deren Rat sie schätzte, mit nach Rom.

Am Ostermontag, 6. April 1896, trafen Mutter Franziska und Schwester Valeria in Rom ein. Unerwartet tauchte dort am späten Nachmittag auch Monsignor Joch auf, um am folgenden Tag mit Mutter Franziska zu sprechen und ihr zu helfen. Bis spät in die Nacht betete diese vor dem Tabernakel und eilte morgens mit Valeria zum Franziskanerkloster nahe dem Lateran, um bei einem Priester Rat zu suchen. Danach fuhren beide nach Padua und beteten in der Kirche des heiligen Antonius. Anschließend reiste Franziska allein nach Bamberg zu ihrer Schwester. In der gleichen Nacht erkrankte Monsignor Joch schwer und musste im Bett bleiben.

Als Mutter Franziska nicht mehr in Rom erschien, benutzte Monsignor Jacquemin, der ihr seit 1894 nicht mehr so gut gesinnt war und sich zu viel in die Leitung der Schwestern einmischte, diese Gelegenheit, um sie mit falschen Behauptungen, die erst 1963 gefunden wurden, beim Kardinalvikar Lucidus Maria Parocchi (1833–1903) anzuklagen. Zusammen mit dem von Parocchi zur Ermittlung gesandten Pater Bernard Doebbing (1855–1916), dem späteren Bischof von Nepi, erreichte er ungerechterweise die Absetzung Franziskas als Generaloberin.

Am 14. April 1896 wurde Schwester M. Johanna Ankenbrand (1858–1955), die im Oktober 1883 Mutter Franziska nach Rom gefolgt war, zur neuen Generaloberin ernannt. Franziska blieb bis zum 2. Juli 1905 im Mutterhaus in Rom und lebte anschließend in tiefer Demut in „Castel Sant’Elia“, 50 Kilometer nördlich von Rom. Sie betreute die Kleinen im Kindergarten, betete stundenlang vor dem Tabernakel und zeigte eine große Verehrung zur Gottesmutter Maria.

Tod

Am Lichtmeßtag, dem 2. Februar 1911, fiel Franziska in der Kapelle in Ohnmacht, litt danach unter starken Kopfschmerzen und musste das Bett hüten. In der Nacht zum 28. Februar 1911 empfing sie die heilige Kommunion als Wegzehrung. Fortan hielt sie die Augen geschlossen, nur hie und da sprach sie tiefgehende Worte. Am Nachmittag des 4. März 1911 öffnete sie wieder ihre Augen. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas außerordentlich Friedliches an sich; es war wie ein Schein der Verklärung. An diesem Tag empfing sie zum letzten Mal die heilige Kommunion. Am 6. März, dem Tag, an dem Papst Pius X. (1835–1914) ihre Kongregation für immer bestätigte, starb Franziska im Alter von 66 Jahren im Kloster zu „Castel Sant’Elia“.

Beim Trauerzug durch die Straßen knieten sich viele Menschen nieder, um den Segen der „Heiligen“ zu empfangen, andere berührten ehrfurchtsvoll ihren Sarg. Nach dem Tod von Franziska gab es immer wieder Berichte, die von wundersam erhörten Gebeten an sie berichteten.

Seligspechung

Der Diözesanbischof von Nepi, Luigi Olivares (1873–1943), erlaubte am 12. November 1936, den Diözesanprozess für die Seligsprechung von Franziska zu beginnen. Bei der ersten Sitzung am 5. April 1937 wurde ihr der Titel „Dienerin Gottes“ verliehen. Papst Pius XII. (1876–1958) genehmigte am 13. Juni 1947 den „Apostolischen Prozess“. Der Seligsprechungsprozess ist noch nicht abgeschlossen.

Der Orden

Der Sitz der europäischen Ordensprovinz der „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter“ befindet sich in Abenberg bei Schwabach (Mittelfranken) im ehemaligen Augustinerinnenkloster Marienburg. Zur Provinz gehören die Filialen in Deutschland, Österreich, und Italien. Nach Franziska Streitel sind Gebäude, Straßen und Plätze in Bayern, Italien, den USA und in Brasilien benannt worden.

Literatur

  • A. Reichet: La Serva di Dio Madre Francesca Streitel, Citta del Vaticano 1946

Weblinks

aus:
Ernst Probst: Superfrauen 2 – Religion (GRIN)

Letzte Änderung: 17. April 2015 

Kommentare

Ein Kommentar zu “Streitel, Franziska”

  1. Schneider Andrea
    11. Dezember 2010 13:40

    Meine Oma hieß auch Franziska Streitel. Sie stammt aus Augsburg.
    Möglicherweise besteht hier eine weitläufige Verwandtschaft.
    Meine Oma starb 1969.

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