Wyart, Sébastien
Sébastien Wyart OCSO (1839–1904), französischer Zisterzienser; Abt von Mont-de-Cats, Sept-Font und Cîteaux; erster Generalabt des Ordens der Zisterzienser der strengeren Observanz (Trappisten) 1892–1904.
Schwankend zwischen der Berufung zur militärischen und dem Wunsch der Eltern zur geistlichen Laufbahn, hatte Henri Wyart nach der Seminarzeit in Cambrai zunächst am Kolleg in Turcoing unterrichtet, war dann aber 1860, dem Ruf Pius IX. folgend, als Zuave in die päpstliche Armee eingetreten (24. Aug. 1860 bis 20. Sept. 1870). Nach deren Auflösung 1870 hatte er als Offizier seines Heimatlandes im Deutsch-Französischen Krieg gekämpft und war für seine Tapferkeit bei Patay und Le Mans mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet worden.
Nach der Niederlage Frankreichs 1871 wechselte Wyart die Offiziersuniform gegen den Mönchshabit und trat als Novize in die Zisterzienserabtei S. Marie du Mont ein (Feb. 1872). 1875 setzte er seine theologischen Studien in Rom fort, wurde – immer noch zweifelnd – am Karsamstag 1877 auf Wunsch und im Beisein Pius‘ IX. zum Priester geweiht und nach weiteren Studien im Mai 1880 zum Doktor der Theologie promoviert.
Wegen der klosterfeindlichen Gesetzgebung in Frankreich wurde P. Sébastien eilig in sein Kloster zurückgerufen und ausgesandt, für den Konvent ein Exil im Ausland zu finden. Nachdem ihm das gelungen war (→ Koningshoeven), wurde er als Prior wieder nach Mont-de-Cats zurückbeordert und 1883 zum Abt gewählt. 1887 auf den Abtstuhl von Sept-Font berufen, war er auch Vorsteher (Generalvikar) der gleichnamigen Kongregation.
Als das Generalkapitel der Trappisten im Oktober 1892 schließlich die schon lange in der Luft liegende Ablösung der Kongregationen von Westmalle, Sept-Font und Melleray von der allgemeinen Observanz beschloss, wurde Wyart, der durch seine guten Verbindungen nach Rom den Plan zur Trennung maßgeblich vorangetrieben hatte (Eberl, Zisterzienser, 2002), zum ersten Generalabt des neuen Ordens der reformierten Zisterzienser gewählt. Ihm gelang es 1898, die infolge der französischen Revolution 1790 aufgehobene Zisterziensergründungsabtei Cîteaux wieder für den Orden zu gewinnen und wurde 1899 deren Abt.
Sébastien Wyart genoss das Vertrauen Pius‘ IX. und Leos XIII. und wurde von beiden mit wichtigen Missionen betraut. Er starb im August 1904 in Rom und wurde in der Abtei Trefontane beigesetzt. Sein Nachfolger als Generalabt wurde Augustin Marre, Abt von Igny und Weihbischof in Reims.
Literatur
- Edmond Obrecht: Théophile-Louis-Henri Wyart. In: The Catholic Encyclopedia. Bd. 15. – New York : Robert Appleton, 1912
- [Louis-Alexandre] Fichaux: Dom Sébastien Wyart. Abbé Général de l’Ordre Cistercien réformé. Auparavant Capitaine Adjudant-Major aux Zouaves Pontificaux. – Paris : Lethilleux, 21911
Théophile-Louis-Henri; * 12. Okt. 1839 (Bouchain, Nordfrankreich); †18. Aug. 1904 (Rom); Vest.: 11. Feb. 1872 (Mont-de-Cats); Prof.: 12. Feb. 1874, Dez. 1880; Sac.: 31. März 1877 (Rom, Lateranbasilika, Kard. Raffaele Monaco La Valletta); Abbas: Mont-de-Cats 30. Jan. 1883 bis 15. Juni 1889, Sept-Fons 28. Okt. 1887 bis 1899, Cîteaux 1899; Abbas gen: Okt. 1892 bis 18. Aug. 1904.
Letzte Änderung: 6. Januar 2010
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