24. April 2008

Zehntausende strömen zu Padre Pio

San Govanni Rotondo (ZENIT.org) – Tausende besuchten heute, Donnerstag, den kleinen italienischen Ort San Govanni Rotondo, um den aufgebahrten Leichnam des nach dem heiligen Franziskus und dem heiligen Antonius wohl bedeutendsten Heiligen Italiens zu sehen.

Padre PioRund 15.000 Menschen drängen seit den frühen Morgenstunden in die Kirche, wo der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal José Saraiva Martins, eine Messe zelebrierte.

Die sterblichen Überreste des Anfang März exhumierten Padre Pio sind in einem Kristallschrein in der Krypta des Konvents „Santa Maria delle Grazie“ ausgestellt. Das Antlitz des Kapuzinerpaters ist mit einer Maske aus Silikon bedeckt. Sein Gewand wurde von den Klarissen des Auferstehungsklosters in San Giovanni Rotondo genäht. Der Leichnam trägt eine Stola und Halbhandschuhe, die Padre Pio im Schrank seiner Zelle aufbewahrt hatte. Der Kristallschrein wurde vom georgianischen Künstler Goudji geschaffen. Er wiegt 600 Kilogramm, ist 2,10 Meter breit und 2,50 Meter lang.

Die Ausstellung des Leichnams und die kommerzielle Nutzung des Kultes um den Heiligen durch die Kapuziner sind in Italien umstritten. Schon im Vorfeld der Exhumierung war es in Italien zu polemischen Auseinandersetzungen gekommen. Kardinal Saraiva Martins wies in einem Interview für die Mailänder Zeitung „Il Giornale“ jeden Vorwurf des „Makabren“ einer derartigen Verehrung zurück. Der Brauch gehe auf die Urkirche zurück. Die jetzige Exhumierung des Leibes des heiligen Pater Pio sei ein üblicher Vorgang. Ungewöhnlich sei nur, dass sie nicht früher erfolgt sei, da dies zu den normalen Prozeduren (kanonische Rekognition) vor einem Seligsprechungsprozess gehöre. So sei die Rekognition zum 40. Jahrestag des Todes des heiligen Pater Pio nachgeholt worden – „gerade noch rechtzeitig, um den Leib konservieren zu können, der aufgrund der Feuchtigkeit zu verfallen begann“.

Die Reliquien werden noch bis zum September 2009 Ende 2008 ausgestellt bleiben. Was danach geschieht – ob er in das neue Heiligtum übertragen wird oder an seine ursprünglichen Begräbnisstelle zurückkehrt, ist noch offen.

Update: Ausschnitte aus der Liveübertragung der Einsegnungsfeier gibt es auf der Website der Kapuziner zu sehen. Die Moderation ist in italienischer Sprache, aber der gläserne Schrein und der Leichnam werden ausführlich gezeigt.

Padre Pio

Pater Pio (1887–1968), geboren als Francesco Forgione, ist einer der meistverehrten Heiligen Italiens. Meinungsumfragen zufolge ruft ihn jeder zweite Italiener in Notsituationen um Hilfe an. Im Alter von 23 Jahren tauchten an seinen Händen, Füßen und der Brust Wunden auf, die an die Kreuzigungsmale Jesu Christi erinnerten (Stigmata) und erst kurz vor seinem Tod verschwanden. Seit 1916 lebte der Kapuziner in dem apulischen Dorf San Giovanni Rotondo, wo er als Beichtvater und Seelenberater tätig war und schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt wurde. Am 9. Januar 1940 begann er damit, die Leiden von Pilgern zu lindern oder sogar vollständig zu heilen. Von den Spendengeldern, die die Gläubigen Pater Pio zukommen ließen, ließ er eines der damals modernsten Krankenhäuser Süditaliens bauen.

Bis heute zieht die Gestalt Pater Pios alljährlich Hunderttausende von Pilgern an. Padre Pio wurde 1999 selig und 2002 heilig gesprochen.

Lesermeinungen

2 Kommentare zu “Zehntausende strömen zu Padre Pio”

  1. emo
    25. April 2008 22:51

    Der Padre Pio war doch einfach ein „Emo“ (so nennt man das heute bei den Jugendlichen).

    Der hat sich einfach selber (in die Handflächen) geritzt…

  2. marion ihlas
    7. November 2008 03:04

    Ich sage nie wieder:
    „Das gibt es nicht.“

    Dann sage mal ausnahmsweise gar nichts mehr bis auf ein Zitat von Padre Pio:
    „Gott schickt Wunder als Zeichen für Ungläubige.“

    Ich hoffe, ihn noch sehen zu können vor Ende 2008. Dann bin ich gespannt, was passiert…

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