Chorgestühl


Chorgestühl (Chorstallen, von mhd. stal, Steh-, Sitzplatz), in Kloster- und Stiftskirchen die zu beiden Seiten des Chorraumes befindlichen hölzernen Sitzreihen für die Mönche bzw. Geistlichen.

Chorgestühl in der Abteikirche Heiligenkreuz

Chorgestühl in der Abteikirche Heiligenkreuz (Foto: Stift Heiligenkreuz)

Das Chorgestühl wird von den Mönchen und Nonnen während der täglichen Liturgie (Konventamt und Chorgebet) verwendet (daher Chormönche bzw. Chorschwestern). In frühchristlicher Zeit und im Mittelalter war es meist die einzige Sitzgelegenheit in einer Kirche.

Verwendung

Das Chorgestühl ist meist in zwei symmetrisch gegeneinandergestellten Reihen angeordnet, wobei die hintere Reihe eine Stufe höher liegt. Die vordere Sitzreihe ist durch eine Brustwehr mit den darauf befindlichen Betpulten zum Chor hin abgegrenzt und jeder einzelne Sitz durch eine Scheidewand von dem benachbarten Sitz abgetrennt. Die (hochgeklappten) Sitze sind an der Unterseite mit den sogen. Miserikordien versehen, kleinen, konsolenartigen Vorsprüngen, auf die sich der Mönch während des vorgeschriebenen Stehens stützen kann. Die Rückseite der hintern Sitzreihe ist meist von einem Baldachin überragt, der an beiden Enden von einer hohen Stirnwand getragen wird.

Künstlerische Gestaltung

Die Chorstallen wurden von der Spätgotik bis zur Renaissance mit reich gestalteten ornamentalen Schnitzereien verziert, die teils biblischen Inhalts sind, teils auch das Leben der Geistlichen in ernster und satirischer, oft derber Auffassung schildern. Häufig enthalten sie auch Darstellungen aus der Tierfabel und der Tiersymbolik.

Künstlerisch bedeutend sind u.a. die Chorgestühle im Ulmer Münster (1469–74, von Jörg Syrlin dem Älteren), in der Hospitalkirche zu Stuttgart, der Stephanskirche zu Wien, der Stiftskirche zu Herrenberg, in San Domenico zu Bologna, im Dom zu Siena, in San Giorgio Maggiore zu Venedig und anderswo. Auch in französischen und englischen Kirchen finden sich wertvolle Chorgestühle.

Letzte Änderung: 14. Juli 2009 

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