Cluny
Die Abtei Cluny war eine Benediktinerabtei in Cluny (Frankreich).
Gegründet wurde die Abtei Cluny am 11. September 910 durch Herzog Wilhelm III. von Aquitanien. Einerseits ist die Abteigründung eine klassische frühmittelalterliche Klosterstiftung, durch die sich ein Adeliger Gebetsbeistand für sich und seine Familie sichern wollte. Andererseits enthält die Gründungsurkunde auch etwas für die damalige Zeit völlig Neues: eine doppelte Exemption, die das Kloster dem Einfluss des Bischofs und der weltlichen Fürsten entzog und direkt dem Papst unterstellte. Der erste Abt, Berno von Baume, wurde von Herzog Wilhelm ernannt, alle weiteren Äbte wurden nicht wie zu damaliger Zeit sonst üblich von einem weltlichen Fürsten ernannt, sondern vom Konvent gewählt. Aufgrund dieser Privilegien der Exemption und freien Abtswahl wurde Cluny zum Ausgangspunkt einer Klosterreform, die nach der Abtei cluniazensische Reform genannt wird.
Berno leitete als er zum Abt von Cluny ernannt wurde bereits zwei Abteien und legte damit den Grundstein zum cluniazensischen Klosterverband, der sich über etwa zwei Jahrhunderte hinweg stetig ausbreitete und im Laufe der Zeit über tausend Klöster mit mehr als zwanzigtausend Mönchen umfasste.
Der cluniazensische Klosterverband war der erste Zusammenschluss von Klöstern zu einem Orden. Alle Klöster des Verbandes lebten nach der Benediktusregel und den Lebensgewohnheiten von Cluny. Die Beziehungen der Klöster in diesem Verband zu Cluny lehnten sich an das Feudalsystem an. Schloss sich ein Kloster dem cluniazensische Verband an, war es dem Abt von Cluny unterstellt. Der Obere des Klosters leistete dem Abt von Cluny einen Treueeid. Ihre Profess legten alle Mönche des cluniazensische Klosterverbandes auf Cluny ab. Die Oberen der Cluny unterstellten Klöster wurden vom Abt von Cluny ernannt.
Der Liturgie kam im Leben der Mönche von Cluny eine große Bedeutung zu. Das tägliche Offizium nahm entsprechend viel Zeit in Anspruch. Die Einnahmen aus Messstipendien waren hoch. Seit dem dritten Umbau der Abteikirche 1089 war die Abteikirche von Cluny bis zum Bau des Petersdoms im 16. Jahrhundert die größte christliche Kirche des Abendlandes.
Nach etwa zwei Jahrhunderten Blütezeit setzte im 12. Jahrhundert eine Phase des Niedergangs ein. Zum einen führten Verselbständigungstendenzen der angeschlossenen Klöster dazu, dass der Verband kleiner wurde und zum anderen sah sich Cluny der heftigen Kritik der Zisterzienser und des Bernhard von Clairvaux ausgesetzt.
Seit dem 15. Jahrhundert konnte Cluny seine Selbständigkeit gegenüber den weltlichen Herrschern nicht mehr behaupten; ab 1485 leiteten nur noch vom König eingesetzte Kommendataräbte das Kloster.
1790 wurde die Abtei im Zuge der Französischen Revolution aufgelöst, gesprengt und Stein für Stein verkauft. Heute steht nur noch ein Teil eines der beiden Querschiffe (Cluny III).
Daniel Tibi
Literatur
- Karl Suso Frank: Cluny. In: TRE 8 (1981), S. 126-132.
- Joachim Wollasch: Cluny – Licht der Welt. Aufstieg und Niedergang der klösterlichen Gemeinschaft. Düsseldorf: Patmos, 2001.
Weblink
Die Urkunden des Klosters Cluny, ein Forschungsprojekt des Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster; mit einer umfangreichen Linksammlung zu cluniazensischen Themen.
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Letzte Änderung: 29. April 2012
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