Gerleve


Abtei St. Joseph in Gerleve, Benediktinerabtei bei Billerbeck, Kreis Coesfeld, im westlichen Münsterland, mit Exerzitienhaus und Jugendbildungsstätte.

Kloster

Abtei Gerleve

Abtei Gerleve

Gegründet 1899 von Beuroner Mönchen, wurde Gerleve schon 1904 zur Abtei erhoben und gehört seitdem zur Beuroner Kongregation. Die Anfänge des Klosters gehen zurück auf die Geschwister Wermelt, die, da sie keinen Erben hatten, ihr landwirtschaftliches Gut, den Wermelthof, für eine Klostergründung zur Verfügung stellten. Die Pläne für Kloster und Kirche entwarf P. Ludger Wilhelm Rincklake OSB (1851–1927) aus der Abtei Maria Laach. Die seit 1904 als Gottesdienstraum genutzte Abteikirche wurde 1950 geweiht, der letzte Flügel der Klostergebäude 1960 errichtet.

Unter der Leitung des ersten Abtes Raphael Molitor (1873–1948) erlebte das Kloster einen rasanten Aufschwung. 1936 gehörten ihm 100 Mönche an, von denen viele als Theologen, Historiker oder Musikwissenschaftler hohes Ansehen erlangten. Zeitweilig führten sie eine kleine Schule und ein Internat in Coesfeld.

Während der nationalsozialistischen Diktatur wurde das Kloster 1941 von der Gestapo beschlagnahmt, die Mönche gauverwiesen, zum Militärdienst eingezogen oder in das KZ Dachau verschleppt (Augustin Hessing und Gregor Schwake). Die Klostergebäude wurde teils als Heim der NS-Volkswohlfahrt Mutter und Kind, teils als NS-Lehrhof der Hitler-Jugend genutzt. Kurz vor Kriegsende bezog im Februar 1945 ein Luftwaffenlazarett die Gebäude. Nach der Befreiung am 30. März 1945 diente dieses Lazarett für Verwundete aller Nationen zunächst unter US-amerikanischer, dann sowjetischer und zuletzt polnischer Leitung. Viele der Verwundeten starben. 200 Tote wurden auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

Erst im März 1946 konnten die überlebenden Mönche nach Gerleve zurückkehren und mit dem Wiederaufbau beginnen. 1952 wurde ein modernes Gästehaus für die Jugendarbeit errichtet, die neben der wissenschaftlichen Arbeit und der Exerzitientätigkeit immer mehr an Bedeutung gewann. Das 1951 von Gerleve gegründete Priorat Nütschau bei Lübeck ist seit 1975 selbständig.

Die Landwirtschaft der Abtei wurde inzwischen fast ganz aufgegeben. Die 46-köpfige (2009) Mönchsgemeinschaft ist heute v.a. in der Seelsorgs- und Bildungsarbeit tätig. Unter dem Namen Forum Gerleve finden mehrmals im Jahr öffentliche Vorträge und Konzerte statt. 2008 wurde die Stiftung Abtei Gerleve zur Unterstützung der Abtei gegründet.

Klostervorsteher ist seit dem 5. Dezember 2006 P. Laurentius Schlieker.

Kloster auf Zeit

Die Abtei verfügt über zwei große Gästehäuser: für Erwachsene das Exerzitienhaus Ludgerirast mit 47 Zimmern und für Jugendliche die Jugendbildungsstätte Haus St. Benedikt mit 80 Plätzen. Im Kloster selbst gibt es für männliche Besucher zehn Gästezimmer.

Adresse:

Benediktinerabtei Gerleve
48727 Billerbeck

Tel.: +49 (0) 2541 800-0
Tel.: +49 (0) 2541 800-233
Web: www.abtei-gerleve.de

Äbte

  1. Raphael Molitor, 1906–1948, seit 1905 Prior
  2. Pius Buddenborg, 1948–1971
  3. Clemens Schmeing, 1971–1999
  4. Pius Engelbert, 1999–2006
  5. Laurentius Schlieker, 2006–2009 Prior-Administrator, seit 2009 Abt

Literatur

  • Marcel Albert: 100 Jahre Benediktinerabtei Gerleve. – Münster: Aschendorff-Verlag, 2004
  • Pius Engelbert (Hrsg.): Saeculum. Zeit und Welt. 100 Jahre Abtei Gerleve. – Münster: Dialogverlag, 2004

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Lage & Anfahrt

Letzte Änderung: 29. April 2012 

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