Göttweig
Stift Göttweig, Benediktinerabtei in der Marktgemeinde Furth bei Göttweig, Bez. Krems-Land, Niederösterreich; Diözese St. Pölten.
Gelegen hoch über der Donau und weithin sichtbar, wird Göttweig auch das »Ã¶sterreichische Montecassino« genannt.
Göttweig wurde 1083 von Bischof Altmann von Passau (1065–91) als Chorherrenstift gegründet und 1094 von seinem Nachfolger Ulrich den Benediktinern übergeben. Die ersten Mönche kamen aus der cluniazensischen Abtei St. Blasien im Schwarzwald.
1382 erhielt der Abt die Pontifikalien und 1401 die Exemption, die nach Einsprüchen der Passauer Bischöfe 1452 und 1498 erneuert wurde. Im 16. Jahrhundert erlebte das Stift durch Türkengefahr und Reformation einen Niedergang. Der 1564 aus Melk gewählte Abt Michael Herrlich musste ohne Konventualen neu beginnen, konnte aber trotz eines Großbrandes 1580 und der Pestepidemie 1596 seinem Nachfolger 1603 geordnete Verhältnisse übergeben. Unter Abt Georg Falb (1612–31) wurde Göttweig zu einer Bastion der Gegenreformation.
Nach einer weiteren Brandkatastrophe 1718 lieferte der kaiserliche Hofarchitekt Johann Lucas von Hildebrandt die Pläne für den heutigen grandiosen Barockbau, der 1720 unter Abt Gottfried Bessel (1714–49) begonnen wurde und zu zwei Dritteln vollendet werden konnte.
Den Klosteraufhebungen des Josephinismus entging das Stift zwar, musste aber beträchtliche Einschnitte hinnehmen. Immerhin konnte 1804/13 die bis 1901 bestehende theologische Hauslehranstalt eröffnet werden. Zahlreiche Göttweiger Konventualen machten sich im 19. Jahrhundert als Gelehrte einen Namen, wie z.B. Archivar Friedrich Blumberger als Mediävist oder Abt Adalbert Dungel als Archäologe. Die von Pater Benedikt Kissling entdeckte Erd-Orchidee trägt noch heute seinen Namen (Orchis Kisslingii).
Während des NS-Regimes 1939–45 enteignet und als nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) verwendet, wurde das Kloster schließlich von russischem Militär besetzt und so schwer verwüstet, dass ihm nach dem Tod des Abtes Hartmann Strohsacker 1946 die Aufhebung drohte. Unter Abt Edmund Vasicek (1947–49) begann der langsame Wiederaufbau, dessen Hauptlast v.a. auf den Schultern seines Nachfolgers Wilhelm Zedinek (1949–71) ruhte. Die 35-jährige Regierungszeit von Abt Clemens Lashofer (1973–2009) führte zur inneren und äußeren Erneuerung des Stiftes und mit zahlreiche Neueintritten zu einer Vergrößerung und Verjüngung des Konvents. Abt Clemens ließ auch das Stift und zahlreiche Stiftspfarren renovieren.
Wirtschaftliche Grundlage des Klosters sind der Forstbetrieb (mit Jagd- und Fischereiverpachtung und der Göttweiger Wald-Erlebniswelt bei den Mammutbäumen), der Weinbau (verpachtet) und der Tourismus (mit Restaurant und Veranstaltungsservice im Brunnensaal und Sommerrefektorium). Die Landwirtschaft spielt nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die Mönchsgemeinschaft von Göttweig zählt knapp 50 Mitglieder, die die knapp 30 inkorporierten Stiftspfarren – ein Erbe der Chorherrenzeit – betreuen. Klostervorsteher ist seit August 2009 Abt Columban Luser OSB.
Tochterklöster
Göttweig hat zwei heute noch bestehende Tochterklöster: Die 1116 gegründete Abtei Seitenstetten und das 1991 gegründete Priorat St. Josef in Maria Roggendorf im Waldviertel (seit 2005 selbständig).
Adresse:
Benediktinerabtei
3511 Stift Göttweig
Österreich
Tel: +43 (0) 2732 85581–0
Fax +43 (0) 2732 85581–266
Web: www.stiftgoettweig.at
Mit dem Auto:
Autobahn A1 aus Richtung Wien (60 km) oder Salzburg (220 km) bis St. Pölten – Abfahrt Richtung Krems (20 km) – ab hier Hinweise auf Stift Göttweig. Schnellstraße S 5 aus Richtung Wien (85 km)
Mit der Bahn:
Von Wien und Salzburg: Westbahn bis St. Pölten – Bahnanschluss bis Paudorf bzw. Furth/Göttweig.
Von Wien: Franz-Josefs-Bahn bis Krems – Bahnanschluss bis Furth/Göttweig bzw. Paudorf, Busanschluss bis Stift Göttweig.
Letzte Änderung: 18. August 2009
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